Das feuchte Frühjahr hat zwar die Menschen genervt, für die Feldfrüchte war der Regen aber ganz gut – Allerdings beklagt der Bauernverband einmal mehr die niedrigen Preise: "Die Landwirtschaft in Bayern ist in Gefahr", sagt BBV-Chef Walter Heidl.
(ty) Das feuchte Frühjahr war zwar mitunter eine Geduldsprobe für die Menschen, die Feldfrüchte haben den Regen der vergangenen Monate jedoch mehrheitlich gut nutzen können – eine ausreichende Wasserversorgung ist positiv für den Ackerbau. Der Bayerische Bauernverband (BBV) rechnet deshalb heuer mit einer durchschnittlichen Getreide-Ernte. Die prognostizierte Menge reiht sich damit in das langjährige Mittel von 72 Doppelzentner pro Hektar oder 6,7 Millionen Tonnen (ohne Körnermais) ein.
„Mit den Unwägbarkeiten des Wetters kommen die Landwirte im Großen und Ganzen gut zurecht. Für echte Probleme auf den Bauernhöfen aber sorgen die niedrigen Preise“, sagte Bauernpräsident Walter Heidl bei der gemeinsamen Ernte-Pressefahrt von BBV und bayerischem Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten heute im Kreis Fürstenfeldbruck. „Bei diesen Preisen können wir in vielen Bereichen nicht kostendeckend arbeiten. Ackerbauern erzielen mit den jetzigen Preisen keine Gewinne“, erklärte Heidl und warnte: „Auf Dauer kann das kein Betrieb durchhalten – die Landwirtschaft in Bayern ist in Gefahr.“
Das Dilemma verdeutlicht der BBV an folgendem Vergleich: Um die neuesten Fußballschuhe, die viele Profis bei der EM 2016 getragen haben, erwerben zu können, müsste ein Landwirt derzeit 1428,2 Kilogramm Weizen am Markt verkaufen – das sind knapp 29 Säcke zu je 50 Kilo. Ob dieses Verhältnis noch passt, müsse jeder selbst beurteilen. Fest stehe aber, dass diese niedrigen Preise eine große Gefahr für die bäuerlichen Familienbetriebe darstellten. Für einen Doppelzentner besten Weizen erhielten Landwirte derzeit nur 14 Euro.
Um die Ernte einfahren zu können, wünschen sich die bayerischen Bauern in den kommenden Wochen stabiles Wetter. Rund zwei Drittel der Wintergerste sind nach Angaben des BBV bereits abgeerntet, als nächstes stehen Sommergerste und Weizen an. „Wenn der Sommer keine allzu lange Pause einlegt, sind wir mit der Situation zufrieden“, sagt Hermann Greif, Getreidepräsident des bayerischen Bauernverbandes.
„Unwetter und Starkregen führten zwar mancherorts zu schweren Schäden an Gebäuden und Wegen. In der Natur, zum Beispiel im Wald und auf dem Acker, haben sich die Niederschläge aber positiv ausgewirkt, solange es nicht zu Abschwemmungen kam“, betont Greif. Die teilweise heftigen Unwetter führten allerdings dazu, dass manche Flächen „ins Lager gehen“ – also am Boden liegen. Dort reift das Getreide schlechter ab. Die Folge: Es kann auswachsen, die Pflanzen sind schwieriger zu ernten.
Alles in allem, fasst Greif zusammen, hätten sich die Pflanzen, aber auch die Landwirte, gut auf die äußeren Rahmenbedingungen eingestellt. „Die Züchtungen werden immer besser und die Landwirte wählen passgenaue Sorten aus. „Wir können vieles ausgleichen, brauchen aber bessere Preise, um langfristig auf diesem hohen Niveau arbeiten und hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können“, unterstreicht Greif.