Nach einer völlig unnötigen 1:3-Heimpleite im Top-Spiel gegen den Karlsruher SC ist der Vorsprung der Schanzer an der Tabellenspitze auf drei Punkte zusammengeschmolzen
(zel) Mit 1:3 (1:1) hat der FC Ingolstadt heute Nachmittag vor heimischer Kulisse das Top-Spiel der zweiten Fußball-Bundesliga verloren. Der Vorsprung der Schanzer an der Tabellenspitze ist damit von sechs auf drei Zähler zusammengeschrumpft. Die Niederlage ist besonders bitter, weil sie absolut unnötig war: Die Ingolstädter hatten vor rund 12 200 Zuschauern deutlich mehr Torchancen, waren über weite Strecken das klar dominierende Team und vermeldeten vor allem Mitte der zweiten Halbzeit Chancen im Minutentakt. Darunter ein Pfostenschuss von Moritz Hartmann. Doch Karlsruhe lauerte auf seine – spärlichen – Gelegenheiten und schlug eiskalt zu. Am Ende muss man sagen: Der FC Ingolstadt hat sich heute selbst besiegt, seine Chancen nicht genutzt, zu wenig clever agiert und beim 2:1 für die Gäste auch gepennt.
FC-Trainer Ralph Hasenhüttl fasste es treffend zusammen: Er habe viel Willen gesehen bei seinem Team sowie schöne Spielzüge und aufopferungsvolle Laufarbeit – aber am Ende "leere Hände".
Schon die Anfangsphase gehörte klar den Schanzern, die entschlossen wirkten und bereits in den ersten Minuten zwei, drei Mal in den Zweikämpfen ordentlich hinlangten. Die Gäste ließen es eher vorsichtig angehen – und wären fast schon in der neunten Minute bestraft worden, als ihnen am eigenen Strafraum ein gefährlicher Ballverlust unterlief, den die Ingolstädter aber nicht nutzen konnten. Drei Minuten später vermeldete der FC erneut eine aussichtreiche Gelegenheit, als Stefan Lex und Mathew Leckie einen blitzschnellen Konter vortrugen, sich aber dann verzettelten.
Das erste Offensiv-Ausrufezeichen setzten die Gäste in der 14. Minute, als eine flache Hereingabe an Freund und Feind vorbeiging. In der Folge geriet nun vieles zum Stückwerk. Der FC leistete sich ein paar Fehlpässe und Missverständnisse und brachte sich selbst etwas aus dem Konzept – ohne aber das Heft aus der Hand zu geben. Die Karlsruher dagegen wollten hier offenbar vor allem kein Tor kassieren und gingen entsprechend defensiv zu Werke.
Warum Fußball so brutal sein kann
Es war ein gefährliches Spiel, das der KSC zeitweise spielte. Denn nach vorne kam von den Gästen wenig. Als allerdings in der 20. Minute der FC wiederum ein Missverständnis fabrizierte, bot sich eine gute Chance für den KSC, der mit einem Flachschuss knapp neben das Tor von Ramazan Özcan zeigte, dass er auf seine Gelegenheiten lauert. Ohne aber selbst etwas zu riskieren. Das zeigte sich symbolisch an einem Freistoß, den der KSC zugesprochen bekam und freiwillig an die Mittellinie zurückverlegte, obwohl er gut 15 Meter weiter vorne hätte stattfinden sollen. Damit war die Marschroute der Gäste dokumentiert.
Und diese Taktik schien aufzugehen, als Daniel Gordon in der 33. Minute aus dem Nichts den KSC nach einer Ecke in Führung köpfte und den Spielverlauf damit auf den Kopf stellte. Doch der FC zeigte sich unbeeindruckt von diesem scheinbaren Betriebsunfall und behielt seine Linie bei. In der 37. Minute legte Pascal Groß einen Freistoß quer, doch sein freistehender Kamerad drosch das Leder aus etwa 18 Metern in die Wolken. Zwei Minuten später konnte die KSC-Abwehr FC-Angreifer Stefan Lex in höchster Not kurz vorm Tor gerade noch vom Ball trennen – und weitere drei Minuten später war es wieder Lex, der eine gute Szene hatte.
Doch dann war es eine haarsträubende Serie von Aussetzern in der FC-Hintermannschaft, die dem Karlsruher SC kurz vor dem Pausenpfiff beinahe das 2:0 beschert hätte. Auf der Gegenseite zog Tobias Levels per Fernschuss ab und zwang KSC-Keeper Dirk Orlishausen zu einer Parade. Und dann doch noch der längst der überfällige Ausgleich: Denn die folgende Ecke köpfte Moritz Hartmann in der Nachspielzeit zum umjubelten 1:1 in die Maschen.
Der FC Ingolstadt blieb auch in der zweiten Halbzeit das bestimmende Team, agierte manchmal vielleicht zu umständlich, war aber klar im Vorteil und unterstrich seine Ambitionen. In der 63., 64., 65., 67. und 76. Minute hatten die Schanzer gute bis beste Gelegenheiten, von denen jede zur Führung getaugt hätte. Vor allem der Schuss von Moritz Hartmann an den Innenpfosten, doch das Leder sprang aufs Feld zurück statt ins Netz. Und der Treffer fiel dann – wie ein Schock – auf der Gegenseite.
In der 82. Minute schlief die Hintermannschaft des FC komplett, als die Karlsruher einen Freistoß sehr schnell ausführten und Rouwen Hennings eiskalt den sich ergebenden Konter mit einem Flachschuss zum 2:1 veredelte. Allerdings war der Freistoß wohl zu schnell ausgeführt worden; der Ball ruhte nicht. Das hätte der Schiri zurückpfeifen müssen. Dennoch: Eine Abwehr darf sich auch nicht nur darauf verlassen, dass der Schiri schon abpfeift. Auch FC-Trainer Ralph Hasenhüttl meinte in der Pressekonferenz nach dem Spiel: Seine Jungs hätten in dieser Szene den Ball blockieren und die schnelle Ausführung dieses verhängnisvollen Freistoß verhindern müssen.
Rudelbildung gab es in der 88. Minute – und hier war Alfredo Morales mit der gelben Karte noch sehr gut bedient. Auch Hennings sah nach dem Getümmel Gelb.
Als die FC-Fans noch hofften, dass die vierminütige Nachspielzeit den Schanzern doch noch zumindest einen Punkt bescheren könnte, versetzte erneut Hennings diesen Hoffnungen den Todesstoß. Erneut mit einem Flachschuss traf er zum 3:1 für die Gäste, nachdem Roger einfach zu langsam war, um das noch verhindern zu können. Keeper Ramazan Özcan, der heute Abend übrigens bei "Blickpunkt Sport" im TV zu sehen ist, war auch hier machtlos. Und die völlig unnötige Heimpleite war damit endgültig besiegelt.
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