Die dritte Auflage von Reinhard Haipliks Buch "Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz" wurde offiziell vorgestellt – neue Erkenntnisse, zusätzliches Bildmaterial
(ty) Vor zwölf Jahren war sein Buch in Pfaffenhofen ein „Bestseller“ und die zweite Auflage im Jahr 2005 war ebenfalls schnell vergriffen. Jetzt hat Reinhard Haiplik sein Werk „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ noch einmal überarbeitet und um zwischenzeitlich recherchierte Daten und Fakten sowie zusätzliche Fotos aus dem Stadtarchiv erweitert. Die Stadt hat das Buch nun in der dritten Auflage herausgegeben. Das 444 Seiten starke Hardcover ist für 19,90 Euro im örtlichen Buchhandel sowie im Bürgerbüro des Rathauses zu bekommen.
In einer Lesung, die von Stadtjurist Florian Erdle moderiert wurde, stellte der Heimatforscher und ÖDP-Stadtrat Haiplik die Neuauflage dem Publikum vor. Musikalisch umrahmt wurde er Abend von jungen Sängerinnen und Sängern, am Klavier begleitet von ihrem Gesangslehrer Franz Garlik. Der Dritte Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) begrüßte zahlreiche Besucher im Festsaal des Rathauses, darunter Altbürgermeister Hans Prechter (CSU), der vor über 15 Jahren die Herausgabe von „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ initiiert hatte.
Offensive Auseinandersetzung, Widrigkeiten der Nachforschung
Erdle übernahm auch die Rolle des Laudators und sprach ein dreifaches Lob aus: der Stadt Pfaffenhofen, deren offensive Auseinandersetzung mit ihrer „braun-dunklen Vergangenheit“ keineswegs eine Selbstverständlichkeit sei; dem Autor, der sich auch durch Widrigkeiten und Anfeindungen nicht von seinen Nachforschungen habe abbringen lassen; und nicht zuletzt dem Publikum und den Lesern, die sich auch bei der dritten Auflage wiederum sehr interessiert zeigen.
Wie schon in den beiden ersten Editionen ist „Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz“ auch in der dritte Auflage keine trockene Faktensammlung, sondern „ein echter Haiplik“, wie Erdle befand. Es gehe dem Autor nicht um trockene Geschichtsdarstellung, „sondern ein Haiplik ist immer ein subjektiv gefärbter Autor“, so Erdle. „War Pfaffenhofen 1933 ein besonders brauner Fleck?“, fragte er und Haiplik ließ daran keinerlei Zweifel: „Das ist nachweisbar eine Tatsache, da gibt es nichts dran zu rütteln“, erklärte er. „Im Landkreis Pfaffenhofen gab es 1933 die meisten NSDAP-Wähler in ganz Oberbayern – und zwar mit Abstand.“
Erdles Frage, ob die Recherchen immer noch so schwierig waren wie vor zwölf oder 15 Jahren, konnte Haiplik dagegen verneinen: Zum einen vereinfache das Internet inzwischen die Nachforschungen ganz erheblich, zum zweiten „sind die Leute offen und zugänglich“.
"Ich wollte die Täter benennen"
Bei den beiden ersten Auflagen des Buches, so führte Haiplik aus, ließ ihm das Gefühl keine Ruhe, dass immer noch längst nicht alles aufgedeckt sei, vor allem zum Schicksal der Pfaffenhofener Juden. Ein weiteres großes Anliegen sei ihm das Thema Kriegsverbrecher gewesen: „Ich wollte die Täter benennen und das Gedenken an die Opfer bewahren.“ Zu beiden Themenbereichen hat er neue Erkenntnisse gewonnen und so finden sich in der Neuauflage zusätzliche Informationen sowie ein ganz neues Kapitel mit dem Titel „Opfer des Holocaust – Einzelschicksale von ermordeten Pfaffenhofenern“.
Aus diesem Kapitel las Haiplik einige Passagen, die sich jüdischen Familien widmen, die zum Teil über Jahrzehnte in Pfaffenhofen lebten und Opfer des Holocaust wurden. Während Haiplik früher noch geschrieben hatte, dass es wohl keine Holocaust-Opfer aus Pfaffenhofen gab, weiß er inzwischen, dass mehrere jüdische Familien bis in die 1930er Jahre in Pfaffenhofen lebten – dann aber wegzogen und schließlich im KZ Theresienstadt beziehungsweise Auschwitz zu Tode kamen.