Wenn ab morgen der „Große Preis von Ingolstadt“ auf dem Volksfestplatz ausgetragen wird, steht der 15-jährige Justin Barth aus Langenbruck im Mittelpunkt – Denn er träumt von der großen Rennfahrer-Karriere
(ty) Wenn morgen auf dem Volksfestplatz in Ingolstadt der erste „Große Preis von Ingolstadt“ ausgetragen wird und 21 Teams in ihren schnellen Karts gegeneinander antreten, steht einer ganz besonders im Rampenlicht. Justin Barth, der für das Audi-Team an den Start geht und natürlich zeigen will, was einer, der mit vier Jahren zum ersten Mal in so einem Kart saß, an fahrerischer Finesse zu bieten hat.
Nicht viele Jungs können von sich behaupten, dass sie Michael und Ralf Schuhmacher bestens kennen. Oder Sebastian Vettel. Justin Barth aus Langenbruck schon. Er kennt sie, hat sie unzählige Male getroffen, war mit ihnen auf der Rennstrecke und ist sogar im Schumacher-Team als Pilot gefahren. Natürlich nicht in der Formel 1. Justin war lange Mitglied im KSM Racing Team, das sich auf Kartrennen spezialisiert hat, dem Anfang jeder Rennfahrer-Karriere. Das Kart stand am Anfang der Karriere von Michael Schumacher. Und es soll, geht es nach dem Willen von Justin Barth und seinen Eltern, auch den Beginn seiner Karriere als Rennfahrer markieren, die schon eine erstaunliche Geschichte hat, obwohl Justin gerade einmal 15 Jahre alt ist.
Justin Barth und Michael Schumacher in einem leider nur sehr niedrig aufgelösten Handyfoto. Foto: Privat
„Mit vier Jahren bin ich zum ersten Mal Kart gefahren“, erzählt Justin, „das war auf einer Bahn in Kranzberg bei Allershausen.“ Als sein Vater mit den beiden größeren Brüdern dorthin fuhr – nur so zum Spaß – wollte der kleine Justin unbedingt mit. Mit unabsehbaren Folgen. „Das hat mir halt getaugt“, sagt Justin. Und ließ sich von da an jedes Wochenende nach Kranzberg bringen. Er hatte Feuer gefangen, seine Eltern auch.
Nur ein Jahr später war klein Justin stolzer Besitzer seines ersten eigenen Bambini-Karts, was schon mal mit gut 5000 Euro zu Buche schlug. Und Reisender in Sachen Kartrennen. Sein Vater, der gleichzeitig sein Coach, sein Mechaniker und sein Sponsor war, brachte ihn an jedem Wochenende auf eine andere Rennstrecke in Deutschland. In einem Fiat-Bus, in dessen Laderaum sich das Kart befand. „Ich wurde von Wochenende zu Wochenende besser“, erzählt Justin. Und sein Mutter pflichtet ihm bei. Sie und ihr Mann hatten das fahrerische Talent von Justin früh erkannt.
Ein paar Jahre zu früh. Denn noch durfte Justin nicht an Rennen teilnehmen. Dazu musste er in Deutschland erst acht Jahre alt werden, in Österreich sieben. Deswegen absolvierte er sein erstes echtes Rennen auch in Tirol. Mit einem inzwischen neuen Kart, ein KF3 mit 28 PS, das bis zu 140 km Stundenkilometer auf die Strecke brachte.
Nach dem ersten Rennen in Tirol ging es dann ein Jahr später auch in Deutschland los. „Mein Vater hatte beschlossen, dass ich Rennen in ganz Deutschland mitfahren sollte.“ So kam es dann auch. Und Justin heimste die ersten Preise ein, ob beim ADAC Kart Masters, bei SAKC, dem süddeutschen ADAC Kart Cup oder beim DMV, wo er mehrfach den Deutschen Meistertitel errang. Auch bei den Deutschen Kartmeisterschaften war er mit dabei, fuhr gegen Fahrer aus aller Welt.
„Da ist er gegen Millionäre und Milliardäre angetreten“, erzählt seine Mutter, „wir konnten uns keinen Spitzenschrauber leisten und auch keine zweite oder gar dritte Chassis für das Kart.“ Und ein wenig verbittert fügt sie hinzu: „Das ist nach der Kirche die größte Mafia.“ Andere Fahrer hätten bis zu 500 000 Euro pro Saison in ihren Sport gepumpt. Bei Justin waren es gerade einmal 70 000 Euro. Und die zahlte kein Sponsor, sondern sein Vater.
Jetzt aber ist erst einmal Schluss für Justin. Das Geld ist nicht mehr da, um ihn weiter begleiten zu können auf die nächste Stufe des Rennsports. „Wir haben mindestens 350 000 Euro im Lauf der Jahre in Justin und seinen Sport investiert“, sagt seine Mutter, „wenn das überhaupt reicht.“ Dagegen ist jedes Studium ein Schnäppchen.
Und weil der Motorsport ohne Sponsor richtig teuer wird, mussten die Barths ihren Traum vom Rennfahrer-Sohn jetzt auch erst einmal begraben. „Wir mussten vor einem Jahr mitten in der Saison aufhören“, erzählt seine Mutter, „was Justin jetzt bräuchte, das wäre ein Sponsor, der sein Talent erkennt und ihn fördert. Fördert, damit er in der Formel 4 einsteigen könnte. „Jetzt wäre die Zeit reif, dass er ins Auto kommt.“
Ob Justin seine Leidenschaft Motorsport weiter ausleben kann, hängt also davon ab, ob er einen Geldgeber findet, der wie seine Eltern von Justins Talent überzeugt ist. Und das sollte bei der bisherigen Karriere des Mittelschülers eigentlich gelingen. Oder vielleicht beim Großen Preis von Ingolstadt. Denn da fährt Justin im Audi-Team mit. Und, so seine Mutter: „Er wird versuchen dass er glänzen kann.“
Im Audi Team jedenfalls hat man das außergewöhnliche Talent bereits erkannt. Deswegen coacht Justin auch die Jungs von Audi für den Großen Preis von Ingolstadt. Was ihnen wohl nicht allzu viel helfen wird. „Sie werden es schwer haben gegen ihn“, ist sich seine Mutter sicher. Denn Justin Coacht nicht nur, sondern sitzt auch selbst am Steuer eines Karts. Ebenfalls in einem geliehenen, wegen der Chancengleichheit.
Es sei nur ein kleiner Hoffnungsschimmer, sagt seine Mutter. Aber sie hoffe natürlich, dass der Große Preis von Ingolstadt genau die Plattform sein könnte, um auf Justin und sein Talent aufmerksam zu werden.
Weitere Artikel: