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Die Münchner Bundespolizei hatte heuer einige ungewöhnliche Fälle zu bewältigen – von Riesenschildkröten und Kamerunschafen über eine gewaltige Befreiungs-Aktion bis hin zu einem ehrlichen Finder, der 24 000 Euro abgab

(ty) Für die Münchner Bundespolizei war 2015 ein ereignisreiches Jahr. Neben den großen Einsätzen zum G7-Gipfel, der tausendfachen Ankunft von Migranten am Hauptbahnhof oder dem Oktoberfest-Einsatz haben die Beamten im Dienstalltag aber auch immer wieder kuriose oder ungewöhnliche Erlebnisse. Im Folgenden lesen Sie einige besondere Einsätze der Bundespolizei aus dem zu Ende gehenden Jahr.

 

Riesenschildkröte auf den Gleisen

"Triebfahrzeugführer meldet eine Riesenschildkröte, im Gleis zwischen Schwabhausen und Bachern." Ein Funkspruch, bei dem man lieber nochmal nachfragt: Am 27. April fand eine Streife der Bundespolizei die Riesenschildkröte kurz nach einem Bahnübergang immer noch in den Gleisen spazierend. Die Beamten trugen das etwa 40 Zentimeter lange und rund 20 Kilo schwere Tier aus den Gleisen. Laut erster Inaugenscheinnahme hatte es den lebensgefährlichen Ausflug unbeschadet überstanden.

Die Beamten nahmen das Tier mit auf die Wache und verständigten die Auffangstation für Reptilien München, deren Mitarbeiter anschließend die Riesenschildkröte übernahmen. Am gleichen Tag konnte dann auch noch der Besitzer ermittelt werden.

 

 

Lebensgefährlich und bewegend zugleich

Am 17. August gegen 5.45 Uhr meldete ein Lokführer, dass er eine erschöpfte Frau vermutlich mit ihrem Enkel auf einer Eisenbahnbrücke am Münchner Südbahnhof festgestellt und aufgenommen habe. Eine herbeigerufene Bundespolizei-Streife nahm die 59-jährige Afghanin und das sechsjährige Kind am Südbahnhof auf und brachte beide zum Hauptbahnhof. Hinter der lebensgefährlichen Aktion steckte eine bewegende Geschichte.

Die bereits registrierte asylsuchende Frau aus einem Flüchtlingsheim in Thüringen war mit ihrem Enkel nach München gefahren, da sie erfuhr, dass ihre Familie ebenfalls nach Deutschland eingereist war und nun am Hauptbahnhof sei. Da die 59-Jährige sich aber am Ostbahnhof aufhielt, entschloss sie sich, mit dem sechsjährigen Buben entlang der Gleise in Richtung Hauptbahnhof zu laufen, um dort ihre Familie zu treffen. Am Hauptbahnhof nahm der Bub einen Beamten an die Hand und führte die Streife mittels ein paar englischen Wörtern zielsicher zu den Verwandten, die in der Schalterhalle warteten. Die Verwandten waren kurz vorher ebenfalls als Asylsuchende registriert worden. Nach einer eindringlichen Belehrung durch die Bundesbeamten zu der lebensgefährlichen Aktion konnte sich die afghanische Familie endlich in die Arme nehmen. Die Familie reiste weiter zu ihrer zugewiesenen Flüchtlingsunterkunft.

 

Kamerunschafe bremsen Zugverkehr aus

Am 20. August meldete der Lokführer eines Güterzugs, dass er auf der Strecke München-Augsburg bei Gröbenzell vermutlich eine Ziege aus einer Herde erfasst habe, die sich im Gleisbereich befindet. Daraufhin wurde die Strecke gesperrt. Ein Bundespolizei-Helikopter, der sich bereits auf einem Routine-Überwachungsflug befand, wurde zum Einsatzort beordert und bestätigte, dass sich zwölf Tiere im Gleis befanden. Um sie nicht weiter zu beunruhigen, landeten die Piloten abseits.

Weitere Einsatzkräfte der Bundes- und Landespolizei versuchten, die agilen Tiere, bei denen es sich um Kamerunschafe handelte, davon abzuhalten, sich in Richtung eines Gleisdreiecks zu bewegen. Dies hätte die Sperrung weiterer Strecken verursacht. Schließlich konnte die Herde "zur Umkehr bewegt werden", die ziegen-ähnlichen Hausschafe liefen zu ihrer Stallung zurück. Der Bauer des Gehöfts überprüfte die Herde auf Vollständigkeit – keines der Tier war verletzt worden.

 

Treten Sie doch ein!

Mehrere kräftige Tritte gegen eine Kabinentür beendeten den über einstündigen und unfreiwilligen Toiletten-Aufenthalt eines 38-Jährigen, nachdem andere Versuche gescheitert waren. Am 14. Juni gegen 23 Uhr rief der Mitarbeiter einer öffentlichen WC-Anlage am Münchner Hauptbahnhof die Bundespolizei um Hilfe. Ein Gast konnte, auch nach über einer Stunde, die Tür seiner Toilettenkabine nicht öffnen. Offenbar hatte sich das Türschloss verklemmt.

Das Überklettern einer Trennwand schied aus, da es sich um einen Einzelraum mit einer massiven Tür und Stahlrahmen handelte. Mehrere Öffnungsversuche mit einem Universalschlüssel schlugen fehl. Dabei redeten die Bundespolizisten beruhigend auf den 38-jährigen Briten ein. Der klagte aber zunehmend über Atemprobleme, sodass die Polizisten sich zum letzten Mittel entschieden – sie traten die Tür ein.     

Erst nach mehrminütigen Versuchen und massivem Kraftaufwand gab der Stahlrahmen nach und die Bundespolizei-beamten konnten den Mann aus seiner "Zelle" befreien. Dieser war sichtlich erleichtert. Der Brite konnte seine Reise ohne ärztliche Behandlung fortsetzen.

 

Ehrlicher Finder gibt 24 000 Euro ab

Zwei ägyptische Geschäftsmänner saßen am 3. November bereits im abfahrbereiten Zug am Hauptbahnhof München. Dann sprang der Sohn plötzlich auf – er hatte das Geld für die Operation seines Vaters, der ihm gegenüber saß, beim Kaffeekauf liegenlassen. Schnell verließen beide den Zug. Der Sohn rannte zum Kaffeeladen zurück. Ein 47-jähriger Security-Mitarbeiter der Imbiss- und Restaurantkette hatte die Umhängetasche mit mehreren Geldbündeln gefunden und bei der Bundespolizei abgegeben. Die Beamten zählten das Geld nach: Es waren 24 000 Euro.

 

 

Die Herkunft des Gelds konnten Vater und Sohn nachweisen, sie hatten den Betrag ordnungsgemäß angemeldet. Das Geld war für die Operation des schwer kranken Vaters in Deutschland bestimmt, die in wenigen Tagen anstand. Sichtlich erleichtert nahm der 71-jährige Vater sein Geld entgegen, nicht ohne sich bei dem ehrlichen Finder zu bedanken. Der Sohn versprach, in Zukunft besser auf sein Gepäck aufzupassen.


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