Das Auto hatte er sich ohne Wissen der Eltern gekauft, die Kennzeichen geklaut: Beim Versuch ihn zu stoppen wurden in München drei Streifenwagen beschädigt, am Ende flüchtete der Schüler zu Fuß
(ty) Ein 16-jähriger Schüler – ohne Führerschein und unter Drogen – hat gestern Abend am Steuer eines Pkw die Polizei in Atem gehalten. Erst nach einer atemberaubenden Verfolgungsjagd durch den Münchner Norden konnte der junge Mann gestellt werden. Drei Streifenwagen wurden dabei beschädigt. Als der Wagen des Jugendlichen nach einem Crash mit einem Kleintransporter nicht mehr fahrtüchtig war, flüchtete er zu Fuß, wurde dann aber geschnappt. Das Auto hatte der 16-Jährige angeblich ohne Wissen der Eltern gekauft, die Nummernschilder waren geklaut. Hier der detaillierte Bericht der Polizei zu diesem spektakulären Fall:
Gegen 19.30 Uhr war der 16-Jährige auf der Münchner Herzogstraße in östliche Richtung unterwegs; in seinem Auto saßen sich noch vier weitere Personen. Unmittelbar hinter ihm fuhr ein 33-jähriger Polizeibeamter in einem Streifenwagen. An der Kreuzung zur Leopoldstraße wollten der Beamte und sein Beifahrer den Schüler mittels Signal anhalten, da einige der Insassen nicht angegurtet waren. Als der Teenager dies erkannte, entzog er sich der Anhaltung durch Flucht.
Er überquerte die Leopoldstraße östlich, fuhr über die Trambahngleise in den Busbahnhof der Münchner Freiheit und anschließend wieder auf die Leopoldstraße in nördlicher Richtung. Weiter ging seine Flucht über die Ungererstraße und die Dietlindenstraße. Die Polizisten stellten derweil fest, dass die am Pkw angebrachten Kennzeichen wegen Diebstahls zur Fahndung ausgeschrieben waren.
An der Biedersteinerstraße bog der 16-Jährige nach links ab und rauschte mit etwa 80 km/h durch eine 30er-Zone; anschließend fuhr er auf dem Isarring über die Ifflandstraße stadteinwärts. Am Tucherpark setzte sich der Streifenwagen dann rechts neben den Pkw des Schülers. Plötzlich bog dieser unvermittelt nach rechts ab. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, bremste der Beamte das Polizeiauto stark ab, verlor dadurch die Kontrolle über den Wagen, kam nach links von der Straße ab und prallte gegen zwei Parkverhinderungsbügel am linken Straßenrand, wo der Streifenwagen dann auch stehenblieb.
Der Schüler bog indes an der Hirschauer Straße nach links und an der Tivolistraße nach rechts in Richtung Chinesischer Turm ab. An diesem wendete er und befuhr die Tivolistraße wieder in südöstlicher Richtung. Ein Polizeifahrzeug wurde nun quergestellt, um den Schüler zu stoppen – allerdings ohne Erfolg. Der Wagen des 16-Jährigen krachte gegen das Polizeiauto und beschädigte es. Anschließend flüchtete der Schüler in die Oettingenstraße, wo er mit 100 bis 120 km/h in südliche Richtung weiterfuhr.
Zu diesem Zeitpunkt war auch ein 51-Jähriger mit seinem Kleintransporter in südlicher Richtung auf der Oettingerstraße unterwegs. Als der an der Einmündung zur Theodorparkstraße am Verkehrszeichen „Vorfahrt achten“ anhielt, rauschte der 16-Jährige rechts über den Gehweg und an diesem vorbei. Dabei stieß der Wagen des Schülers gegen den Kleintransporter und beschädigte ihn. Obwohl sein Fahrzeug ebenfalls stark ramponiert wurde, flüchtete der Jugendliche weiter über die Lerchenfeldstraße. An der Kreuzung zur Prinzregentenstraße konnte der junge Mann anschließend durch Polizeibeamte gestellt werden, da sein Opel aufgrund der Beschädigungen nicht mehr fahrbereit war. Doch es war noch nicht vorbei.
Der gestoppte Schüler öffnete nun die Fahrertür, schlug diese gegen das Polizeiauto, das dadurch leicht beschädigt wurde, und flüchtete zu Fuß. Er konnte aber letztlich festgenommen werden. Der 16-Jährige erlitt dabei Abschürfungen am rechten Handgelenk und am linken Knie. Durch die von ihm verursachten Unfälle wurde niemand verletzt; der Sachschaden wird unterm Strich auf rund 10 000 Euro geschätzt. Während der Unfallaufnahme mussten zwei Spuren der Prinzregentenstraße stadteinwärts bis 21.20 Uhr gesperrt werden.
Der 16-Jährige war nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis. Nach seinen Angaben hatte er den Opel ohne Wissen seiner Eltern selbst erworben. Das Fahrzeug war nicht zugelassen und hatte keinen Versicherungsschutz. An dem Pkw waren Kennzeichen angebracht, die vor etwa sechs Wochen von einem geparkten Auto gestohlen wurden. Da der Schüler erkennbar unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stand, wurde eine Blutentnahme angeordnet. Im Pkw konnte eine geringe Menge Marihuana aufgefunden werden.
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