Das Museum für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit im Mesnerhaus soll durch ein völlig neu konzipiertes Museum unter dem Motto "Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube" im Anbau der Spitalkirche ersetzt werden. Heute wurde das Grobkonzept von Landrat Martin Wolf (CSU) und Bürgermeister Thomas Herker (SPD) vorgestellt. Die Diskussion ist damit eröffnet.
Von Tobias Zell
In der Tat geht es um den Glauben. Aber auch um Hoffnung und Zuversicht. So gesehen hat Landrat Martin Wolf (CSU) die heutige Pressekonferenz mit den richtigen Worten eröffnet. „Ich glaube, wir können heute ein Konzept vorstellen, das den Stillstand, der seit 2007 herrscht, durchbrechen könnte.“ Es geht um nicht weniger als die Frage, wie es mit dem „Museum für sakrale Kunst und Volksfrömmigkeit“ im Pfaffenhofener Mesnerhaus weitergehen soll – beziehungsweise mit den Exponaten. Wolf und Bürgermeister Thomas Herker (SPD) präsentierten die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur kompletten Neuaufstellung und Neukonzeption des Museums im Anbau der Spitalkirche und gaben damit zugleich den Startschuss zur öffentlichen und politischen Diskussion.
Das Mesnerhaus, das seit 1978 als Location des Museums dient, spielt in den Zukunftsplanungen keine Rolle mehr. Prüfungen hatten ja ergeben, dass die Anforderungen an Brandschutz und Statik dort nicht mehr erfüllt sind. Schon im Jahr 2008 untersagte die Bauaufsichtsbehörde deshalb die weitere Nutzung des Obergeschosses als Museum. Ein Museum indes, das räumlich nicht nur arg beengt ist, sondern in das sich pro Jahr auch gerade mal um die 350 Leute verirrten. Ein Museum, das nun an neuer Stelle zu neuem Leben erweckt werden soll.
Ein fotografischer Streifzug durchs Museum im Mesnerhaus. Zum Starten der Bildergalerie auf eines der Vorschau-Fotos klicken.
Zwar waren zwischenzeitlich Pläne aufgekommen, im Bereich der Auenstraße einen platzbringenden Anbau zum Mesnerhaus zu errichten – doch das wurde angesichts der in keinem Verhältnis stehenden Kosten verworfen. Von gut 1,1 Millionen Euro war die Rede, und die Raumkapazität wäre danach immer noch recht begrenzt gewesen. Hinzu kommt, dass das Mesnerhaus nicht im Eigentum von Stadt oder Landkreis ist, die gemeinsam Träger des Museums sind. Im Zuge der Pläne zur Sanierung der nahe gelegenen Spitalkirche durch die Hl.-Geist-Stiftung brachte die Stadt dann die Idee ins Spiel, die Museums-Sammlung doch wieder dort unterzubringen – just da, wo sie anno 1903 auch ihren Ursprung genommen hatte. Ein „schlagendes Argument“ sei dieser Rückkehr-Gedanke gewesen, sagt Wolf.
Die grundsätzlichen Pläne für ein neues Museum im Anbau der Spitalkirche wurden heute vorgestellt. „Wir haben ein Grobkonzept, einen Zeitplan und einen groben Finanzierungsplan“, fasste Wolf zusammen. Das Konzept sieht eine Ausstellung unter dem Motto „Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube“ vor, der Zeitplan liebäugelt mit einer Eröffnung zum internationalen Museumstag am 21. Mai 2017 – im Jahr der Gartenschau. Und der Finanzierungsplan sieht Kosten von 525 000 Euro netto für die museale Ausstattung sowie jährliche Betriebskosten von 67 000 Euro vor – zur Hälfte jeweils zu berappen von Stadt und Kreis. Die Umbaumaßnahmen an dem Spitalkirchen-Anbau selbst – Herker spricht von einem mittleren bis höheren sechsstelligen Betrag – würde die Hl.-Geist-Stiftung als Eigentümerin übernehmen, die ihr Geld dann über die Jahre in Form von Miete wieder hereinbekommt.
Exponate im Mesnerhaus.
„Es besteht jetzt die Chance, das Museum an seinen ursprünglichen Standort zurückzuführen und dort in einer den musealen Anforderungen angepassten Umgebung mit einer neuen Konzeption und Fragestellung in einer modernen Gesellschaft zu verankern“, lautet das Fazit von Wolf. Auch Herker zeigt sich erfreut über das Konzept, das neben den Eckpunkten noch genügend Spielraum für Detailfestlegungen biete. „Das neu aufgestellte Museum kann sich zu einem Anker entwickeln, der eine weite Vernetzung der Stadt Pfaffenhofen mit den zahlreichen Stätten religiösen Brauchtums in der Umgebung ermöglicht“, sagt der Bürgermeister.
Im Museums-Kuratorium sei das Grobkonzept in der vergangenen Woche bereits abgestimmt worden. Nun sollen sich – noch vor der Sommerpause – die politischen Gremien von Kreis und Stadt mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie befassen. „Wir sind von dem Konzept überzeugt“, versicherten Herker und Wolf heute. Pfafenhofen und die Umland-Gemeinden würden davon profitieren. Und eine Prognose des Würzburger Fachbüros „FranKonzept“ bescheinigt dem Museum in spe ein Potenzial von jährlich zwischen 2200 und 4200 Einzelbesuchern – hinzu kämen noch Gruppen wie zum Beispiel Schulklassen.
Die Spitalkirche. Vom Anbau aus hat man durch das Fenster (rechts im Bild) einen direkten Blick ins Gotteshaus.
Dagmar Stonus von „FranKonzept“ stellte die Eckpunkte des Konzepts vor. Aus den Analysen hat sie zunächst einmal folgende Impulse zusammengefasst: In der Region wird ein großes Interesse am Besuch von Museen zu Spezialthemen registriert, was das Deutsche Hopfenmuseum in Wolnzach und das Kelten-Römer-Museum in Manching mit jährlich insgesamt rund 40 000 Besuchern dokumentieren. Außerdem finde man hier eine „reiche Glaubens- und Sakrallandschaft vor“, die das Museumsprofil unterstütze. Das Thema des Museums in Kombination mit dessen Unterbringung im Komplex der Spitalkirche bringe einen Standortvorteil. Und das Themenmuseum wird als Chance für die kulturelle Entwicklung von Stadt und Region gesehen – die Schlagworte lauten hier: identitätsstiftend, überkonfessionell, vernetzt.
Konkret nannte Stonus folgende Leit- und Konzeptziele für das potenzielle Museum:
- Die traditionsreiche Sammlung zur sakralen Kunst und Volksfrömmigkeit in der Region soll nach jahrzehntelangem, nahezu unverändertem Bestehen in neue Räumlichkeiten am Hauptplatz umziehen, an die musealen Standards der Gegenwart herangeführt und dort unter einer neuen Konzeption präsentiert werden.
- Das neue Museum soll mit anderen Museen und Kultureinrichtungen der Region auf Augenhöhe agieren und kooperieren können.
- Mit der musealen Neukonzeption soll eine Profilierung des Museums erfolgen, um die themenspezialisierte Museumslandschaft um einen weiteren Baustein zu bereichern.
- Das Museum soll sich an ein breites Zielpublikum wenden, inhaltliche Barrieren müssen überwunden werden. Ziel ist ein steigendes Besucherinteresse.
- Das Museum soll identitätsstiftend für die einheimische Bevölkerung wirken und Besuchern ein authentisches Bild eines thematischen Ausschnitts der lokalen/regionalen Geschichte und Gegenwart bieten. Dazu muss sich das Museum am neuen Standort nach außen inhaltlich und visuell öffnen.
- Das Museum soll im Hinblick auf den Betrieb und die Pflege das ehrenamtliche Engagement der Akteure weiterhin stark berücksichtigen, gleichzeitig aber auch eine fachlich qualifizierte Betreuung erhalten sowie punktuell Unterstützung durch die Vernetzung mit den Einrichtungen der Träger erfahren.
Entsprechend dem Motto „Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube“ zeigt die Studie ein innovatives Ausstellungskonzept auf, das nicht nur informieren, sondern je nach Ausprägung des Feinkonzepts auch überkonfessionelle Themen aufgreifen will. Das neue Museum solle zum Thema „Glaube“ in Stadt und Land intensiv vernetzt sein und als Dreh- und Angelpunkt Impulse für die Region setzen. So sollen nicht nur Museumsbesucher angesprochen werden. Mit ergänzenden Angeboten könnte das Museum die religiösen Sehenswürdigkeiten der Stadt erschließen, die Klöster und Wallfahrtskirchen im Landkreis über Thementouren erlebbar machen und mit Bildungseinrichtungen kooperieren.
Die Krypta unter dem Gebäude könnte für spezielle Führungen besucht werden, ist aber kein fester Bestandteil des derzeitigen Museums-Konzepts.
Auf zwei Ausstellungsebenen und mit einer Lager- und Depotfläche im Dachgeschoss stehen etwa 355 Quadratmeter in dem Anbau der Spitalkirche zur Verfügung. Im Erdgeschoss (133 Quadratmeter) sollen das Foyer, ein Museumsshop, die Garderobe, Schließfächer, Toiletten und auch schon der erste Teil der Ausstellung untergebracht werden. Neben einer „Pfaffengalerie“ mit Statements zum Glauben soll ein zehnminütiger Film zur Geschichte und Gegenwart von „Stadt, Land, Glaube“ den Einstieg ins Thema ebnen, bevor zwei Bereiche zur Geschichte von Stadt und Region sowie zur Historie von Spital und Kloster folgen.
Zentral im Obergeschoss (181 Quadratmeter) soll die Dauerausstellung mit den Bereichen „Glaubensmomente“ und „Glaubensstücke“ den Hauptteil des Museums bilden, wo sich auch die zahlreichen Exponate wiederfinden, die derzeit noch im Mesnerhaus oder im Depot untergebracht sind. Ein Multiunktionsraum für kleine Sonderausstellungen, Vorträge und Veranstaltungen soll Platz zum Dialog bieten. Und für ein kontemplatives Erlebnis ist eine Ruhezone mit Audio-Stationen geplant, die Orgeln in Stadt und Landkreis zum Klingen bringen.
Die Nachbarschaft zur Spitalkirche soll weitere Möglichkeiten eröffnen. Etwa zu übergreifenden Führungen oder zu einem Besuch der Krypta. Einen direkten Zugang zwischen dem Anbau und dem Gotteshaus selbst wird es zwar geben, der soll aber nur bei Führungen oder speziellen Veranstaltungen nutzbar sein. Es gibt allerdings – historisch bedingt – große Fenster, die von dem Anbau aus einen direkten Blick direkt ins Kirchenschiff bieten. Auch nach außen soll das Museum künftig eine moderne Sprache sprechen, es könnte sich etwa mit einem neuen Kopfbau zum Hauptplatz hin präsentieren.
Exponate im Mesnerhaus.
Die Trägerschaft des Museums soll bei Stadt und Landkreis verbleiben – sie teilen sich auch die Kosten. Eine qualifizierte Fachkraft in Teilzeit soll die wissenschaftliche Museumsbetreuung sicherstellen und die ehrenamtlichen Helfer des Heimat- und Kulturkreises unterstützen, die vor allem für Führungen eingesetzt und dafür auch weiterqualifiziert werden sollen. Für die Kasse, den Museumsshop und zur Reinigung sollen Teilzeitkräfte angestellt werden. Als Öffnungszeiten sind nach den bisherigen Planungen vorgesehen: mindestens an den Wochenenden jeweils von 10 bis 17 Uhr sowie darüberhinaus auf Anfrage, für Gruppen oder bei Veranstaltungen.
Landrat Wolf und Bürgermeister Herker hoffen nun auf eine positive Aufnahme des Konzepts, hinter dem sie voll stehen, und blicken der sich ergebenden Diskussion entgegen. Möglicherweise ist das Konzept aber zum Erfolg verdammt. Wolf sagt jedenfalls: „Wenn wir jetzt scheitern, fasst das Thema in dieser Politiker-Generation keiner mehr an.“
Als Erster zu Wort gemeldet hat sich der Pfaffenhofener Schriftsteller Steffen Kopetzky, der für die SPD im Stadtrat sitzt, das Amt des städtischen Kulturreferenten bekleidet und zudem im Museums-Kuratorium sitzt. Kopetzky hat eine „Kleine Denkschrift zur Zukunft unseres Heimatmuseums“ verfasst, die sich kritisch mit den nun öffentlich gemachten Plänen auseinandersetzt und die wir im Folgenden ungekürzt wiedergeben. Hier der Text von Steffen Kopetzky: "Eine große Chance"