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Die Sparkassen von Ingolstadt, Pfaffenhofen und Eichstätt arbeiten offenbar an einer Fusion – ein Lenkungsausschuss führt die weiteren Verhandlungen

Von Tobias Zell

In der regionalen Banken-Landschaft bahnt sich eine Mega-Fusion an. Die Sparkassen von Ingolstadt, Pfaffenhofen und Eichstätt stehen bereits in Gesprächen über einen möglichen Zusammenschluss. Das wurde in einer aktuellen Pressemitteilung bestätigt. Mit dieser Erklärung beenden die drei Häuser auch Mutmaßungen und Spekulationen, die bereits seit Wochen hinter vorgehaltener Hand die Runde machen.

Offiziell äußern wollte sich zu den sich zuletzt immer mehr verdichtenden Fusions-Gerüchten bislang niemand – doch jetzt war offensichtlich nicht mehr unter der Decke zu halten, was da im Hintergrund längst läuft. Eilends wurden angeblich heute noch die Führungskräfte und ein Teil der Mitarbeiter informiert, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen oder Ängste zu schüren. Am späten Freitagnachmittag ging man dann mit einer offiziellen Mitteilung an die Öffentlichkeit.

„Die gesamte Kreditwirtschaft und damit auch alle regionalen Sparkassen stehen vor teilweise gravierenden Anpassungserfordernissen und strategischen Neuausrichtungen“, heißt es in einer Erklärung der Sparkasse Pfaffenhofen. Das habe vielfältige Gründe. Als Beispiele werden konkret die wohl länger anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), das sich verändernde Kundenverhalten, die weitere Digitalisierung in der Finanzdienstleistung und eine deutliche Verschärfung aufsichtsrechtlicher Regelungen genannt. 

"Am besten in Zeiten ohne Not"

„Die Sparkassen Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen haben dies zum Anlass genommen, über Möglichkeiten der Zusammenarbeit bis hin zur Fusion nachzudenken, um damit für die Zukunft gut gerüstet zu sein“, bestätigen nun Norbert Lienhardt, der Vorstandschef der Sparkasse Pfaffenhofen, und der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) in der gemeinsamen Erklärung. „Solche konstruktiven Überlegungen sind am Besten in Zeiten ohne Not anzustellen und – wenn sie Erfolg versprechen – auch umzusetzen.“ Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) postete auf Facebook das Sparkassen-Logo und kommentierte: "Sparkassen Ingolstadt, Eichstätt und Pfaffenhofen prüfen Fusion."

Alle drei Häuser hätten „sowohl in der Marktstellung als auch betriebswirtschaftlich eine beachtlich gute Platzierung im Reigen der bayerischen Sparkassen und handeln damit ohne jeglichen Zwang“, heißt es in dem Statement von Lienhardt und Wolf. Die Gespräche in der Region werden demnach „zunächst zwischen Eichstätt, Ingolstadt und Pfaffenhofen geführt“. Dies ergebe sich schon daraus, dass die Sparkasse Ingolstadt von einem gemeinsamen Zweckverband getragen werde, in dem neben der Stadt Ingolstadt auch die Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen vertreten sind. Von Bedeutung könnte hier möglicherweise noch das Wörtchen "zunächst" werden.

"Ergebnisoffene Sondierungsgespräche"

„Die laufenden Sondierungsgespräche werden ergebnisoffen geführt“, erklärt Landrat Wolf. „In den nächsten Monaten werden die Kernthemen intensiv analysiert und diskutiert.“ Die Ergebnisse sollen dann den zuständigen Gremien zur Entscheidung vorgelegt werden. Ein so genannter Lenkungsausschuss soll die Gespräche nun weiter vorantreiben. In dem sitzen die jeweiligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkassen sowie die Verwaltungsrats-Chefs und deren Stellvertreter.

Gestern gab es nach Informationen unserer Zeitung wieder ein Treffen. Dabei sollen auch bereits konkrete Themen für weitere Gespräche definiert und eine zeitliche Marschroute abgesteckt worden sein. Im November sollen die Verbandsräte über den bis dahin herrschenden Stand der Dinge informiert werden. Bis dahin soll dem Vernehmen nach auch bereits ein Gutachten vorliegen.

"Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen"

Der Pfaffenhofener Sparkassen-Chef Lienhardt will indes betont wissen, dass es zurzeit noch verfrüht wäre, über konkrete Auswirkungen einer möglichen Fusion zu diskutieren. Er stellt aber bereits klar, "dass betriebsbedingte Kündigungen in jedem Fall ausgeschlossen werden können“. Lienhardt kann allerdings nur für sein Haus sprechen. Dem Vernehmen nach gilt der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen aber auch für die Sparkassen von Ingolstadt und Eichstätt. Darauf sollen sich die Protagonisten bereits verständigt haben. 

Insider sehen den großen Charme einer Fusion gerade darin, dass alle drei Sparkassen aktuell sehr gut dastehen und wirtschaftlich sehr erfolgreich agieren. Durch den Zusammenschluss würde die fünftgrößte Sparkasse in Bayern entstehen – hinter München, Nürnberg, München-Starnberg-Ebersberg und Mainfranken-Würzburg. Im bundesweiten Ranking läge man auf Rang 38, wie ein Blick auf die Sparkassen-Rangliste des vergangenen Jahres verrät. Diese Rangliste sortiert die einzelnen Häuser in Deutschland nach ihrer Bilanzsumme.

Gemeinsame Bilanzsumme: Über sechs Milliarden Euro

Im vergangenen Jahr wies die Sparkasse Ingolstadt nach dieser Rangliste eine Bilanzsumme von 3,85 Milliarden Euro aus, beschäftigte 787 Mitarbeiter und unterhielt insgesamt 34 Standorte (jeweils inklusive SB-Stellen). Bei der Sparkasse Pfaffenhofen standen eine Bilanzsumme von 1,19 Milliarden Euro, 327 Mitarbeiter und 17 Standorte zu Buche. Die Sparkasse Eichstätt vermeldete im vergangenen Jahr eine Bilanzsumme von 1,05 Milliarden Euro, hatte 260 Mitarbeiter und betrieb 18 Standorte.

Addiert man diese Zahlen, kommt man auf eine Bilanzsumme von satten 6,09 Milliarden Euro, auf 1374 Mitarbeite und auf 69 Standorte. Allerdings dürften im Falle eines Zusammenschlusses vermutlich einige Standorte wegfallen – vor allem dort, wo sich derzeit die Geschäftsgebiete überschneiden. Durch Synergie-Effekte und die Zusammenlegung von Abteilungen ist erfahrungsgemäß auch mittel- und langfristig mit der mutmaßlichen Reduzierung der Mitarbeiterzahl zu rechnen. Denn hinter einer Fusion steht oft das Ziel, gemeinsam Kosten zu sparen. Doch die Folgen eines möglichen Zusammenschlusses sind derzeit noch Spekulation. Aktuell laufen ja gerade erst Sondierungsgespräche. Ergebnisoffen, wie betont offiziell wird. Auch wenn hinter vorgehaltener Hand kolportiert wird, dass der Zusammenschluss im Grunde ausgemachte Sache sein soll. 

Erstmeldung zum Thema:

Fusion der Sparkassen Ingolstadt, Pfaffenhofen und Eichstätt?


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