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In Reichertshausen wurde heute die neue Kreuzung im Ortszentrum gefeiert – doch das große Ziel ist eine Umgehungsstraße

Von Tobias Zell

In Bayern wird ja eigentlich alles eingeweiht und gesegnet – warum also nicht auch eine Kreuzung. So geschehen heute Mittag in Reichertshausen. Es gab Ansprachen und Musik sowie Freibier und kostenloses Mittagessen für alle. Landrat Martin Wolf (CSU) wünschte der neuen Kreuzung wortwörtlich alles Gute, Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) sprach von einem „Festtag“ – und der Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) fasste sich als letzter Redner erfrischend kurz, weil er schon erkannt hatte, dass zwischen der symbolischen Kreuzungs-Eröffnung und dem Leberkäs nur noch er steht. 

Mitten im Ort münden die Staatsstraße 2337 und die Angerhofstraße in die vielbefahrene B 13. Da es keine optimierte Verkehrsregelung gab, stellte das hohe Fahrzeug-Aufkommen „über viele Jahre ein sehr großes Problem dar“, so Bürgermeister Heinrich. Er ist seit 21 Jahren im Amt und damit der dienstälteste Rathauschef im Landkreis Pfaffenhofen. Vor über zwölf Jahren hätten bereits die ersten Überlegungen zur Umgestaltung der Verkehrsführung in der Ortsmitte begonnen. Über die Jahre waren, wie er sagte, drei verschiedene Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt mit dem Thema befasst. Unter der Regie von Arne Schönbrodt, der heute auch anwesend war, durfte das Projekt vollendet werden.

Heute wurde gefeiert.

Damit hat diese Verkehrs-Geschichte jetzt ihr offizielles Happy-End erfahren. Auch über einen Kreisverkehr sei nachgedacht worden, erinnerte Rathauschef Heinrich. Doch ein solcher wäre aus Gründen des Verkehrsflusses nicht ideal gewesen. Und außerdem hätte ein Anlieger die Fläche abtreten müssen, auf der sein Misthaufen liegt. Mist hin oder her,  jedenfalls ist Heinrich froh, dass die Baumaßnahmen nun zur Zufriedenheit abgeschlossen sind – und dass in diesem Zusammenhang sogar der Rathausplatz etwas vergrößert und teilweise umgestaltet werden konnte. 

„Es ist schön geworden“, lautete Heinrichs Fazit. Den Ausführungen der heutigen Redner  zufolge dürfte hier mindestens die tollste Kreuzung im ganzen Landkreis entstanden sein. Ungeachtet der Frage nach der Ästhetik einer Stelle, an der sich drei Straßen treffen, kann die Bedeutung für Verkehrsfluss und Sicherheit aber wohl tatsächlich gar nicht überschätzt werden. 

Die Freigabe für den Verkehr erfolgte bereits im Dezember.

Der Bürgermeister erinnerte noch einmal an den Beginn der Bauarbeiten im vergangenen September und lobte, wie „alle an einem Strang gezogen“ haben. Die Bevölkerung habe durch Sperrungen, Umleitungen und die Arbeiten selbst „einiges mitmachen müssen“. Doch mit Geduld sei das ertragen worden, würdigte er. Und jetzt hätten „alle Grund zum gemeinsamen Feiern“. 

Überhaupt wird in Reichertshausen fiel gefeiert in den nächsten Tagen. Denn am morgigen Sonntag geht es vor dem Rathaus gleich weiter mit dem Spektakel zum traditionellen Maibaum-Aufstellen. Beginn der Gaudi ist übrigens um 10 Uhr. Die Biergarnituren bleiben deshalb gleich stehen. Und am Mittwoch, 4. Mai, beginnt ja dann schon das hiesige Volksfest, das bis 8. Mai dauert. 

Kostenpunkt: 620 000 Euro

Aber zurück zur Kreuzung. Lutz Mandel, der Chef des Staatlichen Bauamts Ingolstadt, bezeichnete die neue Kreuzung mit intelligenter Ampel-Steuerung und Abbiege-Spuren als „wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit“. Er verwies dabei auch auf die vier barrierefreien Fußgänger-Überwege. Die Baumaßnahme sei ein Gemeinschaftsprojekt von Bund, Land und Gemeinde gewesen – mit einem Gesamtvolumen von rund 620 000 Euro. Dabei musste die Kommune nur die Nebenkosten bezahlen. 

Abgeschlossen wurden die Arbeiten Ende März und damit laut Mandel etwa vier Wochen früher als geplant. Lob gab es von seiner Seite für die Anlieger, die für die Umgestaltung des Kreuzungsbereichs Flächen abgetreten hatten. Das sei „ein großer Dienst an der Allgemeinheit“.

Landrat Wolf beglückwünschte die Gemeinde zur Fertigstellung dieser zentralen Baumaßnahme, die den Landkreis keinen Cent gekostet hat, und stellte deren Bedeutung für die Verkehrssicherheit heraus. Doch er denkt schon wieder weiter. „Die B13 müssen wir aus den Ortschaften rausbringen“, betonte er mit Blick auf ersehnte und geplante Umgehungsstraßen in der Region. Im konkreten Fall hofft er auch auf den Fürspruch des Staatlichen Bauamts, um eine Umfahrung für Reichertshausen in absehbarer Zeit umsetzen zu können. 

Danach sieht es allerdings momentan noch nicht aus. Denn in der aktuellen Version des Bundesverkehrswegeplans hat die Umfahrung für Reichertshausen nicht die Priorität, die eine Realisierung vor dem Jahr 2030 wahrscheinlich macht. Das sei „unverantwortlich“, stellte Wolf klar. Das Ziel müsse sein, mit dem Vorhaben um eine Dringlichkeits-Stufe nach oben zu rücken, damit man zumindest schon mal mit den Planungen beginnen dürfe. 

Segnung.

Der Landtagsabgeordnete Karl Straub lenkte in seinem kurzen Grußwort den Blick auf die Tatsache, dass die abgeschlossene Baumaßnahme, die heute Anlass zum Feiern gab, vom Bund und vom Freistaat bezahlt worden ist. „Wir machen hin und wieder auch was Gescheites mit Ihren Steuergeldern“, rief er den Leuten auf dem gut gefüllten Rathausplatz zu. 

Für den kirchlichen Segen des neuen Kreuzungsbereichs zeichneten dann die evangelische Pfarrerin Doris Arlt und die katholische Gemeindereferentin Christiane März verantwortlich. Die musikalische Umrahmung der Feier übernahm die hiesige Jugendblaskapelle. Und während die politische Prominenz, darunter auch Bezirksrätin Barbara Breher (CSU), dann zur symbolischen Eröffnung der neuen Kreuzung Bänder durchschnitt, freuten sich die Bürger über Freibier und kostenlosen Leberkäs mit Brezen und Kartoffelsalat. Die Schlangen an der Essens- und Getränke-Ausgabe waren zeitweise 20 Meter lang.


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