In dem Reichertshofener Ortsteil wurden 20 wild lebende Katzen eingefangen – sie werden nun medizinisch versorgt und kastriert. Auf den Kosten bleiben die beiden engagierten Vereine allerdings sitzen
(ty) In einer konzertierten Aktion der „Tierfreunde der Region Ingolstadt“ (TRI) und des Pfaffenhofener Tierschutzvereins sind am Wochenende im Reichertshofener Ortsteil Gotteshofen 20 wild lebende Katzen eingefangen worden. Sie wurden anschließend nach Unterschleißheim gebracht, wo sie beim dortigen Tierschutzverein medizinisch versorgt und kastriert werden. Das berichtet Sylvia Langer, die stellvertretende TRI-Vorsitzende. Hier lesen Sie die Geschichte dieser Gemeinschafts-Aktion, die verhindern soll, dass sich unter den Tieren Krankheiten ausbreiten – und dass unerwünschter Nachwuchs erschlagen oder ertränkt wird.
Bei diesem „Projekt Gotteshofen", wie TRI den Einsatz nennt, ging alles ganz schnell. „Am 8. Mai, schrieb mich über unsere Seite bei Facebook eine Frau an und fragte, an wen man sich wenden kann, da in ihrem Ort ein Katzenproblem herrscht“, berichtet Sylvia Langer gegenüber unserer Zeitung. „Ich habe mir das schildern lassen und am 9. Mai bin ich mit meinem Mann nach Gotteshöfen gefahren, um mir ein Bild zu machen.“ Die Frau, die sich an TRI gewandt hatte, habe die Situation vor Ort erläutert. „Sie zeigte uns auf einem Grundstück eine leere Stallung. Dort und auf den daneben liegenden Grundstücken zählten wir auf Anhieb an die 15 Katzen. Allesamt nicht geimpft, nicht entwurmt und nicht kastriert und sie leiden teilweise an Katzenschnupfen und Milbenbefall.“
Der Fall war für Sylvia Langer klar: „Wir haben erkannt, dass dort dringend etwas getan werden muss, dass die Vermehrung und die Verbreitung von Krankheiten unterbunden werden muss“, berichtet sie. Die ersten Kätzchen hätten auch schon geworfen, der Nachwuchs sei offenbar ertränkt worden. Für TRI gab es keinen Zweifel: Hier musste rasch gehandelt werden.
„Die Anzahl der wild lebenden beziehungsweise verwaisten Katzen ist hier in Gotteshofen in den letzten Jahren enorm angestiegen“, schildert die Einwohnerin, die sich an TRI gewandet hatte. „Allesamt nicht kastriert, geschweige denn geimpft, entfloht oder entwurmt. Und das sieht man den Tieren auch an. Durch massive Revierkämpfe sind einige verletzt, einem Kater fehlt sogar das Ohr.“
Jetzt, im Frühling, sei wieder Hochkonjunktur der kleinen Kätzchen – und bei so vielen könne man hochrechnen, wie schnell es gehe, bis aus 20 Tieren 40 würden. „Allerdings wissen dies auch manche auf einfache, unkonventionelle Art und Weise zu verhindern und die Kitten werden der Mutter entrissen und ertränkt.“ Um dies gleich vorab durch Kastration zu verhindern und dem Tierleid ein Ende zu setzen, habe sie eine Tierschutzorganisation gesucht und sei bei TRI fündig geworden, schildert die Frau.
Zurück zum Ortstermin. Nach der Begutachtung der Lage nahm TRI-Vizechefin Langer am 11. Mai Kontakt mit dem Tierschutzverein Pfaffenhofen auf – er ist vertraglich zuständig für Reichertshofen – und man vereinbarte bereits für den 14. Mai ein Treffen in Gotteshofen. „Da haben wir dann mit den Nachbarn gesprochen und ganz spontan für Sonntag, 17. Mai, eine Fang-Aktion organisiert.“
Beim Pfaffenhofener Tierschutzverein bestätigt man das auf Anfrage unserer Zeitung: Man sei über TRI aufmerksam geworden auf das Problem in Gotteshofen und habe sich umgehend die Misere angesehen. Sandra Lob, die Pfaffenhofener Tierheimleiterin, unterstreicht: „Wir mussten dringend handeln und sind froh, dass TRI und der Tierschutzverein Pfaffenhofen auf dem kurzen Dienstweg sofort kooperativ, schnell und unkompliziert zusammengearbeitet haben“. Ihr großer Dank gilt den ehrenamtlichen Helfern der beiden Vereine.
Am Sonntag stieg also nun die eilends anberaumte Fang-Aktion. Zwischen 9 und 14 Uhr seien mit Hilfe von Lebend-Fallen insgesamt 20 Streuner erwischt worden. „Zwischendurch haben wir mit den Bewohnern lange Gespräche geführt und ihnen die Problematik erklärt“, berichtet Sylvia Langer. Man habe dabei vermittelt, dass Kastrieren wichtig sei – und dass es nicht rechtens sei, den ungewollten Katzennachwuchs zu ertränken oder zu erschlagen.
„Am Nachmittag haben wir dann mit zwei Autos die 20 Katzen nach Schleißheim gefahren, wo sie beim dortigen Tierschutzverein ärztlich versorgt und kastriert werden“, erklärt Langer zur weiteren Vorgehensweise. Dort werde jedes Tier nun einzeln begutachtet. Die Katzen, die noch nicht so alt und nicht ganz so wild sind, könnten eventuell noch in gute Hände vermittelt werden. „Alle anderen kommen zurück nach Gotteshofen, wo dann mit Unterstützung der Nachbarn eine Futterstelle eingerichtet werden soll, sodass die regelmäßige Versorgung gesichert ist.“ Im Laufe dieser Woche solle zudem versucht werden, auch die restlichen wilden Katzen einzufangen und ebenfalls zu versorgen.
Wie viel Geld diese ganze Aktion kostet, sei noch nicht abzuschätzen, sagt Langer – „aber es wird auf jeden Fall vierstellig“. Und dabei spricht sie nur von den reinen Arztkosten. Denn alles andere – vom Equipment bis zu den Fahrten – werde ehrenamtlich geleistet. „Ein großer Wermutstropfen bleibt“, bestätigt auch die Leitung des Pfaffenhofener Tierschutzvereins. Beide Vereine blieben auf den Kosten für Kastration, Entwurmung und Kennzeichnung der Katzen sitzen. Deshalb sei man stets auf Spenden angewiesen.
Immerhin ist den beiden Vereinen der Dank aus Gotteshofen sicher: „Eine wahnsinnig schnelle und absolut zuverlässige Hilfe“, lobt die Frau aus dem Reichertshofener Ortsteil, die durch ihre Kontaktaufnahme mit TRI die ganze Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte. Und die nun Spenden für die Arbeit der beiden engagierten Vereine sammeln will.
Weitere Informationen zu den "Tierfreunden der Region Ingolstadt" und zum Tierschutzverein Pfaffenhofen gibt es auf den Homepages der beiden Vereine. Dort findet man auch die Daten der Spendenkonten.