Der Reichertshausener Illusionsmaler Pit Zaepernick (58) hat einen riesigen Baum ins Treppenhaus des Kindergartens gepinselt – Sein Können ist europaweit gefragt
(zel) Da werden die Buben und Mädchen aber Augen machen, wenn sie nach den Ferien wieder im Ilmmünsterer Kindergarten anrücken. Denn das historische Gebäude ist sozusagen über Nacht zum Baum-Haus geworden. Naja, über Nacht ist vielleicht etwas übertrieben. Drei Tage hat es schon gedauert. Aber was der Reichertshausener Illusionsmaler Pit Zaepernick da vollbracht hat, ist schon ein echter Hingucker. Der 58-Jährige hat auf Auftrag der Kommune einen riesigen Baum ins Treppenhaus gepinselt. Um die acht, neun Meter hoch ist der – und ein keinesfalls alltägliches Werk.
Zaepernik hat das, was er am liebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. „Illusionsmaler“ nennt er sich. Zuvor war er als Bühnenbildner und Bühnenmaler tätig, seit 1990 ist er selbstständig. Er liefert Kunstwerke auf Bestellung, die Auftraggeber dürfen da gerne mitreden. Eitelkeit ist nicht gerade das, was man Zaepernick vorwerfen kann. Unterwegs ist er europaweit: Frankreich, Holland, Spanien, Italien, Flensburg – Ilmmünster. Sein nächster Auftrag verschlägt ihn wieder mal nach Berlin.
Aber auch in der Region hat Zaepernick seine Spuren hinterlassen. Im Reichertshausener Altersheim hat er das Foyer und die Kapelle gestaltet, an der Grundschule von Steinkirchen geht die Außenfassade auf sein Konto, in der Allianz-Arena hat er eine ganze VIP-Lounge nach Kundenwunsch verziert. Und kürzlich hat er, wie berichtet, im Pfaffenhofener Tierheim für den guten Zweck einen Apfelbaum an die Wand gezaubert. Die fruchtbare Idee dahinter: Wer für die Einrichtung spendet, findet seinen Namen dann auf einem der gemalten Äpfel wieder.
„Am liebsten mache ich Effekt-Motive“, erzählt der 58-Jährige. Da gestaltet er zum Beispiel Türen im historischen Stil, lässt Hausfassaden scheinbar aufblättern. Gestaltet Gaststätten so, dass sich der Besucher in einem anderen Land wähnt. Oft sind es mediterrane Motive, die entstehen. Und dann gibt es da noch die besonders spektakulären Effekte, wie etwa bei der UV-Malerei: Auf den ersten Blick ohnehin schon beeindruckende Bilder entfalten unter Schwarzlicht plötzlich ein weiteres Motiv, eine zusätzliche Dimension tut sich auf.
„Gemalt habe ich, seit ich denken kann“, sagt Zaepernick. „Es war schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“ Aber auch zur Musik fühlte er sich schon früh mit großer Leidenschaft hingezogen, und so versuchte er es auch erst einmal in diese Richtung. Als Bassist und Schlagzeuger tingelte er lange durch Konzerthallen und Clubs, war an einigen Studio-Produktionen beteiligt.
Irgendwann führte ihn der Weg dann aber in die malerische Richtung zurück – was sich beim Film und beim Theater ergab. „Doch die Kurzlebigkeit, die dieses Metier mit sich führt, befriedigte mich nach einem Jahrzehnt nicht mehr und ich beschloss, etwas von Bestand zu schaffen“, schreibt er auf seiner Homepage.
„Meine Arbeit im gastronomischen und vor allem im privaten Bereich gibt mir nun endlich die Gelegenheit, meine Kreativität und Flexibilität in gestalterischen und materialtechnischen Fragen mit meinen Kunden zu einem für beide Seiten hochbefriedigenden Ergebnis zu führen“, heißt es da. Kundenwünsche fließen bei Zaepernick auch gerne noch während der Arbeit ein, wie er betont. Und nicht selten kommt ihm selbst noch die eine oder andere Idee. Nicht zuletzt, wenn es um die Details geht.
Von dem Riesenbaum für den Ilmmünsterer Kindergarten hat er vorab eine DIN A4 große Skizze gefertigt. Zu sehr ins Detail sei die aber noch nicht gegangen. Mehr die „Anmutung“ des geplanten Werks hatte er da im Blick, erzählt er uns. Bei der Gemeinde hat der Entwurf offensichtlich überzeugt – denn er bekam den Zuschlag und wurde engagiert. Für ihn als Reichertshausener war der Auftrag dann fast ein Heimspiel. Doch die nächsten Aufträge in weiter Ferne warten schon.
Weitere Werke von Pit Zaepernick findet man auf seiner Homepage www.illusionsmaler-pit.de oder auf seinem Künstler-Profil unter www.houzz.de
