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Die CSU gibt sich selbstbewusst, sieht sich als Motor des Landkreises und zeigt sich unter dem neuen Chef Karl Straub mit Blick auf die nächsten Wahlen schon mal kämpferisch

Von Tobias Zell

Kreativität ist angesagt bei der Pfaffenhofener Kreis-CSU. Und zwar in jeglicher Hinsicht. Der gestrige Kreisparteitag in Hettenshausen begann mit fetzigen Trommel-Beats, die aus den Lautsprechern hallten. Hätte man nicht gewusst, das ist hier das Gasthaus Schrätzenstaller und wir sind bei den Christsozialen, man hätte sich glatt beim Karneval in Rio gewähnt. Christian Moser und Fabian Flössler, die beiden jungen Kreisgeschäftsführer der Partei, haben sich wirklich alle Mühe gemacht, der Veranstaltung Unterhaltungswert zu geben – im positiven Sinne. 

Powerpoint-Präsentationen wurden mit Musik unterlegt, der scheidende Vorsitzende Ludwig Wayand hatte bei der Amtsübergabe an Karl Straub sogar ein Zepter parat, am Ende wurde die Bayernhymne gesungen. Landrat Martin Wolf referierte über die Zukunft. Und vom Kreistags-Fraktionschef Reinhard Heinrich haben wir ein neues Wort gelernt: Ameisen-Tätowierer. Diese kreative Verbal-Watschn bekam SPD-Kreischef Markus Käser verpasst, ohne dass sein Name genannt wurde.

141 Delegierte haben sich gestern Abend im Saal des Gasthauses Schretzenstaller in Hettenshausen eingefunden.

Für eine Kreisvertreterversammlung mit all ihren Berichten und Wahlgängen war es eine recht unterhaltsame Veranstaltung. „Mit Pauken und Trompeten haben wir uns eingefunden“, begrüßte Wayand und eröffnete gleich mal mit einem Gag: Er habe angesichts des Getrommels schon gedacht, das seien die Schritte vom Erich. Der Erich, der heißt Irlstorfer, kommt aus Freising, ist der für den Landkreis Pfaffenhofen zuständige Bundestagsabgeordnete und eben kein Leichtgewicht. Neben ihm konnte Wayand auch Landrat Wolf, dessen Vize Anton Westner, Altlandrat Rudi Engelhard, Bezirksrätin Barbara Breher und die frühere Staatssekretärin Erika Görlitz begrüßen sowie den Hohenwarter Rathauschef Manfred Russer im Namen der CSU-Bürgermeister – insgesamt waren 141 Delegierte aus den 19 Ortsverbänden im Kreis gekommen.

In seinem Vorstands-Bericht ließ Wayand die Jahre 2013/14 Revue passieren und sprach von einem „vollen Erfolg für die CSU im Landkreis Pfaffenhofen“. Bei der jüngsten Bundestagswahl 57 Prozent eingefahren, bei der Landtagswahl 57 Prozent und bei der Bezirkstagswahl  46,5 – jeweils das Direktmandat errungen. Das sei in erster Linie auch ihr Erfolg, rief er den Delegierten im Saal zu und lobte die Arbeit an der Basis. Im vergangenen Jahr dann bei der Kreistagswahl 39,8 Prozent („kann sich sehen lassen“) und bei der Europawahl 40,1 Prozent (über dem Schnitt) geholt.

"Schau ma moi, na seng mas scho!" Darauf will sich die Kreis-CSU nicht verlassen und demnächst ein Zukunftspapier vorlegen: Hier Kreistags-Fraktionschef Reinhard Heinrich im Gspräch mit Landrat Martin Wolf (rechts).

Außerdem geben sich die Polit-Promis der Christsozialen im Landkreis die Klinke in die Hand: Beim CSU-Neujahrsempfang 2013 war Landesvater Horst Seehofer zu Gast, im Jahr darauf Ministerin Ilse Aigner und heuer Umweltministerin Ulrike Scharf. Aber unter Wayands Regie wurden in den vergangenen Jahren nicht nur Partei-Promis begrüßt und Wahlsiege gefeiert, sondern die Kreis-CSU neu aufgestellt und ausgerichtet. Man habe die interne Kommunikation verbessert, die Arbeit des Kreisvorstands neu geordnet und sei nach dem Wegzug von Philipp Greil nun mit den beiden neuen Kreisgeschäftsführern Flössler und Moser neu durchgestartet. 

Moser indes, der wie Flössler viel Lob bekam, wird den gestrigen Abend indes ohnehin so schnell nicht mehr vergessen. Ihm war nämlich das Missgeschick unterlaufen, dass er im Namen von Karl Straub einen doch eher überschaubar großen – um nicht zu sagen: recht mickrigen – Blumenstrauß organisiert hatte. Und mit diesem kleinen Bund Grünzeug stand der Abgeordnete dann doch etwas verloren auf der Bühne, um dem scheidenden Vorsitzenden Ludwig Wayand für seine Arbeit als Frontmann zu danken. 

Man möge sich doch nächstes Mal von Schatzmeister Russer etwas mehr Geld geben lassen, damit es für einen anständigen Strauß reicht, meinte Straub sinngemäß. Russer, der später auch jegliche Schuld von sich wies, weil er davon gar nichts gewusst habe, konnte in der Tat nichts dafür. Moser übernahm in vorbildlicher Polit-Manier „die volle Verantwortung“ für den Bonsai-Strauß, konnte seinen Fehlgriff aber erklären: Das sei die übliche Größe, die er seiner Freundin schenke. Wenn das heutzutage die übliche Größe von Blumensträußen sei, meinte Straub dann später noch, dann sei es entweder dieser Tage leichter als zu seiner Zeit, oder Moser sollte vielleicht für die Zukunft doch noch nachlegen. 

MdB Erich Irlstorfer.

So viel Wirbel um einen Strauß gab es zuletzt vermutlich bei der CSU, als Franz Josef noch gelebt hat. Aber die Blumen-Affäre war dann auch ausgestanden. Und es ging schon noch um Politik an diesem Abend. Der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer würdigte aber erst einmal das Engagement der ehrenamtlichen Parteimitglieder. Er ließ außerdem wissen, dass er für den Besuch des Kreisparteitags die Landesgruppe geschwänzt habe – weil es ihm sehr wichtig sei, vor Ort zu sein. Und er fühlt sich als Freisinger offenbar schon so daheim im Kreis Pfaffenhofen, dass er von Martin Wolf als „unser Landrat“ sprach.

Die Kriegs- und Krisenherde auf der Welt hätten mittlerweile Dimensionen erreicht, die nicht nur die Bundes- und Landespolitik, sondern auch die Kommunen erreicht hätten, sagte Irlstorfer mit Blick auf den Zustrom von Asylbewerbern. Hier brauche man volle Unterstützung, betonte er, denn diese Herausforderung sei nur gemeinsam zu meistern. Wolf Lobte er ausdrücklich für seinen umsichtigen Kurs in Sachen Asyl-Politik. Bezüglich der BND-Affäre nahm der CSU-Abgeordnete den Koalitionspartner SPD in die Pflicht: Man müsse miteinander reden, nicht über einander. Natürlich müsse an erster Stelle die Aufklärung stehen, stellte er klar, forderte aber Koalitions-Disziplin von den Sozialdemokraten im Bundestag ein.

 

Zepter-Übergabe: Ludwig Wayand (links) und sein Nachfolger als CSU-Kreischef, Karl Straub.

Der Landtagsabgeordnete Karl Straub sprach über Asyl-Politik. Es könne so nicht weitergehen, unterstrich er. Angesichts der tragischen Unglücke mit Flüchtlingsschiffen, die immer wieder Hunderte von Menschenleben fordern, sagte Straub: Die Menschen sollten erst gar nicht in Boote steigen, wenn sie keine Chance hätten, in Europa zu bleiben. Man müsse alles dafür tun, dass Wirtschafts-Flüchtlinge in ihren Heimatländern bleiben, proklamierte er und regte zum Beispiel eine Asyl-Beratung vor Ort an. Außerdem machte sich Straub für eine Europa-Quote zur Verteilung der Flüchtlinge auf die verschiedenen Staaten stark. Und wenn es nach ihm geht, dann sollten die Asylbewerber auch weniger Geld und wieder mehr Sachleistungen bekommen.

Landrat Martin Wolf blickte in die Zukunft.

Landrat Wolf befasste sich in seiner Rede mit der „Herausforderung Wirtschaftswachstum“ und erläuterte fünf Faktoren, die seiner Meinung nach von der Politik wesentlich zu begleiten sind, damit der Kreis Pfaffenhofen auch künftig im Wettbewerb bestehen kann. Erstens: Man brauche ein unternehmer- und gründerfreundliches Klima. Zweitens: „Wir müssen weiterhin Wachstum für Gewerbe und Wohnen ermöglichen und dürfen nicht in eine Blockade-Haltung verfallen.“ Drittens: „Wir dürfen nicht weiter über den Fachkräfte-Mangel klagen, sondern müssen Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen.“ Viertens: Man brauche eine Willkommens-Kultur für mögliche Partner, die man mit Standort-Marketing in die Region holen wolle. Fünftens: „Wir müssen bei weiter steigendem Verkehrsaufkommen für reibungslose Verkehrsflüsse sorgen und unsere Bürger gleichzeitig vor Lärm und Gestank schützen.“ Zu diesen Punkten soll es demnächst ein Grundlagen-Papier der Kreis-CSU geben, wie Wolf und Straub erklärten. Lesen Sie dazu auch: Herausforderung Wirtschaftswachstum

Reinhard Heinrich sieht die CSU als Motor des Landkreises und SPD-Kreischef Markus Käser als "Ameisen-Tätowierer".

Kreistags-Fraktionschef Reinhard Heinrich, auch Bürgermeister von Reichertshausen, betonte, dass der Haushalt des Landkreises heuer erstmals über 100 Millionen Euro umfasst – und dass man das stemmen könne, obwohl die Kreis-Umlage mit 45 Punkten bemerkenswert niedrig ist und der Landkreis eine geringe Verschuldung aufweist. Dennoch werde viel getan. So investiere der Kreis heuer über 15 Millionen Euro in Baumaßnahmen. Die CSU-Fraktion sieht Heinrich hier als „Motor“ und der Landrat sei keineswegs nur Verwalter. 

Es gebe im Kreistag aber „einige Neulinge“, die glauben würden, sie müssten Parteipolitik und Populismus machen, kritisierte Heinrich. Die CSU mache das aber so nicht mit, sondern wolle durch Sachlichkeit überzeugen. Man suche dazu stets den direkten Kontakt mit den Bürgern. „Wir gehen raus, auch in schwierige Gespräche“, so Heinrich. Denn auf die wichtigen Themen komme es an und nicht  auf die von „Ameisen-Tätowierern“. Dieses Prädikat (das sinngemäß für jemanden stehen soll, der sich mit nebensächlichen Mini-Themen befasst) galt zweifelsfrei SPD-Kreischef Markus Käser, denn Heinrich stellte die direkte Verbindung zur Rentamt-Debatte her: Käser hatte bekanntlich scharf moniert, dass auf Geheiß von Wolf ein Laden in dem landkreis-eigenen Gebäude vorübergehend als Behörden-Büro umgenutzt wird, weil wegen der laufenden Generalsanierung im Landratsamt Platznot herrscht. 

Heinrich gab ein klares Bekenntnis zur Ilmtalklinik ab. „Unser Krankenhaus muss kommunal geführt werden“, lautet sein Credo. Landrat Wolf würdigte er für dessen „kommunalfreundliche“ Kreispolitik. Und die Kooperation mit den Freien Wählern im Kreistag, die ja ausdrücklich keine Koalition ist, lobte er: „Es klappt bis dato sehr gut.“

Karl Straub, der frisch gebackene Chef der Kreis-CSU, gab sich mit Blick auf die in den Jahren 2017 bis 2020 anstehenden Wahlen schon jetzt kämpferisch. „Ich liebe Wahlkämpfe und ich verliere sehr ungern“, sagte er. Seine Frisur habe er bereits von seriös auf „Wahlkampf-Modus“ umgestellt. Dass er gestern Abend mit 141 von 141 Stimmen zum Nachfolger von Wayand gewählt wurde, ist ein bemerkenswertes Ergebnis und dürfte ihm zusätzlichen Antrieb verleihen. Blumensträuße wird er künftig aber möglicherweise selbst besorgen.

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Zepter-Übergabe bei der Kreis-CSU

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