Augsburgs Bischof Konrad Zdarsa betonte heute in seiner Fronleichnams-Predigt: "Es liegt an uns, ob die Pflege des kirchlichen Brauchtums glaubwürdig erscheint"
(pba) Gemeinsam mit rund 800 Gläubigen hat heute Bischof Konrad Zdarsa im Hohen Dom zu Augsburg und während der anschließenden Prozession vorbei am Rathaus und durch die Maximilianstraße das Hochfest des Leibes und Blutes Christi gefeiert. In seiner Predigt erinnerte der Bischof an den tieferen Sinn dieses Festes. Heute werde viel geredet, sagte er. Die Menschen, zumal die Jüngeren, brauchten eine beeindruckende inspirierende Umgebung, um über das Äußere das Innere, über den Leib die Seele zu erheben.
Aber wer habe Tiefgehenderes verkündet und gesagt und dabei durchaus die Sprache seiner Landsleute gesprochen als Jesus? Er habe beim Abschiedsmahl den Jüngern etwas sehr Wesentliches geschenkt: Brot und Wein seien bei jeder südländischen Mahlzeit in Gebrauch, so Bischof Zdarsa. Jesus habe sich den Menschen darin ausgeliefert, damit sie nach ihrem Gutdünken mit ihm verfahren. "All das darf ruhig in unsere Betrachtung eingehen", betonte der Bischof. Und er fügte hinzu: "Wer sind wir denn? Und wie gehen denn wir mit ihm um?"
Nach dem Abendmahl sei Jesus zum Ölberg gegangen, nicht zu einer feierlichen Prozession. Vom Baldachin und goldenen Gefäßen, von Kerzen und Gesängen und Gebeten sei keine Rede gewesen. Der Bischof fragte deshalb, "ob die Menschen dieser unserer Stadt, unseres Landes, die die zahlreichen Fronleichnamsfeiern beobachten, noch wissen, was dieser Feier der katholischen Kirche, diesem traditionellen Brauch katholischer Volksfrömmigkeit letztlich zugrunde liegt?" Ob sie wenigstens erahnten, wie wir damit umgehen? Ob wir sie wenigstens dafür gewinnen könnten, im Maße des Möglichen zu verstehen, "dass wir in dieser kleinen unscheinbaren Gestalt des Brotes den Herrn über Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit, das Zentrum unseres Glaubens, Gipfel und Quelle allen christlichen Lebens verehren?"
Wir selber seien die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch lese, richtete sich der Bischof mit Bezug auf ein Gebet aus dem 14. Jahrhundert an die Gläubigen. Deshalb liege es zunächst ausschließlich an uns, "ob schon unser Beten und Singen, unsere Andacht und unser Weg – ja überhaupt die Wahrnehmung und Pflege des gesamten kirchlichen Brauchtums – glaubwürdig und überzeugend erscheint."
Er appellierte deshalb auch an den Mut, in den ganz alltäglichen Begegnungen vom Glauben zu sprechen oder wenigstens davon, "dass wir in die Kirche gehen und aus welcher Kraft wir leben". Der "Normalverbraucher" verbinde mit dem Wort Fronleichnam nur das Ende aller Möglichkeiten eines Menschen, den Tod. Aber gerade dann, wenn aller äußere Aufwand, aller Ruhm und alle Rede im Tod ans Ende gekommen seien, dürften wir hoffen, dass Gott, „dem niemand zu klein und zu gering ist, unsere armselige, erbarmungswürdige irdische Existenz zum ewigen Leben verwandeln wird".
An der anschließenden Prozession bei – so der Bischof – "unüberbietbar strahlendem Sonnenschein" beteiligten sich auch die Augsburger Innenstadt-Pfarreien und Katholiken anderer Muttersprachen, die in Augsburg wohnen. Sie trugen auch Fürbitten vor. "Damit haben Sie stellvertretend in Ihren Sprachen und mit Ihren Stimmen den lebendigen katholischen Glauben auf unserer Welt bezeugt", so der Bischof. Er bestehe nicht nur aus Gottesdienst und Gebet, sondern auch aus Mitmenschlichkeit und Begegnung.
Musikalisch begleitet wurde der Prozessionszug von den Domsingknaben und der Musikkapelle aus Lauben-Heising in der Nähe von Kempten. Allen Teilnehmern der Prozession wünschte der Bischof, sie möge in überzeugender Weise nachklingen. "Ich danke Ihnen allen, die Sie diesen Tag in so beeindruckender Weise mitgefeiert haben." Es lohne sich, Gott in so großer Schar zu loben und zu preisen.