Thomas Neudert (40) soll bei der Nominierungs-Versammlung als Kandidat für das Bundestags-Direktmandat vorgeschlagen werden – Bis Jahresende soll feststehen, ob die Liberalen einen eigenen Landrats-Bewerber stellen
Von Tobias Zell
Zwei politisch bedeutsame Beschlüsse hat der Pfaffenhofener FDP-Kreisverband gestern Abend bei seiner Hauptversammlung im Hotel Hallertau in Wolnzach gefasst. Erstens: Wenn es nach den Liberalen im Landkreis geht, dann soll Thomas Neudert (40) für die Partei ins Rennen um das Bundestags-Direktmandat im Wahlkreis ziehen. Zweitens: Bis zum Jahresende will die FDP festlegen, ob sie mit einem eigenen Kandidaten in die Landrats-Wahl am 7. Mai geht. Beide Beschlüsse wurden von den elf Stimmberechtigten jeweils einhellig getroffen – im ersten Fall hatte sich Neudert allerdings enthalten.
Der 40-jährige Diplom-Kaufmann Thomas Neudert ist seit 14 Jahren in diversen Funktionen für den weltweit agierenden Dax-Konzern Munich-Re tätig und lebt mit seiner Familie seit 2007 in Wolnzach. Vor drei Jahren ist er der FDP beigetreten, hat nach den Kommunalwahlen 2014 den Schriftführer-Posten im Orts- und Kreisverband übernommen. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder, bekennender FC-Ingolstadt-Fan und kickt im AH-Team des BC Uttenhofen.
Politik, so erklärte Neudert, habe ihn schon immer interessiert. Doch auch bedingt durch wechselnde Wohnorte habe er bislang noch kein Mandat innegehabt. „Ich bin in der politischen Mitte beheimatet“, sagte er – und er fühle sich deshalb sehr wohl in der FDP. Einen seiner politischen Schwerpunkte sieht der 40-Jährige in der Europa- und Außenpolitik, hier engagiert er sich auch aktiv im Landesfachausschuss der Liberalen.
Aber auch in Sachen Energie-Politik macht sich Neudert intensive Gedanken. „Wir brauchen kein ideologisches Wunschdenken, sondern eine Energie-Politik, die sich an der Realität orientiert“, betonte er. Als zentrale Kriterien nannte er in diesem Zusammenhang Umweltverträglichkeit, Versorgungs-Sicherheit und Wirtschaftlichkeit. Er unterstrich besonders die Bedeutung eines wettbewerbsfähigen Strompreises.
Die wichtigste Herausforderung für die Zukunft sieht Neudert nicht in der Produktion von Ökostrom, sondern vielmehr in dessen stabiler Bereitstellung. Der Anteil von Ökostrom liege inzwischen bei 25 Prozent, man sei hier „raus aus den Kinderschuhen“. Deshalb forderte er, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht mehr zu verlängern. Zugleich appellierte er, Geld in die Forschung zu stecken, und nannte konkret Batterie- und Speichertechnologien. Versorgungs-Sicherheit und Netzwerk-Stabilität müssen seiner Meinung nach fortan vor dem Ökostrom-Ausbau kommen.
Gestern Abend hat Neudert außerdem mit markigen Aussagen in Richtung der Kreisstadt schon einmal dafür gesorgt, dass seine Bekanntheit über Wolnzach hinaus steigen dürfte. Er attestierte nämlich denen, die hinter dem geplanten Windpark bei Pfaffenhofen stehen, dass sie erstens kein schlüssiges Gesamtkonzept hätten und zweitens wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund stellen würden. Wörtlich unterstellte er „Aktionismus und Profilierung“ und befand: „Es geht auch ohne diese drei Windräder.“ Lesen Sie dazu ausführlich: "Es geht auch ohne diese drei Windräder"
Mit Ausnahme von Neudert selbst, der sich der Stimme enthielt, votierten gestern Abend alle anwesenden Liberalen dafür, dass der 40-Jährige ins Rennen um das Bundestagsmandat gehen soll. FDP-Kreischef Thomas Stockmaier wurde konkret beauftragt, Neudert am 13. Oktober bei der Nominierungs-Versammlung vorzuschlagen. An diesem Tag stellen die Liberalen aus dem Wahlkreis ihren Kandidaten offiziell auf. „Ich hoffe, dass wir zusammen in diesen Bundestags-Wahlkampf ziehen, der für die Existenz der FDP doch eine gewisse Bedeutung hat“, sagte Stockmaier an die Adresse von Neudert.
Die im kommenden Mai anstehende Landrats-Wahl wirft für die FDP ebenfalls bereits ihre Schatten voraus. Bekanntlich wird im Kreis Pfaffenhofen 2017 der Landrat, nicht aber der Kreistag gewählt. Mit dieser Situation sieht man sich konfrontiert, weil seit der Amtsenthebung des früheren Landrats Josef Schäch (damals Freie Wähler, heute Kreis-FDP) die Wahlen des Landrats und des Kreistags nicht mehr zeitgleich stattfinden. Eine reine Landrats-Wahl lockt aber mutmaßlich weniger Bürger an die Wahlurnen, als wenn zugleich über die Besetzung des 60-köpfigen Kreistags entschieden wird.
Unter anderem deshalb – aber auch aus finanziellen Gründen – wollte man die nächste Landratswahl mit der Bundestagswahl zusammenlegen. Doch das ist, wie berichtet, aus rechtlichen Gründen nicht möglich, weil sich dadurch die Amtszeit des derzeitigen Landrats unerlaubt verlängern würde. Das hatte die Regierung von Oberbayern nach Rücksprache mit dem bayerischen Innenministerium klargestellt.
Ungeachtet dessen gibt es, vor allem von der SPD und den Grünen, die Forderung, dass der nächste Landrat seine Amtszeit freiwillig auf drei Jahre verkürzen möge – denn dann würden im Jahr 2020 die Wahlen von Landrat und Kreistag wieder zusammen stattfinden.
Stockmaier betonte, es sei bedeutsam zu wissen, ob die Landrats-Kandidaten bereit seien, 2020 Neuwahlen zu ermöglichen. „Es wäre ganz wichtig, dass sie hier Farbe bekennen.“ Dass die Zusammenlegung von Bundestags- und Landratswahl, die auch die FDP gefordert hatte, nicht erlaubt ist, bedauerte Stockmaier nicht nur, sondern übte harsche Kritik: „Unsinn bleibt Unsinn, auch wenn er juristisch begründet ist.“
Einig waren sich die Liberalen gestern, dass es für die FDP noch zu früh sei, um sich in der Frage nach einem möglichen eigenen Landrats-Kandidaten festzulegen. Doch man hatte das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, um ein Stimmungsbild einzuholen. Dieses „Hearing“, wie Stockmaier es nannte, erbrachte kein eindeutiges Ergebnis. Grundsätzlich würde man freilich einen eigenen, starken Kandidaten begrüßen. Vorstellbar sei aber wohl auch, einen Bewerber aus einem anderen politischen Lager zu unterstützen. Außerdem wurde betont, dass man die Entscheidung an den Themen festmachen solle und wolle. Jedenfalls beschloss man dann einhellig, dass sich der FDP-Kreisverband bis zum Jahresende festlegen wird, ob er einen eigenen Kandidaten aufstellt.