Logo
Anzeige
Anzeige

Der VW-Abgas-Skandal nimmt gigantische Ausmaße an und wird auch Ingolstadts Gewerbesteuereinnahmen empfindlich reduzieren – VW-Chef Martin Winterkorn soll laut Medienberichten von Matthias Müller abgelöst werden

(ty) Der Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen nimmt gigantische Dimensionen an. War gestern noch von 500 000 betroffenen Fahrzeugen die Rede, so teilte Volkswagen heute mit, dass es um elf Millionen Fahrzeuge gehe, die mit der Manipulationssoftware ausgestattet worden sind. Auch am Tag nach dem Skandal bricht die Aktie von VW weiter ein. Stand das Papier am vergangenen Freitag noch bei 163 Euro, so liegt der Kurs zur Zeit bei 106 Euro. Einer der Gründe für die auch heute üble Stimmung an den Börsen: VW hat heute eine Gewinnwarnung herausgegeben und für das dritte Quartal eine Rückstellung von 6,5 Milliarden Euro gebildet. Das entspricht mehr als der Hälfe des Gewinns, den VW im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat. Für die Strafe in den USA könnten bis zu 18 Milliarden Euro aufgerufen werden. Von etwaigen Sammelklagen betrogener Autokäufer ganz zu schweigen.

Die Äffäre wird an Ingolstadt nicht ganz spurlos vorüberziehen. Nicht nur, dass auch Audi mit dem Modell A3 von den Manipulationen betroffen ist, treffen die Gewinnwarnung ebenso wie die Rückstellung bei VW und etwaige den Konzerngewinn schmälernde Strafzahlungen die Stadtkasse unter Umständen empfindlich. Denn die Gewerbesteuer zahlt nicht Audi in den Stadtsäckel, sondern VW. Wie stark der Skandal auf Ingolstadt durchschlagen wird, dazu war von der Stadt Ingolstadt noch keine Stellungnahme zu bekommen. "Wir verfolgen die Nachrichten auch", hieß es nur vielsagend aus dem Rathaus.

Inzwischen hat nicht nur Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt angekündigt, alle Dieselfahrzeuge aus dem VW-Konzern überprüfen zu lassen, inwieweit sie von der Manipulation betroffen sind, sondern auch Länder wie Südkorea und Frankreich.

Für VW-Chef Martin Winterkorn, dessen Vertrag eigentlich in der Aufsichtsratssitzung am kommenden Freitag bis 2018 verlängert werden sollte, dürfte es ziemlich eng werden. So schreibt der Berliner „Tagesspiegel“ unter Berufung auf Aufsichtsratskreise, Martin Winterkorn soll am Freitag keine Vertragsverlängerung bekommen, sondern sogar von Porsche Chef-Matthias Müller abgelöst werden. Das Vertrauen des Aufsichtsrates habe er verspielt, schreibt das Blatt weiter. Niedersachsens ehemaliger Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP), der von 2009 bis 2013 selbst Mitglied des VW-Aufsichtsrates war, hat heute gesagt, man solle die Entscheidung vertagen, bis der Skandal restlos aufgeklärt und somit auch klar sei, wer von den Manipulationen wusste und wer sie abgesegnet hat.

Der Sieg jedenfalls, den Martin Winterkorn über VW-Patriarch Ferdiand Piech vor einigen Wochen errungen hatte, dürfte für ihn nur kurz für Freude gesorgt haben. Und dass der Abgas-Sklandal jetzt so passgenau zu Winterkorns Vertragsverlängerung bekannt geworden ist, ist möglicher Weise nicht nur dem puren Zufall geschuldet.


Anzeige
RSS feed