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Denkschrift von SPD-Stadtrat und Kulturreferent Steffen Kopetzky zur Zukunft eines Pfaffenhofener Heimatmuseums

(ty) Wie ausführlich berichtet, liegt seit heute offiziell ein Grobkonzept auf dem Tisch, wonach das Museum im Pfaffenhofener Mesnerhaus durch ein völlig neu konzipiertes und komplett neues, modernes Museum im Anbau der Spitalkirche ersetzt werden soll. Das Motto dazu lautet: "Pfaffenhofen – Stadt, Land, Glaube." Landrat Martin Wolf (CSU) und Bürgermeister Thomas Herker (SPD), die sich von dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie überzeugt zeigen, wollten nach eigenen Worten ganz bewusst an die Öffentlichkeit gehen, bevor das Thema noch vor der Sommerpause in den zuständigen politischen Gremien von Landkreis und Stadt (beide sind Träger des Museums) behandelt wird. Die Diskussion ist somit eröffnet. Einen ausführlichen Bericht zu den Plänen lesen Sie hier.

Als Erster zu Wort gemeldet hat sich der Pfaffenhofener Schriftsteller Steffen Kopetzky, der für die SPD im Stadtrat sitzt, das Amt des städtischen Kulturreferenten bekleidet und zudem im Museums-Kuratorium sitzt. Kopetzky hat eine „Kleine Denkschrift zur Zukunft unseres Heimatmuseums“ verfasst, die sich kritisch mit den nun öffentlich gemachten Plänen auseinandersetzt und die wir im Folgenden ungekürzt wiedergeben. Hier der Text von Steffen Kopetzky:

Bescheidene Sammlung – Große Ansprüche

Die nun vorgestellte Machbarkeitsstudie über die Neufassung des Museums und Unterbringung der bisher im Mesnerhaus verwahrten Sammlung bestätigt leider das Dilemma, mit dem sich das Kuratorium, seit ich ihm in meiner Funktion als ehrenamtlicher Kulturreferent der Stadt Pfaffenhofen, angehöre, herumzuschlagen hat: die Sammlung, um die es geht, und die seit vielen Jahrzehnten liebevoll behütet wurde, besitzt eine gewisse stadt- und kreishistorische Bedeutung (insofern sie von engagierten Privatleuten schon 1903 initiiert wurde), kann aber leider aus sich aus heraus nicht die Qualität und Dynamik entwickeln, die – objektiv betrachtet – einen eigenen Museumsbau rechtfertigen würde. Auch wegen der Nähe bedeutender Museen religiöser Kunst in Eichstätt und Freising sieht die Machbarkeitstudie keine Möglichkeit, mit der Sammlung an sich ein funktionierendes, attraktives Museum zu errichten. 

Fragwürdige Herleitung – aus der Not heraus 

Die Autoren der Machbarkeitsstudie ergreifen nun aber gewissermaßen die Flucht nach vorn, indem sie nicht die Sammlung in den Mittelpunkt stellen, sondern diese nur als exemplarisches Zeugnis eines keineswegs regionalen, sondern eines Menschheitsthemas nehmen wollen. Des „Glaubens“ an sich.  In der Studie heißt es: „Das bedeutet, dass die Exponat-Interpretation vom Menschen her gedacht wird, anstatt vom Objekt auszugehen.“ 

Der Satz „dass die Exponat-Interpretation vom Menschen her gedacht wird, anstatt vom Objekt auszugehen“ - und zwar weil das Objekt an sich eine solche Beschäftigung gar nicht rechtfertigen würde – deutet den Wechsel von einer künstlerisch-kulturellen-regionalen Fragestellung zu einer anthropologischen an. 

Letztlich soll das Thema des Museums also der Glaube an sich sein und sollen die Exponate der Sammlung nur die historisch und regional begrenzte Ausformung dieses Themas zeigen. Man könnte mit dieser Begründung auch ein „Museum der Kunst“ begründen und mit regional vorhandenen Kunstwerken dokumentieren, egal ob deren Qualität an sich eine aufwendige Präsentation rechtfertigen würde oder nicht. Dies sehe ich als das Kernproblem des vorliegenden Konzepts der Würzburger Agentur. Es versucht, was man im Marketing die Schaffung eines psychologischen Alleinstellungsmerkmals nennt – im Gegensatz zu einem echten. 

Zwischen Twitter und Weihrauch

Am Anfang des Museums, als „Eingangsinszenierung“, soll die in der Studie so genannte „Pfaffengalerie“ stehen, in der prominente Zeitgenossen ihren Glaubensstandpunkt darlegen, um auf die „universalen“ Aspekte des Glaubens hinzuweisen. Neben Künstlern mit Bezug zur Stadt, sind dazu der Abt von Scheyern, die katholischen Bischöfe der drei Bistümer oder der Alt-Papst Benedikt genannt. 

Neben dieser zeitgenössischen „Promi-Ecke“ sollen aber auch „sinnliche“ Dimensionen angesprochen werden – durch Licht, Klang und Duft (Weihrauch) soll quasi „Mystik“ zum Erleben entstehen. Nun ist aber Mystik eigentlich das genaue Gegenteil von Sinnlichkeit, nämlich die Ausschaltung der Sinne, das Erwachen eines inneren Sinns, eine Welt-Entrücktheit, die gerade alle Eindrücke löschen will. 

Weihrauch, Orgelmusik und Lichtspiele stehen eher in der Tradition der Inszenierung des Glaubens, wie er speziell in der katholischen Tradition entwickelt wurde. Ein Beispiel für diese Glaubensinszenierung aus der Zeit des Barock, wäre die Pfaffenhofener Werkstätte von Balthasar Kraft. Ein früherer Vorschlag, das Museum Balthasar Kraft und seiner „Branche“ zu widmen, den ich persönlich sehr reizvoll fand, wollte das Kuratorium nicht weiter vertieft sehen.

Aber auch der Gedanke an ein Museum, das sich mit der Geschichte unserer Heimat beschäftigt, wurde in der Studie zugunsten der Idee verabschiedet, das Pfaffenhofener Land als „Heimat des Glaubens“ zu vermarkten. Hinter „sacrum. Pfaffenhofen“, „Museum Pfaffenhofen – Frommes Land-Lebendiger Glaube“, so einige der Namensvorschläge für das Museum, würde der Heimataspekt gänzlich zurücktreten. Wo bleibt die erstaunliche Frühgeschichte des Landkreises (Stichwort Singenbacher und Wolnzacher Funde der Münchshöfener Kultur)? Wo bleibt die Stadtgeschichte? Die Geschichte des Handelsplatzes Pfaffenhofen? Die Industriegeschichte (Stichworte Eisenbahnbau oder Nahrungsmittelproduktion?) Die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg? Die Ankunft der Heimatvertriebenen? Die Entwicklung nach dem Mauerfall? Das „neue“ Pfaffenhofen der Gartenschau? Diese Liste ließe sich verlängern.

Ein Heimatmuseum als lebendiges Zentrum der Kultur

Dabei kann ja aber eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass das sich beständig verändernde und an Bevölkerung wachsende Pfaffenhofener Land und die Kreisstadt dringend eines Heimatmuseums bedürften. In einem solchen sollte auch die bislang im Mesnerhaus verwahrte Sammlung angemessen und erhellend gezeigt werden, aber das Ziel müsste schon sein, dass ein Besucher des Museums von der städtebaulichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Geschichte Pfaffenhofens ebenso viel erfährt, wie von seiner religiösen.

Das Heimatmuseum sollte sich nicht auf museal-konservatorische Arbeit beschränken, zumal dessen Räumlichkeit in der zu renovierenden Spitalkirche so limitiert sind, dass eine Ausweitung der Tätigkeit des Museums in die Stadt hinein sowieso unausweichlich sein wird. Auch die Machbarkeitsstudie betont die Bedeutung einer Vernetzung des neu zu schaffenden Museums mit der Kulturszene in Pfaffenhofen. 

Deshalb fordere ich einerseits eine stärkere konzeptionelle Ausrichtung des neuen Museums auf die tatsächliche Heimatgeschichte. Anstelle einer „Pfaffengalerie“ sollte diese im Eingangsbereich zur Darstellung kommen. Wer das Museum besucht, sollte dort zumindest eine Grundidee von der Geschichte der Stadt bekommen. Dort, wo das Konzept den Museumsshop vorsieht, sollte der zentrale Anlaufpunkt unserer Kulturarbeit entstehen. Die Sammlung aus dem Mesnerhaus sollte, mit seinen besten Stücken und erhellender Erläuterung im Obergeschoss Platz finden. Der Heimat- und Kulturkreis, der bei der letzten Sitzung sehr ehrenwert darauf hingewiesen hat, dass seine Personalkapazitäten wie ursprünglich angedacht für einen Museumsbetrieb nicht ausreichen werden, kann sich hier wie gehabt engagieren.           

Desweiteren fordere ich die Schaffung einer Stelle für Museumspädagogik oder besser Kulturpädagogik, die nicht nur das neue Museum, sondern das bereits existierende gesamte Angebot speziell an Kinder, Jugendliche und andere Gruppen vermittelt. Das Ziel muss sein, dass jedenfalls alle unsere Kinder schon in der Grundschule an die kulturellen Einrichtungen in Pfaffenhofen professionell und zeitgemäß herangeführt werden und so von unserem lebendigen kulturellen Reichtum profitieren können. Dazu gehören neben dem neu zu schaffenden Museum, unter anderem die Städtische Galerie, die Artothek, die Dichterstube, die Kulturhalle, das Kreativquartier, die Rathausgalerie, die Stadtbücherei, aber auch das laufende Kulturangebot der Stadt und des Kreises. Neben einer guten Programmarbeit ist die Vermittlung dieses Programms von ebenso großer Bedeutung. Dies kann nicht nebenbei und auch nicht ehrenamtlich geschehen! 

Insofern bietet unsere Suche nach einer Lösung für die Unterbringung der bescheidenen Sammlung aus dem Mesnerhaus eine große Chance, Pfaffenhofens Kultur ein entscheidendes Stück weiter zu entwickeln. Diese sollten wir unbedingt nutzen. Eine offene Diskussion dazu muss nun beginnen.

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