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Bei der Bürgerversammlung in Pfaffenhofen wurden heute Abend keine kritischen Töne geäußert – zuvor hatte Bürgermeister Thomas Herker (SPD) 90 Minuten lang referiert

(zel) Die Pfaffenhofener sind offenbar recht zufrieden mit dem, was Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der Stadtrat und die Stadtverwaltung so treiben. Bei der letzten Bürgerversammlung des Jahres am heutigen Abend im Festsaal des Rathauses – wurde jedenfalls keine Kritik geäußert. Böse Zungen könnten natürlich behaupten, dass es nur deshalb keine intensiven Nachfragen oder kritischen Bemerkungen gab, weil Herker die Besucher zuvor in einem 90-minütigen (!) Redeschwall plattgemacht hatte und keiner mehr die Kraft hatte, sich zu Wort zu melden.

Die letzte Bürgerversammlung des Jahres – zuvor gab es Termine in Affalterbach, Uttenhofen und Tegernbach – findet traditionell in Pfaffenhofen statt. Wohlwollend geschätzt waren es etwa 75 Leute, die sich heute für 19 Uhr im Festsaal des Rathauses eingefunden hatten – nach Abzug der Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Stadtwerke, der Stadträte und der Journalisten waren es vielleicht 50 Normalbürger. Bemerkenswert wenige, muss man sagen. Allerdings weiß man freilich nicht, wie viele sich Herkers Ausführungen von daheim aus angehört haben; die Veranstaltung wurde bekanntlich live im Internet übertragen.

Wer sich für das Geschehen in der Stadt Interessiert, hin und wieder eine Sitzung besucht oder unsere Zeitung liest, der hat aus Herkers Vortrag im Grunde nichts großartig Neues erfahren. Aber das ist ja auch nicht zwingend der Sinn einer Bürgerversammlung. Der Rathauschef stellte in seinem Vortrag die Struktur, die Entwicklung und die Finanzlage der Stadt vor, warf mit Zahlen um sich und klickte sich von Powerpoint-Folie zu Powerpoint-Folie und erklärte ohne Ende. „Als ich nach einer gefühlten Stunde auf die Uhr schaute, waren gerade fünf Minuten vorbei“, dürfte sich manch gut informierter Bürger gedacht haben. 

Wer sich aber nicht permanent über die Stadt und ihre Politik auf dem Laufenden halten kann oder will, der erfuhr bestimmt allerhand. Dass die Stadt alles in allem 302 Leute beschäftigt, zum Beispiel: 100 davon in der Kernverwaltung sowie 193 in den Außenstellen wie Kitas, Schulen, Feuerwehr, Jugendpflege, Stadtbücherei – und neun Azubis. Dass die Stadtwerke 113 Mitarbeiter haben. Dass es finanziell „solide ausschaut“ für Pfaffenhofen, wie Herker es nicht zu Unrecht formulierte. Dass mit dem gut 27 Millionen Euro teuren Doppel-Neubau der Grund- und Mittelschule aber nun auch das größte Projekt in der Geschichte der Stadt ansteht. 

Dass die Stadt im vergangenen Jahr um 314 Einwohner gewachsen ist – und dass es heuer bis zum 9. Oktober schon 383 waren. Dass der Siedlungsdruck hoch ist, dass man sich aber gerade deshalb sehr genau überlegen müsse, was man tue. Weil man nicht zu schnell und vor allem nicht um jeden Preis wachsen will.

Dass es 182 Plätze in Kinderkrippen gibt, 738 in Kindergärten, 75 in Kinderhorten und 70 in der Tagespflege. Dass die Betreuungs-Quote der Unter-Dreijährigen bei 33,8 Prozent liegt. Und dass die Stadt im vergangenen Jahr jeden Kinderbetreuungs-Platz mit rund 2420 Euro bezuschusst hat – die baulichen Investitionen gar nicht eingerechnet.

Außerdem führte Herker aus, dass der soziale Wohnungsbau eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre ist – mittelfristig will die Stadt hier bekanntlich 30 Millionen Euro investieren. Man erfuhr, dass der Stadtbus pro Jahr 560 000 Euro Miese einfährt – sprich: Dass sich die Stadt diesen Service so viel kosten lässt. Und man weiß spätestens jetzt, dass es in Pfaffenhofen mehr Arbeitsplätze gibt als arbeitende Menschen – das war ja nicht immer so. 

Das Volksfest soll – zumindest wenn es nach Herker geht – im Jahr 2017 auf dem Volksfestplatz gefeiert werden und nicht, wie zwischenzeitlich angedacht, in der City. Dafür steigt die Wiesn aber wegen der in diesem Jahr stattfindenden kleinen Landesgartenschau erst im Oktober. 

Am Ende der wahrhaft ausführlichen Bürgermeister-Ausführungen gab es dann eigentlich keine großen Fragen oder Kritikpunkte mehr. Die Wortmeldungen oder zuvor eingesandten Fragen bezogen sich im Wesentlichen auf Verkehrs-Angelegenheiten. Und Herkers Antworten lassen sich im Grunde auf zwei Kern-Aussagen zusammenfassen. Erstens: Dort, wo die Stadt noch keinen Radweg gebaut hat, bekommt sie den nötigen Grund von den Anwohnern nicht. Zweitens: Wenn sich jeder an die Verkehrsregeln und an die Straßenverkehrsordnung halten würde, gäbe es an manchen Stellen erst gar keine Probleme und man müsste nicht zusätzliche Schilder oder Maßnahmen fordern.

Der Rest ist offensichtlich Zufriedenheit. Am Ende gab es dann noch kühles Bier auf Kosten der Stadt. Für Glühwein hatte Herker zu lange geredet – auf dem Christkindlmarkt wird am Mittwoch ja nur bis 21 Uhr ausgeschenkt. 

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Ach, wie schön!


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