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Karl Huber (CSU) ist seit 20 Jahren Bürgermeister von Ernsgaden – Wir sprachen mit ihm über die Entwicklung der kleinsten Landkreis-Gemeinde, über seine Philosophie, über Erreichtes und Geplantes sowie über eine mögliche weitere Amtszeit

(ty) Bei seiner ersten Wahl zum Bürgermeister, das war 1996, ging es um einen Themenwechsel in der Kommunalpolitik in Ernsgaden, sagt Karl Huber (CSU). „Die gesellschaftliche Struktur hatte sich deutlich verändert.“ Früher seien in Ernsgaden stets Landwirte an der obersten Stelle in der Kommune gestanden. „Allerdings hatten sich die Bedürfnisse in der Gemeinde geändert, und so ging es in der Wahl auch um neue Themen wie zum Beispiel die Ansiedlung eines Arztes, die Stärkung der Erwachsenenbildung, Jugendförderrichtlinien, ein Rat- und Bürgerhaus, das für alle offen stehen sollte, sowie um ein Bauland-Modell und mehr Bürgernähe“, erinnert sich Huber. Für diese Themen habe er sich gerne eingesetzt. Mit Erfolg. Am morgigen 1. Mai feiert der 59-Jährige sein 20-jähriges Dienstjubiläum als Rathauschef. 

Er habe sich ursprünglich mit der Frage, Bürgermeister zu werden, gar nicht so intensiv beschäftigt, erzählt Huber im Gespräch mit unserer Zeitung. Er saß zwar bereits seit 1984 im Gemeinderat, habe aber erst relativ kurz vor der Kommunalwahl 1996 seinen Hut in den Ring geworfen. "Der damalige Stellvertreter des Landrats, Ludwig Schrötzlmair, hat mich angesprochen und gemeint, dass das Bürgermeisteramt doch etwas auch für mich wäre.“ 

"Es wurde heftig gerungen" 

Der Wahlkampf sei dann spannend gewesen, „weil um die Richtung der Gemeinde heftig gerungen wurde“. Am Ende wurde Huber mit 57 Prozent gewählt –„eine schöne Bestätigung für die Neuausrichtung“, wie er sagt. "Im Laufe der folgenden Jahre konnten wir unsere Wahlaussagen sehr gut umsetzen, wir haben noch einiges mehr erreicht, als ursprünglich geplant war." Und – auch darauf ist Huber stolz: Man habe von Seiten der Gemeinde alles aus eigener Kraft finanzieren können. 

"Im Laufe der Zeit sind ein neuer Bauhof und ein neues Feuerwehr-Gerätehaus dazugekommen", berichtet der Gemeindechef. Eine Kinderkrippe konnte mit erheblicher staatlicher Förderung gebaut werden und auch um die rund 200 Bauplätze, die in Ernsgaden in den vergangenen 20 Jahren entstanden sind, sei man in der ganzen Gemeinde froh. Damit konnte das "moderate Wachstum" erreicht werden, das immer Ziel aller Fraktionen im Gemeinderat gewesen sei. „Eine systematische Bauland-Politik wurde aber erst im Laufe der Zeit durch viele Gespräche Realität“, sagt Huber. So hätten sich viele junge Familien ihren Traum vom Eigenheim erfüllen können. 

 

Ein aktuelles Foto: Karl Huber im Gespräch mit Flüchtlingen, die in seiner Gemeinde untergebracht sind.

„Bei der Bauland-Politik hat einiges sehr gut zusammengepasst“, findet Huber. "Die Gemeinde und die Grundstücks-Eigentümer, die betroffen waren, haben an einem Strang gezogen." Es sei schon "eine große Aufgabe" gewesen, die Interessen zusammenzuführen. Dazu brauche man gute Nerven, Geduld „und etwas Glück, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen zu treffen“. 

Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat bezeichnet Huber als "hervorragend". Das Gremium habe bei allen großen Fragen weitreichende Beschlüsse gefasst und sei sich weitestgehend einig gewesen. Grundsätzliche Fragen würden oft mehrmals erörtert, bis man eine "optimale Lösung" finde. „Zur Vorbereitung der Entscheidungen bekommen die Mitglieder des Gemeinderats alle wichtigen Infos, entweder über die Fraktionsvorsitzenden, in Einzelgesprächen, durch Beschlussvorlagen oder spätestens bei der Sitzung“, sagt Huber. 

"Offenheit, Transparenz, positive Grundstimmung" 

Zwischen den Sitzungen schreibt der Bürgermeister auch "öfter mal eine E-Mail", um den Gemeinderat mit Neuigkeiten zu versorgen und auf dem Laufenden zu halten. "Dazu gehört im Gemeinderat auch Offenheit, Transparenz und eine positive Grundstimmung." Huber betont, dass er zu den Mitgliedern des Gemeinderats einen „sehr guten persönlichen und freundschaftlichen Kontakt“ pflege. Das mache ihn "zufrieden“ und er sei auch „ein wenig stolz auf die Arbeit des Gemeinderats über die Parteigrenzen hinweg".

Und die Parteipolitik? Die spiele auf kommunaler Ebene "nicht die große Rolle", sagt Huber. Seine CSU hat im Gemeinderat sechs Sitze und stellt den Ersten Bürgermeister – was rechnerisch die Mehrheit ergibt. "Das kann im Einzelfall beruhigend sein, ist aber in der Regel nicht entscheidend", sagt er, beeilt sich aber zu ergänzen: „Der Gemeinderat ist für die Belange der Bürger da und für das Wohl der Gemeinde – er sollte gemeinsame Ziele haben.“ Ein Kommunalpolitiker brauche eine Grundeinstellung der Werte und eine "politische Heimat". Man dürfe aber nicht alles übernehmen und nachmachen, "was von oben kommt". 

 

Im Jahr 1996: Der neue Bürgermeister Karl Huber (rechts) vereidigt Vize-Bürgermeister Alois Schmelzer. Die beiden stehen seither an der Spitze der kleinsten Landkreis-Gemeinde.

Auf Bundes und Landesebene sei man "oft weit von der Basis entfernt und die Beschlüsse sind nicht immer praxisgerecht", findet Huber. Jede Ebene müsse ihren eigenen Stil finden. Man dürfe in der Lokalpolitik nicht die großen Strukturen des Bundes- oder Landtags auf die Gemeinde übertragen. "Wir haben hier andere Aufgaben und Abläufe. Wir sollten keine Machtpolitik betreiben, sondern uns als Dienstleister verstehen." Dann werde man den Ansprüchen aus den Reihen der Bevölkerung sicherlich eher gerecht. „Mit leeren und nichtssagenden Debatten verschwendet man eigentlich nur Zeit.“

Ein Großteil der Bevölkerung wünsche sich, dass man sich um ihre Belange kümmert, unterstreicht Huber. "Schein-Debatten und Schau-Veranstaltungen finden wenig Beifall. Es ist wichtig, dass am Ende was dabei rauskommt." Für ihn sei jedes Mitglied des Gemeinderats "gleich wichtig“ und die Stimme eines jeden einzelnen sei gleich viel wert. Jeder könne viel Berufs- und Lebenserfahrung einbringen, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. "In der politischen Arbeit geht es im Prinzip um gegenseitiges Vertrauen, Respekt und den guten Geist, der uns bei der Arbeit verbindet", lautet Hubers Fazit. Seiner Ansicht nach sollte jeder nach der Sitzung mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und sagen können: „Jetzt haben wir die Gemeinde wieder ein Stück vorangebracht."

"Fairer Wettbewerb um die besten Lösungen" 

"Unsere Mitglieder des Gemeinderats bringen Vorschläge vor und während der Sitzungen ein. Diese werden aufgenommen, geprüft und – wenn sie passen – weiterverfolgt“, beschreibt Huber das kommunalpolitische Geschäft in Ernsgaden. Wichtig seien die gemeinsamen Ziele für die Gemeinde. "Wir sollten wissen, wo wir hinwollen, ob unsere Beschlüsse einen Mehrwert für die Bevölkerung bringen und ob sie finanziell umgesetzt werden können.“ Er selbst stehe für einen "fairen Wettbewerb um die besten Lösungen". Die Sitzungen laufen „meistens entspannt“. Für zehn bis 15 Tagesordnungspunkte brauche man immer so rund zwei Stunden. „Länger sollte auch keine Gemeinderatssitzung dauern, denn mit zunehmender Zeitdauer sinkt die Effizienz, vor allem am Abend.“ 

Teamarbeit, Zusammenarbeit und Unterstützung – das seien in der Gemeinde wichtige Voraussetzungen, „damit alles gut gelingen kann", sagt der Bürgermeister. Auch der Gemeinderat sei ein Team, das nach einem gemeinsamen Leitbild die anstehenden Aufgaben bewältige. Wichtig ist Huber auch die gute und tragfähige Zusammenarbeit mit anderen Behörden, zum Beispiel mit der Polizei, dem Landratsamt oder den Fachbehörden wie dem Wasserwirtschaftsamt, "weil diese verbindliche Vorgaben für unsere Arbeit machen". Und schließlich brauche man in der Gemeinde eine gute, fachliche Unterstützung.

 

Die ersten demokratischen Wahlen nach dem Zeiten Weltkrieg fanden 1948 statt. Drei Männer lenkten seither als Erster Bürgermeister die Geschicke von Ernsgaden: Sebastian Dinauer, Franz Attenberger und Karl Huber.

Die Sitzungen des Gemeinderats würden sehr gut vor- und nach bereitet. "Wir sind in der Zusammenarbeit mit der Verwaltungsgemeinschaft Geisenfeld sehr gut aufgehoben", sagt Huber. Auch die Beschäftigten der Kommune selbst seien eine große Stütze. Außerdem werde Huber seit 20 Jahren vom Zweiten Bürgermeister Alois Schmelzer bestens unterstützt, „der ein großes Fachwissen hat“ und auf den er sich "stets zu 100 Prozent verlassen“ könne.

Auf die Frage, was die Gemeinde Ernsgaden – mit rund 1600 Einwohnern die kleinste im Landkreis Pfaffenhofen – besonders auszeichnet, antwortet Huber: "Dass Jung und Alt sowie Einheimische und Neubürger gut zusammenleben können; die ausgezeichnete Lage an der wirtschaftsstarken Großstadt Ingolstadt; die gute Lebensqualität mit den umfangreichen Freizeitmöglichkeiten." Ganz besonders schätzt er die vielen engagierten Menschen in seiner Gemeinde, die das ganze Jahr über "mehr als ihre Pflicht tun". Er denkt da zum Beispiel an die Ehrenamtlichen in den Vereinen, bei der Feuerwehr, aber auch in der Nachbarschaftshilfe, im kirchlichen Bereich, beim Ferienpass oder auch an das Seniorenteam, das eine "super Arbeit" für die älteren Mitbürger leiste. Auch bei der Betreuung der Asylbewerber werde ehrenamtlich „ganz hervorragend“ gearbeitet. Ein besonderes Lob hat der Bürgermeister für die "tüchtigen Unternehmer" in Ernsgaden parat, "die viel leisten müssen, damit sie erfolgreich sind und sich gut für die Zukunft aufstellen können". 

Was noch auf der Agenda steht 

Was die Zukunft betrifft, so stehen auf der Agenda ein neues Feuerwehrfahrzeug, die Fortsetzung der Dorferneuerung, ein Dorfgemeinschaftshaus, eine barrierefreie Seniorenwohnanlage, ein weiteres Baugebiet sowie die bedarfsgerechte Kinderbetreuung. „Im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung wird der Fokus nach wie vor besonders auch auf der Kinder- und Jugendbetreuung sowie auf den Senioren liegen“, sagt Huber im Gespräch mit unserer Zeitung. 

Und was macht Bürgermeister Huber in seiner Freizeit? "Freizeit bleibt wenig", sagt er. Denn abends sowie an den Wochenenden gebe es in der Gemeinde immer etwas zu tun. Im Hauptberuf arbeitet Huber ja am Landratsamt, leitet das Landrats-Büro. Letztlich sei aber alles "eine Frage der Zeiteinteilung, der Organisation und der Prioritäten". Ausgleich in der Freizeit sei daher umso wichtiger. Ein angenehmer Tagesausklang in einer entspannten Umgebung sei Gold wert. "Wir halten uns auch gern in der Natur auf oder verreisen spontan ohne große Vorplanung.“

Weitere Amtszeit denkbar 

20 Jahre Bürgermeister von Ernsgaden. Wie fällt das Resümee von Karl Huber aus? "Eine Gemeinde ist nicht statisch, sondern immer in Bewegung“, sagt er. „Ich versuche an Bewährtem festzuhalten, die positive Entwicklung zu begleiten und den Weg für Neues zu bereiten. Ich helfe jedem, so gut ich kann. Das gelingt leider in Einzelfällen nicht immer, aber sehr oft. Wenn meine Tätigkeit der Gemeinde gut tut und ich dazu beitragen kann, dass die Bürger sich wohl fühlen, dann bin ich zufrieden." 

Huber kann sich jedenfalls gut vorstellen, dass er bei der nächsten Bürgermeisterwahl im Jahr 2020 noch einmal antritt – "wenn alles passt wie bisher".


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