Alleine in Ingolstadt verübten die beiden bulgarischen Frauen 45 Straftaten
(ty) Seit Oktober 2013 kam es vermehrt zu einer Vielzahl von professionellen Taschendiebstählen in den Fußgängerzonen und Geschäften bayerischer Innenstädte. Alleine in der Ingolstädter Innenstadt landeten 45 Fälle bei der Polizei. Die Ermittlungen der Polizei konkretisierten sich dabei auf zwei weibliche Täterinnen, die jetzt in Freising festgenommen wurden.
Eine der beiden 19 und 29 Jahre alten Frauen wurde mehrfach bei Geldabhebevorgängen von Überwachungskameras der Geldinstitute aufgezeichnet. Diese Aufnahmen führten schließlich zur Identifizierung der 29-jährigen Tatverdächtigen mit bulgarischer Staatsangehörigkeit. Allerdings war es nicht möglich den Aufenthaltsort der reisefreudigen Frau zu ermitteln.
Nachdem sich die Taten der zwei Diebinnen in den Fußgängerzonen stets auf Wochentage und weitgehend auf die Tatzeiträume zwischen 10 und 14.30 Uhr beschränkten, setzte die Polizei mit einem konkreten Fahndungskonzept nach. Verglichen mit verschiedenen Personenbeschreibungen und Bildern der Überwachungskameras gelang es den Freisinger Fahndern, die zwei weiblichen Tatverdächtigen in der Freisinger Innenstadt festzunehmen. Dabei wurde bei der älteren Bulgarin ein erst am Vormittag entwendeter Geldbeutel mit 350 Euro Bargeld sichergestellt. Die beiden Frauen wurden dem zuständigen Haftrichter vorgeführt. Gegen beide Trickdiebinnen erging Haftbefehl.
Wie die Ermittler der Polizeiinspektion Ingolstadt herausfanden, reisten die beiden Frauen für ihre Diebestour aus ihrem Heimatland häufig mit dem Zug an und konzentrierten sich bei ihrer Arbeit auf Handtaschendiebstähle weiblicher Kunden, die zum Einkaufen im Innenstadtbereich – Ludwig-, Mauth- und Moritzstraße – sowie am Parade- und Rathausplatz in Ingolstadt unterwegs waren.
Skrupellos bedienten sie sich der an Kinderwägen, Rollatoren oder auch am Körper herunterhängenden Einkaufs- und Handtaschen. Durch geschicktes und hochprofessionelles Vorgehen, gelang es ihnen oftmals unbemerkt Geldbörsen zu entwenden und kurze Zeit danach die EC-Karten mit der oft mitgeführter PIN bei Geldinstituten einzusetzen, noch bevor die Opfer den Verlust bemerkten.
So räumte die 29-jährige Bulgarin bei ihrer polizeilichen Vernehmung insgesamt 100 Straftaten ein. Die Dunkelziffer jedoch dürfte weit höher liegen. In Ingolstadt konnten dem Diebespaar insgesamt 45 Taten zugeordnet werden. Bislang konnten der 29-Jährigen fünf Geldabhebungen mit zuvor entwendeten Karten in Ingolstadt nachgewiesen werden.
Mit welchen dreisten Maschen die beiden Frauen in Bayern über mehrere Monate unterwegs waren, sollen die nachfolgenden aus der Ingolstädter Serie stammenden Fälle veranschaulichen: Als eine 71-jährige Rentnerin im April den Drogeriemarkt in der Ludwigstraße verließ, wurde sie von einer unbekannten Person angerempelt. Zunächst dachte sich die ältere Frau nichts dabei, kurze Zeit später stellte sie fest, dass ihre Tasche offen stand und ihre darin verstaute Geldbörse fehlte. Die mit Magnetverschluss versehene Tasche war für die Trickdiebin leicht unbemerkt zu öffnen.
Mütter mit Kinderwagen und ältere Menschen mit Rollatoren hängen gerne ihre Handtaschen an die Schiebevorrichtung ihrer Wägen und werden deshalb gerne Opfer von Trickdiebinnen. So berichtet beispielsweise eine 39-jährige, dass sie während eines Einkaufs im April in einem Ingolstädter Bekleidungsgeschäft in der Fußgängerzone ihre Handtasche aus praktischen Gründen am Kinderwagen befestigte. Als sie wenige Zeit später an der Kasse bezahlen wollte, stellte sie fest, dass ihre Handtasche geöffnet war und die darin befindliche Geldbörse fehlte.
Als eine 51-jährige Eichstätterin ihren Einkaufsbummel im Januar in Ingolstadt schon fast beendet hatte, begab sie sich noch kurz in die Kosmetikabteilung eines Innenstadtdrogeriemarktes in Ingolstadt, um sich zu ein paar speziellen Produkten beraten zu lassen. Während des Gespräches mit der Verkäuferin standen mehrere Jugendliche um sie herum, erinnert sich die Anzeigenerstatterin. Ohne etwas zu kaufen, verließ sie den Laden. Erst als sie am Folgetag ihre Handtasche wieder öffnete, stellte sie fest, dass die mit Reißverschluss verschlossene Innentasche geöffnet war und das darin befindliche Etui fehlte. Über eine von ihr abgegebene Personenbeschreibung konnte die 19-Jährige inzwischen festgenommene Bulgarin, identifiziert werden.