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Neue Berufsfachschule für Altenpflegehilfe in Pfaffenhofen hat ihren Betrieb aufgenommen – 15 Leute starten einjährige Ausbildung. Der Landkreis will mit der Einrichtung dem Fachkräfte-Mangel entgegentreten

(ty/zel) Die Berufsfachschule für Altenpflegehilfe im Landkreis Pfaffenhofen hat ihren Betrieb aufgenommen. Mit insgesamt 13 Schülerinnen und zwei Schülern habe die neue Einrichtung einen soliden Start hingelegt, freute sich Landrat Martin Wolf (CSU) heute bei einem Pressetermin in den Räumen der Pfaffenhofener Stadtwerke, wo die Schule untergebracht ist. Gestartet wurde formal bereits mit Schuljahresbeginn, doch in der ersten Woche standen gleich mal Praktika auf dem Stundenplan. Gestern war der erste Tag im Klassenzimmer. Die Schüler, die fast alle aus der näheren Umgebung kommen, wirken hoch motiviert und sind zum Teil auch bereits im Pflegebereich tätig.

„Wir haben nun wohnortnah und gut erreichbar ein attraktives Qualifizierungsangebot im Landkreis“, betonte Wolf. Die Schule sei eine Chance sowohl für diejenigen, die in der Altenpflege arbeiten möchten, als auch für die Einrichtungen und Heime, denen dieses Bildungsangebot vor Ort helfen solle, die notwendigen Fachkräfte auszubilden und zu halten. Mit der Altenpflegehilfe-Schule will der Landkreis dem Fachkräfte-Mangel im Pflegebereich entgegenwirken und ergreift dazu selbst die Initiative. Als Starthilfe übernimmt der Kreis auch die Mietkosten für die ersten beiden Jahre.

Derzeit ist jeder fünfte Einwohner im Landkreis 60 Jahre oder älter – das sind insgesamt 23 400 Personen. Doch der demografische Wandel hat zur Folge, dass laut Prognosen schon in 20 Jahren bereits jeder dritte Landkreis-Bürger im Seniorenalter sein wird. Im Landkreis wird es dann rund 39 000 Menschen geben, die mindestens 60 Jahre alt sind. Mit dem Älterwerden der Bevölkerung steigen unabweislich auch die erforderlichen Dienstleistungen im Alter – sei es ambulante oder stationäre Pflege. Derzeit leben in den elf Alten- und Pflegeheimen im Landkreis rund 900 Senioren. Im Handlungsfeld „Betreuung und Pflege“ des „seniorenpolitischen Gesamtkonzepts“ wurde als Maßnahmen-Empfehlung für den Landkreis festgehalten, verstärkte Ausbildungsinitiativen für den Pflegeberuf durchzuführen, um dem künftig steigenden Bedarf beim Personal Rechnung zu tragen. Eine dieser Maßnahmen ist die Gründung der Schule.

Zum Start in die neue Schule gab es heute auch Schultüten.

Auch wenn noch nicht alle Schulräume im neuen Gebäude der Stadtwerke an der Michael-Weingartner-Straße fertig eingerichtet sind, freuten sich Schüler wie Lehrer über den Start. Träger der Einrichtung ist die „Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienste GGSD/Deutsche Angestelltenakademie (DAAmbH)“, die auch in Ingolstadt eine Berufsfachschule für Altenpflegehilfe betreibt. Schulleiterin Alicja Kulisch soll die neue Einrichtung in der Kreisstadt aufbauen und wird sie auch leiten. Die Diplom-Pflegewirtin war zuvor 13 Jahre an der GGSD-Altenpflegeschule in Coburg als Lehrkraft tätig; nebenbei ist sie Dozentin an der Hamburger Fernhochschule (HFH) in Nürnberg. Sie freue sich auf ihre neue Tätigkeit, sagte Kulisch: „Ich habe super Schüler.“ Sie sprach von einer großen Aufgabe und bedankte sich für die bislang erfahrende Unterstützung.

Von den 15 Schülern im Alter von 20 bis über 50 Jahren arbeitet schon ein Teil in der Pflege und nimmt nun die Möglichkeit wahr, sich zur Pflegefachhelferin beziehungsweise zum Pflegefachhelfer weiterzubilden. Einige in Pfaffenhofen wohnhafte Schülerinnen haben kleine Kinder und schätzen den Vorteil der wohnortnahen Schule. Wieder andere kommen aus der Industrie und lassen sich umschulen, da sie etwas komplett anderes machen möchten.

Die Ausbildung dauert ein Jahr. Danach haben die Absolventen die Möglichkeit, in Pflegeheimen, Sozialstationen, Wohn- und Hausgemeinschaften für Senioren oder ähnlichen Einrichtungen zu arbeiten. „Ziel der Ausbildung ist es, kompetent pflegerische Grundversorgung zu gewährleisten, alte Menschen bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Aufgaben zu unterstützen und für sie Begleiter und Helfer zu sein“, sagt Schulleiterin Kulisch.

Das Unterrichtsjahr gliedert sich in einen theoretischen (800 Stunden) und fachpraktischen (650 Stunden) Teil. Ausbildungsinhalte sind unter anderem Grundlagen der altersspezifischen Krankheitslehre, die Pflege alter und kranker Menschen, Grundlagen der Kommunikation und Dokumentation sowie die Begleitung und Unterstützung im Alltag und in besonderen Lebenssituationen. Der praktische Teil findet in von der Regierung von Oberbayern genehmigten Altenpflege-Einrichtungen statt. 160 Stunden des Praxis-Unterrichts erfolgen in Krankenpflege-Einrichtungen; hier steht die nahe gelegene Ilmtalklinik als Kooperationspartner zur Verfügung.

Die einjährige Ausbildung an der neuen Altenpflegehilfe-Schule sieht 800 Stunden Theorie und 650 Stunden Praxis vor.

Der Unterricht an der neuen Schule findet täglich von 8 bis 15 Uhr statt. Theoretische und praktische Ausbildung sind blockweise strukturiert. Die Ausbildung kann auch von der Arbeitsagentur gefördert werden. Nach der einjährigen Ausbildung in Pfaffenhofen ist in Ingolstadt eine zweijährige Weiterbildung zur Fachkraft für Altenpflege möglich. Einige der Schüler haben im Gespräch mit unserer Zeitung bereits erklärt, dass sie fest vorhaben, sich nach der einjährigen Ausbildung in Ingolstadt weiterzulernen.

Landrat Wolf betonte, dass mit der Schule ein wichtiger Punkt aus dem Kreistags-Kooperationsvertrag von CSU und Freien Wählern umgesetzt werde. Für ihn sei die Eröffnung „das Top-Projekt des Jahres 2015“. Wolf wisse, dass die Bezahlung von Pflegekräften „nicht optimal“ sei und dass der Beruf auch nicht das beste Image habe. Gerade deshalb sicherte er den 15 Schülern „die höchste Wertschätzung des Landkreises“ zu. Nicht zuletzt, weil der Job körperlich und psychisch mitunter sehr belastend sei. Der Landrat hofft, dass auch in den kommenden Jahren eine Altenpflegehelfer-Klasse zustande kommt, damit sich die Schule etabliert und der Fachkräfte-Mangel behoben werden kann.

Pfaffenhofens Vize-Bürgermeister und Kreisrat Albert Gürtner (FW) dankte dem Landkreis für dessen Engagement zur Gründung der Schule sowie den Stadtwerken für die Vermietung der Räume. Er wünschte den Schülern viel Erfolg in der Ausbildung und Freude im Beruf – und der Schule ein langes Bestehen. Die Bekämpfung des Fachkräfte-Mangels im Pflegebereich sei „eine Zukunftsherausforderung“, so Gürtner.

Mit dem Ziel, eine wohnortnahe Ausbildung von Pflegekräften im Landkreis zu ermöglichen, waren im Vorfeld der Schulgründung zahlreiche Gespräche geführt worden: Die Pflegeheime im Landkreis begrüßten die Maßnahmen zur verstärkten Gewinnung von Nachwuchspflegekräften und bekundeten auch ihre Bereitschaft, vermehrt Ausbildungsstellen zu schaffen. Mit der Berufsfachschule für Altenpflege in Ingolstadt konnte dann ein tragfähiges Konzept entwickelt werden, das mit dem bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus, Wissenschaft und Kunst abgestimmt und schließlich von der Regierung von Oberbayern genehmigt wurde.


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