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Thema Asyl: Geschäftsführer von über 70 Kreis- und Bezirksverbänden im bayerischen Roten Kreuz sind heute in Pfaffenhofen zu einer Sondertagung zusammengekommen

(zel) Die Geschäftsführer von über 70 Kreis- und Bezirksverbänden im bayerischen Roten Kreuz sind heute in der BRK-Kreisgeschäftsstelle Pfaffenhofen zu einer Sondertagung zusammengekommen. Einziges Thema: Asyl. „Wir wollen festlegen, was wir dazu beitragen können, um vom Notfallmodus in den Regelbetrieb der Integration überzugehen“, skizzierte BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk die zentrale Intention des Treffens. 

Man wolle bayernweit gesammelte Erfahrungen austauschen, so Stärk – neun Geschäftsführer berichteten deshalb im Laufe des Tages vom Stand der Dinge und der konkreten Arbeit vor Ort. Zugleich ging es darum, zu klären, welche (hauptamtlichen) Strukturen im BRK geschaffen werden müssen, um den Betrieb der so genannten Warteräume für bis zu jeweils 5000 Flüchtlinge in Erding und Feldkirchen übernehmen zu können. Denn darum sei man von der Bundesregierung gebeten worden. 

Was ist leistbar?

Stärk und sein Stellvertreter Wolfgang Obermair wiesen in einem Pressegespräch darauf hin, dass man sich in einigen Regionen des Freistaats immer noch im „Katastrophen-Modus“ befinde. Betonte wurde auch, dass das Rote Kreuz zeitweise mit allen Kräften im Einsatz war und ist, um bei der Bewältigung des Flüchtlings-Zustroms zu helfen – bis hin Wasserwacht, Bergwacht und Jugend. „Wir werden dauerhaften Zustrom haben“, so Stärk. Für das BRK geht es deshalb auch um die Frage, wie man nachhaltig zur Versorgung, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge beitragen könne.

„Was ist leistbar?“, fragt Stärk auch mit Blick auf das ehrenamtliche Engagement, das „nicht auf Dauerbetrieb ausgelegt“ sei. Deshalb ging es bei dem heutigen Sondertreffen auch um die Frage, welche hauptamtlichen Strukturen geschaffen werden müssen. Das große Ziel beschrieb Stärk so: Es gelte, vom ehrenamtlichen Notfallmodus in einen hauptamtlichen Integrationsmodus mit ehrenamtlicher Unterstützung zu kommen.

BRK-Landesgeschäftsführer Stärk (Mitte), sein Vize Obermair (rechts) und der Landsberger BRK-Kreisgeschäftsführer Andreas Lehner.

Eine wichtige Aufgabe, die das BRK übernimmt, ist bekanntlich die Asylsozialberatung. Obermair sieht eine der konkreten Herausforderungen darin, hier einen fließenden Übergang in die Migrationsberatung zu schaffen. Wie gelingt es dem Roten Kreuz, in ein abgestimmtes Beratungs- und Unterstützungssystem einzutreten? Das sei eine der wichtigen Fragen. „Interkulturelle Arbeit“ werde das BRK künftig leisten müssen. Nicht zuletzt durch Migrations-, Sprach-, oder Schwimmkurse sowie bei der Betreuung und Integration von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. 

Landesgeschäftsführer Stärk sieht seine Organisation für all diese Aufgaben „besonders prädestiniert“ – denn das Rote Kreuz sei überkonfessionell und unparteiisch. Er betont aber zugleich: „Wir müssen die Integration auch selber leben.“ Will sagen: Asylbewerber sollen in der Gemeinschaft des BRK aufgenommen werden und mithelfen. Im BRK-Kreisverband Landsberg am Lech seien Asylbewerber zum Beispiel bereits im Fahrdienst, als Dolmetscher oder als Hallen-Manager beschäftigt, berichtete der dortigen Kreisgeschäftsführer Andreas Lehner. Er ist sich sicher, dass noch weitere, neue Jobs entstehen werden, und prophezeit „eine neue Form von Aufgaben“. Auch Obermair erwartet „neue Formen der Zusammenarbeit“.

"Sichtwechsel – Wechselsicht"

Im Rahmen der Tagung wurde auch eine Wanderausstellung des BRK vorgestellt, für die Conny Kurz aus Landsberg am Lech verantwortlich zeichnet. Unter dem Titel „Sichtwechsel – Wechselsicht“ präsentiert sie großformatige Fotos, die Flüchtlinge und ihre Betreuer zeigen. Entstanden sind die Aufnahmen in Landsberg. Hinter den Bildern stehen Geschichten, die in kurzen Texten auch umrissen werden.  

Conny Kurz ist selbst in der Betreuung von Flüchtlingen engagiert, kümmert sich um eine Unterkunft mit 60 Personen. Mit ihren fröhlichen Bildern wolle sie zeigen, dass man nicht immer nur die Probleme sehen dürfe. Zugleich soll der Titel der Schau aber auch verdeutlichen, dass sich beide Seiten – Einheimische wie Zuwanderer – aufeinander einstellen müssten. Und dass von den Flüchtlingen auch etwas erwartet wird. 

Auf einem der Fotos hält Yousaf Jabarkhel aus Afghanistan eine große Uhr. Die klare Botschaft dahinter: Pünktlichkeit wird in Deutschland erwartet. Das möge in Afghanistan anders sein, aber hier gelten unsere Regeln, laute die Devise. 


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