Als anno 1798 der Pfaffenhofener Friedhof verlegt werden sollte, riefen die Frauen zur Revolution – und schlugen dem Pfarrer mit einer Axt die Tür ein. Der Geistliche flüchtete in Panik aus der Stadt.
(ty) Ursprünglich umgab einst ein Friedhof die Stadtpfarrkirche von Pfaffenhofen. Als man nun anno 1798 aus hygienischen Gründen plante, diesen einzuebnen und die sterblichen Überreste stattdessen im Arme-Leute-Friedhof von Altenstadt (nördlich des heutigen Stadtzentrums) beizusetzen, kam es am 22. August des besagten Jahres zu einem revolutionsartigen Tumult in der Stadt, der als „Aufruhr der Weiber“ in die Historie Pfaffenhofens eingehen sollte.
Gleich drei „Weiberhaufen", so ist es überliefert, zogen aufgebracht zum oberen Hauptplatz, um den Pfarrer ausfindig zu machen. Ihn beschuldigten sie nämlich, der Urheber der Friedhofsverlegung zu sein. Und die Weibsbilder gingen wenig zimperlich zu Werke. Mit einer Axt begannen sie, die Tür des Pfarrhofs einzuschlagen. Als Waffe für den direkten Angriff auf den Geistlichen hatte eine der Frauen Steine in ihr Schnupftuch gebunden. In Panik floh der Priester aus der Stadt.
Um das aufsässige Volk zu bändigen, bezogen am 1. September gar 100 Mann der Infanterie-Exekutionstruppen die Stadt – und noch am selben Tag begann man, die Grabmale zu entfernen, das Gelände einzuebnen und die Friedhofsmauer einzureißen. Die Rädelsführerinnen der „Weiberhaufen" wurden indes verurteilt und mussten zur Strafe am Pranger stehen oder die Schandgeige tragen.
Diese und weitere ungewöhnliche, spektakuläre und in jedem Fall spannende Episoden aus der Historie der Stadt erfahren die Teilnehmer am morgigen Samstag, 7. November, bei der Kuriositäten-Tour durch Pfaffenhofen: vom großen Stadtbrand im Jahr 1388 über die letzte Hinrichtung im Jahre 1811 bis zum letzten Ferkelmarkt auf dem Hauptplatz anno 1968.
Treffpunkt ist um 11 Uhr vor dem Rathaus. Die Teilnahme an der kuriosen Tour kostet für Erwachsene drei Euro; für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist die Stadtführung kostenlos. Weitere Infos zu Stadt- und Bunkerführungen in Pfaffenhofen sowie zu individuellen Buchungen findet man unter: www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de.
