Der Pfaffenhofener Verein "Freundschaft mit Valjevo" setzt sich für besonders schwere Einzelfälle ein – und will nun 20 000 Euro sammeln, um auch einem 15-Jährigen eine wichtige OP zu ermöglichen
(ty) Der kleine Bub ist kaum zu bremsen. Ausgelassen balanciert er kopfüber auf dem großen braunen Sofa, auf dem seine Mutter sitzt. Putzmunter deutet er Purzelbäume an und fuchtelt mit den Armen, immer ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Demnächst wird Ayaz vier Jahre alt. 2014 war unklar, wie lange er noch lebt. Denn der kleine Bub litt an einem angeborenen Herzfehler. Nur eine komplizierte Operation konnte ihn retten.
Doch Ayaz stammt aus einer Stadt im Norden Syriens. Seine Eltern sind Kurden, in der Heimat herrscht Krieg. Davor sind andere Syrer schon vor Jahren geflohen und in Pfaffenhofen gelandet. Hier wurden sie bald Zeugen der wertvollen Arbeit des Vereins „Freundschaft mit Valjevo“. Der setzt sich seit dem Balkan-Krieg in den 1990er Jahren für Frieden und Völkerverständigung ein, außerdem für besonders schwere Einzelfälle.
Mohamad ist auch ein solch schwerer Einzelfall. Ein Junge, der ein sehr schweres Schicksal zu meistern hat. Unter dem rechten Knie des 15-jährigen Syrers wuchert ein bösartiger Tumor. Der hat den Unterschenkelknochen, das Kniegelenk und sogar schon den Oberschenkel befallen. Auch Mohamad braucht dringend eine Operation. Er kommt aus Damaskus, auch dort gibt es kaum mehr Ärzte – und die wenigen, die noch da sind, leiden wie alle anderen unter Mangel. Mangel an Medikamenten, Mangel an Geräten, Mangel an Infrastruktur.
Auch Mohamad hofft auf eine wichtige OP, doch dafür sind 20 000 Euro nötig.
Bernd Duschner vom Verein „Freundschaft mit Valjevo“ macht dafür neben dem Krieg auch die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien verantwortlich. Doch er ist kein Mann, der aufgibt – im Gegenteil. Länger als ein Jahr hat er für ein Visum gekämpft, mit dem sein Schützling Mohamad nach Deutschland kommen kann. Immer weitere Dokumente hatte die deutsche Botschaft in Beirut von Mohamads Eltern verlangt. Im libanesischen Beirut ist das öffentliche Leben noch nicht zusammengebrochen, so wie in Syrien. Doch nicht einmal die Papiere eines katholischen Krankenhauses in Syrien wollten die deutschen Beamten in Beirut akzeptieren, berichtet Duschner. Der geduldige Friedensaktivist schrieb dann einen offen Brief an den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Mit Erfolg. Mohamad durfte endlich nach Deutschland einreisen.
Davon allein wird er aber nicht gesund. Diese Hoffnung besteht nur bei einer erfolgreichen Operation. Allerdings zum Festpreis. Denn niemand kann abschätzen, wie die Behandlung anschlägt und ob es Komplikationen geben wird. Dieses finanzielle Risiko kann und will der Verein „Freundschaft mit Valjevo“ nicht tragen. Die Friedensaktivisten sammeln Spenden für die Operation. Schließlich konnte Duschner die Schönklinik in Hamburg davon überzeugen, die OP zu übernehmen. Das bedeutet, für den fixen Betrag von 20 000 Euro die Operation durchzuführen, die auch Mohamad retten soll.
Bernd Duschner.
Mohamands Zusammentreffen mit dem kleinen Ayaz macht dem 15-Jährigen sicher Mut. Denn auch für Ayaz kamen 20 000 Euro an Spenden zusammen. Geld, das sein Leben gerettet hat. Seine Eltern haben mittlerweile Asyl bekommen und Ayaz besucht jetzt einen Kindergarten in Pfaffenhofen. Mohamad dagegen will wieder zurück nach Damaskus, wenn er die anstehende Operation hinter sich hat und wieder auf den Beinen ist. Am besten ohne Krücken.
Wer den Verein „Freundschaft mit Valjevo“ unterstützen will, kann auf dessen Konto bei der Sparkasse Pfaffenhofen spenden; die IBAN lautet DE06 7215 1650 0008 0119 91.