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Alois Glück, ehemaliger Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, war gestern bei einem Diskussionsabend in Pfaffenhofen zum Themenbereich Hospiz und Palliativmedizin

Von Linda Rosenberger 

„Leben bis zuletzt, Sterben in Würde“ – unter diesem Motto stand gestern eine Diskussionsveranstaltung im Pfaffenhofener Pfarrsaal, zu der die katholische Erwachsenenbildung (KEB) eingeladen hatte. Prominenter Gast war dabei Alois Glück, ehemaliger Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken und früherer Landtagspräsident (CSU). Er führte auch als Moderator durch den offiziell mit den Schlagworten „Palliative Care – eine große Gemeinschaftsaufgabe“ betitelten Abend. Gekommen waren neben Mitgliedern lokaler Hospiz-Vereine auch Stadtpfarrer Peter Wagner und weitere an diesem Thema Interessierte. 

Zu Beginn legte Glück in einem kurzen Vortrag die Wichtigkeit dieser Gemeinschaftsaufgabe dar. Er verwies auch auf die demografische Entwicklung. Nachdem die Lebenserwartung von Menschen, die im Jahr 2015 geboren wurden, aktuell bei 78 Jahren für Männer sowie bei 83 Jahren für Frauen liegt, sollte jedem bewusst sein, dass künftig immer mehr alte Menschen inmitten unserer Gesellschaft leben werden. Doch was tun, wenn diese Menschen schwer erkranken? 

Soll man zulassen, dass die Sterbehilfe zur legalen Alternative der Pflege avanciert? „Nein!“, betont Glück, „es ist dringend notwendig, eine organisierte Form der Beihilfe zum Suizid zu verbieten, da sonst ein enormer Druck auf den Menschen lasten würde.“ Ein Druck, der seiner Meinung nach – gerade auch vor dem Hintergrund des Selbstoptimierungsdrangs unserer Gesellschaft – dazu führen würde, dass das Leben nach jedweder Erkrankung schnell als ohnehin nicht mehr lebenswert angesehen werden könnte. 

Das Leben und damit verbunden die Würde des Menschen würde entwertet – die Konsequenz: Pflege gäbe es nicht mehr, die Palliativmedizin wäre obsolet und wir dulden nur noch starke, vitale Menschen um uns herum. Eine Entwicklung, der auch der Deutsche Bundestag kürzlich mit dem Gesetz des Verbotes der organisierten Unterstützung des Suizids, einen Riegel vorschob. 

Stattdessen soll das so genannte Palliativ- und Hospizgesetz die rechtliche Grundlage für den Ausbau der Hospizdienste liefern und damit verbunden auch für eine bessere finanzielle Grundlage sorgen. Denn genau aus jenem Verbot der organisierten Sterbehilfe erwachse die Hospizbewegung – da eine moralische Pflicht entstehe, schwerkranke Menschen auf dem letzten Stück ihres Lebensweges zu begleiten. 

Das solle aber nicht automatisch in ein Weiterleben um jeden Preis münden, wie Glück erklärte. Vielmehr sei es das Ziel der Palliativmedizin, dem sterbenden Menschen eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen, wenn Heilung nicht mehr möglich sei, und dementsprechend dessen Schmerzen zu lindern. Eine Aufgabe, die den Zusammenhalt der gesamten Gemeinschaft fordere. Alle seien hier gefragt: vom Politiker bis hin zum engagierten Bürger, vom Arzt bis hin zum ehrenamtlichen Pfleger.

„Die Palliativmedizin muss einen anderen Stellenwert kriegen“, forderte Alois Glück, „vergleichbar mit dem der Intensivmedizin“. Ein längerfristiges Ziel, das ihm vorschwebt, wäre auch die Etablierung einer eigenen, festen Telefonnummer für die Palliativmedizin. 

Glück verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, die Relevanz dieses gesamten Themenkomplexes ausreichend dargestellt zu haben. Und vermittelt zu haben, dass sowohl die Palliativmedizin als auch -pflege Hilfsmöglichkeiten für Kranke und deren Angehörige liefern. Als Redner und Moderator ist es ihm gestern Abend gelungen, Bewusstsein zu schaffen für ein Thema, dass uns früher oder später alle angehen wird. Damit schließt sich der Kreis zum Motto des Abends: „Leben bis zuletzt, Sterben in Würde.“


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