Wolfgang Hauke, Geschäftsstellenleiter des BFV-Bezirksverbands und seit 25 Jahren selbst Fußball-Schiri, brach beim Diskussionsforum in Uttenhofen eine Lanze für die Unparteiischen
(ind) Gut 20 Freunde des Fußballsports, darunter Spieler, Trainer, Vorstände und Schiedsrichter, hatten sich auf Einladung der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen zum Diskussionsforum unter dem Motto "Der Schiri, der Fußball und i" beim Alten Wirt in Uttenhofen eingefunden. Die Pfaffenhofener Unparteiischen wollten mit dieser Veranstaltung allen Beteiligten Gelegenheit zum Austausch geben – nämlich darüber, was die Fußballer von den Schiris erwarten und was einen Schiedsrichter bei den Fußballern erwartet. Abgesehen von der – wohl auch hitzebedingt – überschaubaren Resonanz fiel den anwesenden Vertretern der Schiedsrichterzunft eines auf: Von denjenigen, die am meisten kritisieren, war kein einziger gekommen.
Dabei hätte es allen Meckerern, Reklamierern und Nörglern durchaus gutgetan, mit dem Geschäftsstellenleiter des BFV-Bezirks Oberbayern, Wolfgang Hauke, einen Referenten zu erleben, der der Schiedsrichterzunft selbst seit über einem Vierteljahrhundert angehört und für die Männer an der Pfeife eine Lanze brach. „Ja, natürlich machen wir Schiedsrichter auch Fehler“, sagt er. „Aber wir sind genauso Menschen wie ihr Fußballer und wollen als solche behandelt werden!“
Mit Zahlen, Fakten, Anekdoten und gewitzten Fragen ging Hauke in seinem fast 90 Minuten langen, aber kurzweiligen Referat in die Offensive: 716 aktive Schiedsrichter im Kreis Donau-Isar werden in der nun beginnenden Saison alleine im Herrenbereich 4018 Spiele von 199 Mannschaften leiten. Junioren-, Mädchen-, Damen und Seniorenspiele sind darin noch ebenso wenig eingerechnet wie Assistenten-Einsätze. Natürlich komme es bei dieser Vielzahl auch mal vor, dass Unparteiische die Regeln unterschiedlich auslegen, so Hauke. Wesentlich sei aber, dass Lehrwarte der Schiedsrichtergruppen in den monatlichen Lehrabenden mit ihren Kameraden ständig an Regelkenntnis und Regelauslegung arbeiten – während das Regelwerk bei manchem aktiven Fußballer oder Zuschauer offensichtlich noch gar nicht wirklich angekommen sei.
Bei seiner Frage ins Publikum, wie viele Fußballregeln es denn eigentlich gäbe, erntete Hauke die unterschiedlichsten Antworten – ebenso wie bei einigen eingestreuten Regelfragen. Schonungslos hielt der Referent seinen Zuhörern den Spiegel vor: „Seht ihr, die Kritik ernten wir Schiedsrichter, nur weil wir Regeln umsetzen müssen, die vielen von Euch gar nicht geläufig sind!“ Auch wo die Fußballregeln eigentlich herkommen, wusste Wolfgang Hauke zu berichten: Mit einem aktuellen Lehrbrief des „International Football Association Board“ (IFAB) gab er Einblick in die aktuelle Auslegung der Abseitsregel, konkret etwa: Wann ist eine Bewegung eines Abseits stehenden Spielers als Eingreifen zu werten und wann nicht?
Der Lehrwart der Schiedsrichtergruppe Pfaffenhofen, Anton Wagner, hatte im Anschluss noch einige aufschlussreiche Videoszenen vorbereitet, die erwartungsgemäß von den Teilnehmern höchst unterschiedlich gewertet wurden – bei einer Strafraumszene reichte die Interpretations-Spannweite von „Weiterspielen“ bis „Elfmeter“.
Die Rechnung der Veranstalter und Referenten ist nach eigenen Angaben aufgegangen: Bei den Gästen sei der Wunsch nach mehr gegenseitigem Verständnis auf fruchtbaren Boden gefallen, lautete ihr Fazit. Denn: Ein Abteilungsleiter will im Rahmen einer Spielersitzung demnächst einen Lehrwart für Regelfragen einladen. Ein Trainer äußerte spontan den Vorschlag, auf den Spielgruppentagungen jeweils auch einen Beitrag über Regelkunde einzubauen. Und wohl jeder der anwesenden Schiedsrichter wird bei seinen Einsätzen künftig Ausschau halten, ob ein Teilnehmer des Diskussionsforums auf dem Feld oder am Spielfeldrand steht, der die Lektion von Wolfgang Hauke verinnerlicht hat: „Schiedsrichter sind auch nur Menschen!“