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Für Bürgermeister Albert Wittmann ist die VW-Krise aber noch nichts, woran Ingolstadt zugrunde geht 

Von Michael Schmatloch 

„Es ist eine schwierige Situation und eine große Herausforderung. Aber noch nichts, weswegen die Stadt Ingolstadt untergeht.“ Das sagt einer, dem die VW-Krise naturgemäß sehr nahe geht.  Finanzbürgermeister Albert Wittmann, der solides haushalten gewohnt ist, sieht sich sozusagen über Nacht in einer Situation, die in zwingt, den Rechenstift auszupacken. Wenn der Haushalt für das laufende Jahr auch in jedem Fall so durchgezogen wird, wie er geplant war, so hat der Abgas-Skandal schon gravierende Folgen. Bis dahin, dass Ingolstadt in den Jahren 2017 und 2018 womöglich wieder neue Kredite aufnehmen muss.

„Wir müssten eigentlich jetzt schon Gewerbesteuer zurückzahlen“, so Wittmann, „aber das verrechnen wir mit Nachholungen aus vergangenen Jahren.“ Damit wollte man zwar eigentlich schon bestehende Finanzierungslücken schließen. „Aber  das geht halt jetzt nicht mehr.“ Zwar will er den Haushalt für das kommende Jahr in den Grundzügen belassen. Bis auf die Gewerbesteuer eben. Da fehlen rund 70 geplante Millionen. Das ist soviel, wie der gesamte Haushalt der Stadt Pfaffenhofen. „Ich hoffe aber, dass wir mit den Nachholungen auf Null rauskommen.“

Unter dem Strich könne es sein, dass die Stadt 2017 wieder erste Kredite aufnehmen muss. „Das will ich natürlich unter allen Umständen vermeiden“, so Wittmann, „aber das ist leichter gesagt als getan.“ Jetzt wolle man erst einmal „auf Sicht“ fahren. Denn was genau der Abgas-Skandal noch alles an Folgen nach sich zieht, das sei im Augenblick für niemanden absehbar.

Der Haushalt 2016, den müsse man in jedem Fall mit den Rücklagen der Stadt ausgleichen. Zudem werde man eine Haushaltssperre von 15 Prozent verhängen, um reagieren zu können. „Wenn es wirklich noch dramatischer kommt.“ Danach müsse man sehen, wann Ingolstadt wieder Gewerbeteuer bekäme. Und wie lange die Rücklagen reichten. Das Schreckgespenst Detroit, das jedenfalls sei Lichtjahre entfernt. Da ist sich Wittmann sicher. Er hofft, in den kommenden Jahren wenigstens zwei Drittel der Gewerbesteuer von VW zu bekommen. „Da steht natürlich ein großes Stück Hoffnung dahinter.“

Geplante Großprojekte sollen auf jeden Fall nicht geschoben werden. „Auch das Museum werden wir im geplanten Umfang bauen“, so Wittmann. Aber er lässt keinen Zweifel: „Das ist ein herber Schlag für uns.“ Dennoch geht Wittmann davon aus, dass Audi seine Investitionen im geplanten Umfang fortführt. Inklusiv Bayernoil-Gelände. „Das wird wohl so weiterlaufen.“ Auch Arbeitsplätze sieht er im Augenblick nicht gefährdet. Was die Stadt beträfe, könne es natürlich sein, dass man in einem halben Jahr neue Entscheidungen treffen müsse, was Ingolstadt sich noch leisten könne.

Wie es mit der VW-Krise weitergeht, da traut sich Wittmann keine Prognose zu. Man müsse abwarten, wie groß der Imageschaden weltweit ist. Käme es so weit, dass bei den betroffenen Fahrzeugen von VW und Audi die Betriebserlaubnis erlösche, dann wäre das natürlich furchtbar. Aber all das ist im Moment nicht mehr als Kaffeesatzleserei.

Und was die Schuldenfreiheit der Stadt Ingolstadt betrifft, meint Wittmann: „Schuldenfreiheit auf Dauer gibt es nur, wenn auch die Einnahmen fließen.“ Wann die wieder fließen wie gewohnt, das steht in der Sternen. 


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