Pfaffenhofens Dritter Rathauschef Roland Dörfler (Grüne) hat sich unmissverständlich gegen eine islam-kritische Kundgebung positioniert, die am Samstag parallel zur Moschee-Eröffnung stattfinden soll. Dem Bundesvorsitzenden der Kleinpartei "Die Freiheit", die zu der Protest-Aktion aufruft, attestierte Dörfler, er habe "keinen IQ, sondern einen AQ – einen Arschquotienten". Daraufhin bekam Dörfler beklemmende E-Mails. Das Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ plant nun am Samstag eine Gegen-Demo unter dem Motto "Pfaffenhofen ist bunt."
Update: "Ich lasse mich nicht einschüchtern"
Update: Morddrohungen auch gegen Ersten Bürgermeister
(ty) Roland Dörfler (Grüne), der Dritte Bürgermeister von Pfaffenhofen, hat mehrere Morddrohungen erhalten, nachdem er sich unmissverständlich gegen eine islam-kritische Kundgebung positioniert hat, die am Samstag – zeitgleich zur Eröffnung der Moschee – stattfinden soll. Hinter der genehmigten und angemeldeten Protest-Veranstaltung steht die Kleinpartei „Die Freiheit“. Dessen Bundesvorsitzendem, Michael Stürzenberger aus München, hatte Dörfler in einem Zeitungsinterview attestiert: „Der Mann hat doch keinen IQ, sondern einen AQ – einen Arschquotienten.“
Daraufhin seien rund 40 böse E-Mails in seinem städtischem Postfach eingegangen, sagt Dörfler gegenüber unserer Zeitung. Der Inhalt reiche von übelsten Beschimpfungen und Beleidigungen („grüner Kinderficker“) bis hin zu Mord- und Hinrichtungs-Drohungen. „Wir wissen, wo du wohnst“, zitiert Dörfler. Oder: „Wir werden dir auflauern und dich ermorden.“ Bürgermeister Thomas Herker (SPD), den Dörfler urlaubsbedingt vertreten hatte, bestätigte die Morddrohungen gegen seinen Stellvertreter heute via Facebook und rief zugleich zu einer Gegen-Demo unter dem Motto „Pfaffenhofen ist bunt“ auf.
Die hiesige Polizei und die Ingolstädter Kripo seien über die Morddrohungen informiert, sagt Dörfler und ist bemüht, sich vom Inhalt der E-Mails nicht beeindrucken zu lassen. „Natürlich macht einen das nachdenklich“, räumt er ein. Aber die Absender seien halt Menschen mit „verwirrten Gedankengängen“. Dörfler will lieber betonen, dass die Moschee von Mitbürgern gebaut worden sei, die voll integriert seien. Pfaffenhofen sei weltoffen und tolerant, das Miteinander werde hier großgeschrieben. „Ich binde es furchtbar und zutiefst bedauerlich, dass ausgerechnet an diesem Festtag für die türkisch-islamische Gemeinde ein paar Rechtspopulisten aufmarschieren und ihren Schwachsinn verzapfen wollen.“
Hintergrund des besagten Interviews, das Dörfler – in seiner Funktion als amtierender Bürgermeister – gegeben hatte, ist die feierliche Eröffnung der Moschee und des Kulturzentrums der türkisch-islamischen Gemeinde an der Hohenwarter Straße von Pfaffenhofen. Zu dem Festakt am kommenden Samstagnachmittag sollen neben hieisgen Vertretern aus Kirchen und Politik unter anderem auch der türkische Konsul, ein Kulturattaché der Botschaft sowie Vertreter des Ditib-Dachverbands kommen.
Zeitgleich – nach eigenen Angaben von 12 bis 16 Uhr – ruft „Die Freiheit“ zu einer Protestveranstaltung auf. Eigentlich wollte die Kleinpartei einen Standort direkt gegenüber der Moschee beziehen. Das wurde aber laut Dörfler abgelehnt, weil man dadurch die Eröffnungsfeier der Moschee beeinträchtigt sah. Versammeln dürfen sich die Teilnehmer der Protest-Kundgebung nun in etwa 150 Metern Entfernung. In Absprache mit den Antragstellern sowie Vertretern von Stadtverwaltung, Landratsamt und Polizei sei genehmigt worden, dass dort ein Info-Tisch und ein Pavillon aufgestellt werden dürften. Weitere Auflagen, so Dörfler: Es darf zu keiner „Dauerbeschallung“ kommen; zwischen den Reden muss es Pausen geben; es darf kein Megafon, aber Lautsprecher-Technik zum Einsatz kommen und die Lautstärke darf einen bestimmten Wert nicht überschreiten. „Sonst wird der Saft abgedreht“, erklärte Dörfler in dem besagten Zeitungsbericht – und bestätigte das heute gegenüber unserer Zeitung.
„Die Freiheit“ hatte schnell auf Dörflers klare Aussagen reagiert. „Es wäre schön“, heißt es auf der Homepage der Kleinpartei, „wenn möglichst viele Patrioten kömmen würden, damit diesem unwissenden frechen Grünling und den anderen Islam-Verharmlosern gezeigt wird, dass die Bevölkerung anders über die Kolonisierung ihrer Heimat durch eine Eroberungs-Ideologie denkt.“ Man lade „alle demokratisch gesonnenen Patrioten und Islamkritiker ein, zu dieser wichtigen Protestveranstaltung zu kommen“, heißt es.
Pfaffenhofens Erster Bürgermeister Thomas Herker (SPD) bestätigt via Facebook die Morddrohungen gegen seinen Stellvertreter und ruft zugleich zur Demo unter dem Motto "Pfaffenhofen ist bunt" auf.
In Pfaffenhofen will man der Kundgebung von „Die Freiheit“ etwas entgegensetzen. Das Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ lädt deshalb ebenfalls von 12 bis 16 Uhr zu einer angemeldeten Demo ein. Unter dem Motto „Pfaffenhofen ist bunt“ soll auf dem Gehweg vor der Moschee eine Menschenkette gebildet werden, berichtet die ehemalige Dritte Bürgermeisterin Monika Schratt (Grüne). Das sei gestern Abend bei einem Treffen beschlossen worden.
Laut Schratt sollen für die Demo auch T-Shirts mit der Aufschrift „Pfaffenhofen ist bunt“ verkauft werden. Eigentlich würden die je zwölf Euro kosten, aber Schratt will sie für fünf Euro verkaufen, damit auch viele Leute zugreifen. Den fehlenden Betrag wolle man über Spenden finanzieren. Wer die Aktion unterstützen will, kann auf folgendes Konto einzahlen oder überweisen: B90/Die Grünen KV Pfaffenhofen; Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte; IBAN DE80 7216 0818 0000 0073 58. Am Samstag sollen die T-Shirts ab 9.30 Uhr an einem Infostand am Hauptplatz verkauft werden.
Bürgermeister Herker hat bereits über Facebook zur regen Teilnahme an der „Pfaffenhofen ist bunt“-Demo aufgerufen. „Nachdem gerade Morddrohungen gegen Roland Dörfler, wegen seiner Stellungnahme zu Stürzenberger und Konsorten, im Rathaus eingehen, würde ich mich sehr über ein starkes Signal und große Teilnahme freuen“, schreibt er und appelliert an die Bürger: „Farbe bekennen!“
„Niedere Instinkte und Angst vor Fremden funktionieren leider immer – auch landespolitisch“, bedauert Herker mit Blick auf die Kundgebung der Kleinpartei. Was die Drohungen gegen Dörfler betrifft, sagt er: „Ich bin mir sicher, dass er sich von solchen Spinnern nicht ins Bockshorn jagen lässt.“
Die Moschee in der Hohenwarter Straße wird am Samstag eröffnet.
"Das nehmen sicher bestimmte Kräfte zum Auslöser für überzogene Äußerungen und Aktionen", sagt Landrat Martin Wolf (CSU) angesichts der Aufregung um Dörflers klare Äußerungen. Man messe den Drohungen und der islam-kritischen Demo keine gesteigerte Bedeutung bei. Bei der Bewertung der Sicherheitslage am Samstag bei der Moschee-Einweihungsfeier werde man das aber sorgfältig berücksichtigen.
Die Kleinpartei „Die Freiheit“ setzt sich nach eigenen Angaben für eine Gesellschaft ein, deren Mitglieder ein Höchstmaß an Freiheit genießen. „Darunter verstehen wir unter anderem die Meinungsfreiheit, die Freiheit der Presse, die Versammlungsfreiheit, die Freiheit vor Kriminalität und Gewalt, die Freiheit der Partnerwahl und die Religionsfreiheit (die auch die Freiheit einschließt, keine Religion zu haben)“, heißt es auf der Homepage. „Diese Freiheiten gelten für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder sexueller Orientierung.“ Nach Ansicht der Kleinpartei gilt es, die Freiheit zu verteidigen, zum Beispiel „gegen die Ausbreitung totalitärer Ideologien, insbesondere den politischen Islam“. Von vielen Beobachtern wird „Die Freiheit“ als rechtspopulistische Anti-Islam-Partei eingestuft.
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