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Vor zehn Jahren wurde die Bombardier-Maschine in Diensten der Lufthansa auf den Namen der Kreisstadt getauft – Seither hat sie europaweit über 23 000 Flüge und gut 25 000 Flugstunden absolviert

(ty) Vor zehn Jahren ging Pfaffenhofen in die Luft: Am 22. August 2006 wurde ein Bombardier CRJ900 mit dem Kennzeichen „D-ACKA“ auf den Namen der Kreisstadt getauft. Die feierliche Taufzeremonie fand auf dem Flughafen München statt. Taufpatin war Marita Prechter, die Ehefrau des damaligen Bürgermeisters Hans Prechter (CSU). Mit der Taufe des Regionaljets „Pfaffenhofen a. d. Ilm“ begann bei Lufthansa-Cityline zugleich eine neue Ära: Die „D-ACKA“ war das erste Modell der neuen CRJ900-Reihe, die bei dem Konzern in Dienst gestellt wurden. Aktuell betreibt Lufthansa-Cityline nach eigenen Angaben 25 Maschinen dieses Typs.

Die täglich wechselnden Crews kennen die „Pfaffenhofen a. d. Ilm“ allerdings eher unter dem Namen „Kilo-Alpha“ – die letzten beiden Buchstaben der Registrierung nach dem internationalen Fliegeralphabet buchstabiert. Das inzwischen zehnjährige „Patenkind“ der Stadt Pfaffenhofen war laut Lufthansa inzwischen bei 23 327 Flügen mehr als 25 000 Stunden in der Luft und hat seine Passagiere stets sicher und unfallfrei ans Ziel gebracht.

Auf bis zu 12 500 Meter steigt der Bombardier CRJ900 im alltäglichen Flugbetrieb, abhängig von der Flugstrecke – eine beachtliche Leistung für einen Regionaljet. „Die große Reisehöhe hilft Sprit zu sparen“, heißt es von der Lufthansa. Denn der CRJ900 – immerhin drei Meter länger als eine Boeing 737-300 – punkte mit seiner hohen Treibstoff-Effizienz sowie niedrigen Lärm- und Emissionswerten. Die Maschine hebt mit einem maximalen Startgewicht von 28 Tonnen ab und fliegt mit einer Reisegeschwindigkeit von 820 Kilometern pro Stunde bis zu 90 Passagiere bis zu 2400 Kilometer weit. Aktuell pendelt die „Pfaffenhofen an der Ilm“ von ihrer Heimatbasis München nach Kopenhagen, Amsterdam, Graz, Krakau, Marseille, Basel und Zagreb, teilte das Unternehmen mit. 

Der damalige Pfaffenhofener Bürgermeister Hans Prechter (rechts) lässt sich ein Modell des Flugzeugs erklären.

„Wir freuen uns, dass wir seit zehn Jahren über eine Flugzeug-Patenschaft mit der Stadt Pfaffenhofen an der Ilm verbunden sind. Die Maschine ist ein fliegender Botschafter ihrer Heimat und trägt den Namen buchstäblich durch ganz Europa“, sagt Lufthansa-Konzernsprecher Florian Gränzdörffer. „Die Patenschaft signalisiert unsere Verbundenheit mit der Region, woher auch viele Lufthansa-Passagiere und auch Mitarbeiter kommen.“ Gränzdörffer & Co. wünschen der „Pfaffenhofen“ noch „many happy landings“. 

Die Tradition, Flugzeuge der Lufthansa mit den Namen deutscher Bundesländer und Städte zu versehen, geht auf den September 1960 zurück. Damals gab es in Frankfurt die erste Flugzeugtaufe, als die Kranichlinie ihren allerersten Langstrecken-Jet, die damals moderne Boeing 707, in Dienst stellte. Der vierstrahlige Jet erhielt den Namen „Berlin“. Taufpate war der damalige Regierende Bürgermeister Willy Brandt (SPD). Seither wurden nach Angaben des Konzerns rund 300 Lufthansa-Flugzeuge auf den Namen deutscher Städte und Gemeinden getauft. Auch Maschinen mit den Namen sämtlicher Bundesländer – und einige internationale Namen – finden sich in der Kranich-Flotte.

Am Anfang der Taufpatenschaften stand für Lufthansa nach eigener Darstellung der Gedanke, die Verbundenheit zum Heimatstandort Deutschland jenseits der großen Drehkreuze und Standorte auch in die Regionen zu tragen, woher ein Großteil der Lufthansa Passagiere und Mitarbeiter kommt. Die getauften Flugzeuge seien fliegende Botschafter ihrer Heimat. Dass eine solche Patenschaft nach wie vor noch ein begehrtes Gut sei, zeige sich durch die Begeisterung der Passagiere sowie an einem Blick auf die beachtliche Warteliste interessierter Städte. 

Bei der Vergabe solcher Patenschaften orientiere sich Lufthansa an der historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Orts. Auch Städte, die in besonderer Weise mit der Luftfahrt oder der Lufthansa verbunden seien, fänden Berücksichtigung. Die Größe der Stadt spiele dagegen keine Rolle. “Allerdings wird bei der Vergabe im Allgemeinen darauf geachtet, dass die Einwohnerzahl der relativen Größe des Flugzeugmusters entspricht”, heißt es aus dem Unternehmen. Neben dem Namen der Patenstadt am Bug des Flugzeugs wird übrigens auch deren Stadtwappen im Eingangsbereich der Kabine angebracht.

Die Namensgebungen sind durchaus ein Spiegel der Zeit. So markierten die ersten Taufen gleichzeitig den Start der Lufthansa ins Jet-Zeitalter. Mit der „Berlin“ und der kurz danach getauften „Frankfurt am Main“ wurden die ersten beiden, damals hochmodernen, Boeing-707-Maschinen eingeführt. Nach dem Fall der Mauer erweiterte sich die Flotte der nach Bundesländern getauften Maschinen von elf auf 16 und rasch fanden auch ostdeutsche Gemeinden Einzug ins Namensregister – ein sichtbarer Beleg der deutschen Einheit.

Dabei waren es nicht immer freudige Ereignisse, die zu Auslösern von Städte-Patenschaften wurden. Als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 plötzlich der gesamte amerikanische Luftraum gesperrt wurde, mussten einige Flüge auf den kanadischen Flughafen Halifax ausweichen, der für einen solchen Ansturm gar nicht aus-gelegt war. „Die Einwohner von Halifax und der Nachbargemeinde Gander kümmerten

sich damals mit viel Gastfreundschaft um Passagiere und Crews“, berichtet ein Lufthansa-Sprecher. Daraufhin taufte das Unternehmen als Zeichen der Dankbarkeit erstmals ein Flugzeug auf den Namen eines ausländischen Orts und gab einem Airbus A340-300 den Namen „Gander/Halifax“.

Mittlerweile ist diese Maschine nicht mehr das einzige Flugzeug mit einem internationalen Namen. In einem halben Jahrhundert seit der ersten Taufe hat sich das Geschäft der Lufthansa beträchtlich weiterentwickelt. Eine Tatsache, der nun im Rahmen der Namensgebung der A380 Rechnung getragen wird. „Mittlerweile kommen die Passagierströme aus allen Teilen der Welt. Das Merkmal des modernen Luftverkehrs ist Internationalität. Daher tragen die neuen Flaggschiffe der Lufthansa auch die Namen internationaler Metropolen“, heißt es von der Lufthansa.

Der Anfang wurde im September 2010 mit Peking gemacht – Tokio, Johannesburg und andere folgten. Dies sei jedoch keine Abkehr vom Bekenntnis der Lufthansa zu ihrer Heimat, wie betont wird. Die Mehrzahl der rund 300 getauften Lufthansa-Flugzeuge habe deutsche Städte und Gemeinden als Paten – von Flensburg bis Lindau und von Aachen bis Frankfurt/Oder. 

Flaggschiff ist dabei übrigens ein Airbus A380, der im November vergangenen Jahres von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf den Namen „Deutschland“ getauft wurde. Dabei gilt bis heute das Motto: „Einmal Lufthansa, immer Lufthansa.“ Denn eine solche Patenschaft ist eine dauerhafte Institution. Einmal in den Kreis der Patenstädte aufgenommen, geht der Name auf ein neues Flugzeug über, sobald die ursprünglich getaufte Maschine aus der Lufthansa-Flotte ausscheidet.


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