Modell-Projekt: Zur Betreuung von Flüchtlingen kann der Kreis Pfaffenhofen selbst Sozialarbeiter einstellen und hohe Zuschüsse bekommen – Das Interesse der Gemeinden ist groß, die Zahl der Stellen noch unklar
(zel) Die so genannte Asylsozialberatung wurde bisher nur bezuschusst, wenn die Landkreise mit einem externen Anbieter zusammenarbeiten; im Kreis Paffenhofen ist das zum Beispiel die Caritas. Der gängige Personalschlüssel lautet: ein Sozialarbeiter für 150 Flüchtlinge. Nun besteht auch die Möglichkeit, dass der Kreis Pfaffenhofen im Rahmen eines Modell-Projekts für diese Aufgaben selbst Personal anstellt und dafür hohe Zuschüsse bekommt. Damit zeichnet sich eine interessante Möglichkeit ab, eine satte Finanzspritze für die im Bereich Asyl ohnehin dringend notwendige Personal-Aufstockung zu erhalten. Es gibt aber noch Klärungsbedarf.
Bei der Kreisbehörde rechnet man für die Schaffung dieser Stellen mit einem Zuschuss in Höhe von 85 Prozent. Der Haken an der Geschichte: Das entsprechende Personal würde direkt beim Landkreis angestellt und die Förderung ist zunächst auf ein Jahr befristet, wie es heißt. Außerdem gibt es noch Klärungsbedarf hinsichtlich der Frage, wie viele solcher Sozialarbeiter-Stellen der Landkreis überhaupt bezuschusst bekommt. „Wir sind schwer am Verhandeln“, sagt Landrat Martin Wolf (CSU). Denn das Interesse der Gemeinden ist groß.
Zum Hintergrund: Der Ministerrat hat Ende April beschlossen, modellhaft die Förderung der Asylsozialberatung in der direkten Verantwortung von Gebietskörperschaften zu erproben. Zwischenzeitlich erfolgte die Auswahl von zwei kreisfreien Städten und fünf Landkreisen, erklärte eine Sprecherin des bayerischen Sozialministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. Sie bestätigte auch, dass Pfaffenhofen einer der ausgewählten Kreise ist. „Der Landkreis übernimmt künftig die Verantwortung für den Ausbau der Asylsozialberatung und erhält hierfür eine staatliche Förderung bezogen auf die anfallenden Personalkosten“, heißt es aus dem Ministerium.
Vor diesem Hintergrund haben bereits die ersten Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen Interesse bekundet; unter anderem Pfaffenhofen, Wolnzach, Reichertshofen, Vohburg und Geisenfeld. Bekanntlich hatte der Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold (CSU) bereits angeregt, man könne einen Teil der für Asylbewerber zuständigen Landratsamt-Mitarbeiter direkt in den Kommunen, sprich: in den Rathäusern, ansiedeln. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Leute wären damit viel näher dran an den Flüchtlingen, die sie betreuen sollen. Und der Landkreis spart sich die Anmietung von weiteren externen Büros – man bringt seine Angestellten bekanntlich jetzt schon nicht mehr im Landratsamt-Gebäude unter.
Nun geht es aber nach den Worten von Landrat Wolf noch um die Frage, wie viele solche Asylsozialberater-Stellen der Landkreis bezuschusst bekommt. Zwar ist der Schlüssel von 1:150 auf den ersten Blick unmissverständlich – unklar sei aber noch, auf welche Personengruppen er angewendet werden kann. Werden da zum Beispiel die Flüchtlinge, die in der Not-Erstaufnahme-Einrichtung an der Pfaffenhofener Trabrennbahn untergebracht sind, mitgerechnet? Das wären dann schon zwei Betreuer-Stellen. Oder die über 1000 Flüchtlinge auf dem Kasernen-Gelände von Oberstimm? Wie sieht es mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus? Und fällt auch die Betreuung von so genannten Fehlbelegern in dieses Förderprogramm? Fehlbeleger sind Asylbewerber, die aufgrund ihres Status eigentlich aus den Gemeinschafts-Unterkünften ausziehen und sich selbst eine Wohnung suchen müssten – die aber dort geduldet werden, weil sie eben keine Wohnung finden.
Landrat Wolf geht derzeit davon aus, dass der Landkreis über das Pilotprojekt ungefähr acht Stellen für Asylsozialberatung gefördert bekommen könnte. Während er noch in Verhandlungen steht, bringen sich die interessierten Gemeinden schon mal in Stellung. Beschließen muss die Einstellung der Sozialarbeiter letztlich der Kreistag im Rahmen des Stellenplans für das kommende Jahr – denn angestellt würden die Leute ja beim Landkreis.
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