Wie ein junger Vogel ein groß angelegtes Foto-Shooting mit der Rallye-Legende und einem Porsche 356 um eine Stunde verzögerte
Von Tobias Zell
Ein tierischer Zwischenfall hat dieser Tage ein groß angelegtes Foto-Shooting mit Rallye-Legende Walter Röhrl um insgesamt fast eine Stunde verzögert. Just, als das Team den roten Porsche 356 aus Röhrls Garage in St. Englmar holen wollte, waren seltsame Fiep-Geräusche zu hören. Und die mussten ihren Ursprung irgendwo an dem Auto haben – wie sich nach einer Suche in der ganzen Garage per Ausschluss-Prinzip herausstellte.
Jedenfalls wurde also erst einmal nicht fotografiert, sondern gefahndet. Und wie uns berichtet wird, dauerte es doch eine ganze Weile, ehe klar war, woher die Laute denn kommen. Schließlich fand Röhrl hinter einem der Hinterreifen, unter dem besagten Sportwagen eine junge, verirrte Amsel. Die musste nun freilich erst einmal gerettet und versorgt werden. Und erst danach konnte das Shooting – mit insgesamt fast einstündiger Verspätung – beginnen.
Der renommierte Fotograf Anatol Kotte hat durch diesen tierischen Zwischenfall gleich noch ein ungeplantes und außergewöhnliches Motiv vor die Linse bekommen. Dann wurden aber an verschiedenen Locations die eigentlich geplanten Bilder gemacht. Die sollen für mehrere anstehende Veröffentlichungen verwendet werden. Im Porsche-Magazin, das im Delius-Klasing-Verlag erscheint, sollen zum Beispiel zwei Geschichten über die Rallye-Legende veröffentlicht werden. Eine Story beschäftigt sich mit dem „Unruheständler“ Röhrl, dessen Terminkalender nach wie vor prall gefüllt ist.
Walter Röhrl (links) und Dieter L. Scharnagl kümmern sich um die junge Amsel.
Redakteur Bastian Fuhrmann wird außerdem eine Geschichte über Röhrls Liebe zu Porsche verfassen. Zu deren Bebilderung war übrigens auch unbedingt der rote Porsche 356 nötig, unter dem sich der kleine Vogel versteckt hatte. Denn das allererste Privatauto, das sich Röhrl einst im Alter von 21 Jahren gekauft hat, war eben ein solcher roter Porsche 356. Im Jahr 1981 fuhr Röhrl später auch eine Saison lang für Porsche, seit 1993 ist er Repräsentant und Versuchsfahrer der Marke. Aber auch seine Kontakte zu Audi, wo er von 1984 bis 1987 große Erfolge feierte, sind nie abgerissen. Das zeigt sich schon an einem weiteren Buch-Projekt.
Dieter Ludwig Scharnagl, der frühere Leiter der Sportpresse-Abteilung von Audi und ein enger Freund von Röhrl, arbeitet zusammen mit Edwin Baske vom Delius-Klasing-Verlag an einem ganz speziellen Buch, das in zwei Jahren zum 70. Geburtstag von Walter Röhrl erscheinen soll. „Darin erzählt Walter Röhrl zahlreiche Geschichten aus seinem bewegten sportlichen Leben. Er ist ja im Grunde ein Allround-Sport-Talent“, sagt Scharnagl im Gespräch unserer Zeitung. Röhrl-Fans müssen allerdings nicht so lange auf das nächste Buch warten. Denn ebenfalls im Delius-Klasing-Verlag erscheint noch heuer ein Buch über Röhrl und seinen langjährigen Copiloten Christian Geistdörfer, mit dem er 13 Rallye-WM-Läufe gewann.
Ein solcher roter Porsche 356 war damals das erste Auto, das sich Walter Röhrl privat gekauft hat.
Röhrl war von 1973 bis 1987 Rallye-Profi und holte in dieser Zeit zwei WM-Titel – er ist damit überhaupt der einzige deutsche Rallye-Weltmeister – sowie einen EM-Titel. Parallel dazu ging er auch bei Rundstreckenrennen an den Start. Seine Laufbahn als Profi beendete er 1992 bei Audi, wo er aber seit 1988 hauptsächlich mit Entwicklungsaufgaben betraut war. Seit 1993 ist er Repräsentant und Versuchsfahrer bei Porsche; für die Marke nahm er bis 1994 auch noch hin und wieder an Rennen teil, bis heute fährt er Wettbewerbe im historischen Automobilsport.
Insgesamt hat Röhrl in seiner bemerkenswerten Karriere 14 Siege bei Rallye-WM-Läufen gefeiert. Besonders stolz ist er auf seine vier Erfolge bei der Rallye Monte Carlo – denn die gelangen ihm für unterschiedliche Marken: 1980 gewann er mit Fiat, 1982 in einem Opel, 1983 triumphierter er für Lancia und 1984 schließlich in einem Audi.