Birgit Mooser-Niefanger (47) aus Freising wurde heute Abend von ihren Parteifreunden zur regionalen Bundestags-Kandidatin gekürt
(ty) Birgit Mooser-Niefanger, stellvertretende Landrätin aus dem Nachbar-Kreis Freising, ist am heutigen Donnerstagabend in Allershausen mit deutlicher Mehrheit zur regionalen Bundestagskandidatin der Grünen gekürt worden. Einen partei-internen Gegenkandidaten gab es nicht. Die 47-Jährige tritt damit im hiesigen Wahlkreis – zu dem auch der Landkreis Pfaffenhofen gehört – im Rennen um das Bundestags-Direktmandat unter anderem gegen Andreas Mehltretter (SPD) und Thomas Neudert (FDP) an sowie gegen den CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer, dessen Nominierung am 24. Oktober erfolgen soll.
Mooser-Niefanger ist Kommunikationstrainerin und Autorin sowie Freisinger Kreis- und Stadträtin. Ihr Weg nach Berlin bei der im kommenden Jahr anstehenden Bundestagswahl wurde heute von den Partei-Freunden mit 39 Ja-Stimmen der Delegierten aus dem Bundestagswahlkreis 214 geebnet. Der Wahlkreis umfasst die Landkreise Freising und Pfaffenhofen sowie aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen die Stadt Schrobenhausen und die Gemeinden Aresing, Berg im Gau, Brunnen, Gachenbach, Langenmosen und Waidhofen.
Von den insgesamt 43 Wahlberechtigten gab es heute Abend für Mooser-Niefanger nur zwei Nein-Stimmen; ein Delegierter hatten sich enthalten, eine Stimme war ungültig. Aus dem Pfaffenhofener Grünen-Kreisverband war bereits vorab signalisiert worden, dass man die Bewerbung von Mooser-Niefanger unterstützen und keinen eigenen Bewerber ins Rennen schicken werde.
Ihre Bewerbungsrede startete Mooser-Niefanger mit dem Hinweis auf Stilfragen im Hinblick auf die geplante, aber umstrittene dritte Startbahn für den Münchner Flughafen: „Das, was die bayerische Staatsregierung mit den Menschen in und um Freising macht, das, was in den letzten Monaten passiert ist, das stinkt von hinten bis vorne – erst Interesse für Argumente heucheln und dann doch alles machen, wie immer schon geplant.“ Das sei kein guter Stil, schimpfte sie. Dem bayerischen Finanzminister Markus Söder (CSU) sowie CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer attestierte sie in diesem Zusammenhang ein „unterirdisches Menschenbild.“
Deutschland brauche mehr Fairness und Gerechtigkeit, postulierte Mooser-Niefanger. Für junge Menschen mit problematischer Perspektivlage müsse hierzulande ein zentral gesteuertes Maßnahmenpaket her. Es könne nicht sein, dass „Tausende Jugendliche vollkommen aus dem sozialen Gefüge fallen“. Entsprechende Probleme gebe es auch in hiesigen Region, obwohl Unternehmen in nahezu allen Branchen mehr als dringend nach Auszubildenden suchten. „Dass die Verhältnisse, aus denen jemand kommt, den Zugang zu Bildung und damit den Weg in ein gelungenes Leben erschweren oder sogar verunmöglichen, ist eines der schmerzhaftesten Merkmale unserer Zeit", beklagte sie.
Mit den Menschen müsse darüber geredet werden, dass die Grünen überall vor Ort die Vorreiter seien, wenn es um die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum gehe. Die Grünen würden dafür sorgen, dass Menschen im Alter gut versorgt seien. Und die Grünen würden um ein funktionierendes Gesundheitssystem kämpfen. Der Kampf gelte auch dem Bestand von Krankenhäusern, „auch wenn sie uns, wie in Pfaffenhofen, ein bisserl was kosten", betonte Mooser-Niefanger. Lesen Sie dazu auch: Ilmtalklinik-GmbH steuert auf Rekord-Defizit zu
Zur Zuwanderungsdebatte sagte Mooser-Niefanger, dass die Grünen seit „ewigen Zeiten ein sauberes Einwanderungsgesetz“ forderten. Gäbe es ein solches heute, müssten viele Diskussionen nicht geführt werden, betonte sie. „Wer glaubt, dass Deutschland sich abschotten kann und alles wie gewohnt weitergeht, der glaubt wahrscheinlich auch ans Christkind.“
Eine Lanze brach die Grünen-Bundestagskandidatin für die bäuerliche Landwirtschaft: Bei der Forderung nach einer Agrarwende gehe es um Lebensmittel, die ihren Namen auch verdienten. Es gehe darum, dass im Steak keine Antibiotika und im Salat keine Pestizide seien. Ihr Credo: „Wir wollen, dass unsere Bauern überleben können, ohne Massenproduzenten zu sein.“
Aus den Reihen der Delegierten kam kurz vor der Abstimmung der Vorhalt, dass Mooser-Niefanger in ihrer Rede nicht auf das Thema Wirtschaft eingegangen sei und bezahlbaren Wohnraum nur mit einem Halbsatz erwähnt habe. Darauf antwortete sie, dass die Grünen begreifen müssten, dass Wirtschaft ein ganz wichtiges Thema in diesem Land sei: „Politik muss Partner der Wirtschaft sein.“ Und bezahlbarer Wohnraum müsse weiter bei den Kommunen bleiben, drauf müssten die Grünen verstärkt hinweisen. Bei der SPD dagegen gebe es nur "Blabla", wenn es um bezahlbaren Wohnraum gehe.
Optimismus sei, so erklärte Mooser-Niefanger, ihre Stärke. Ihre Schwäche sei dagegen ein starker Hang zur Ungeduld. Zumindest bis zur Bundestagswahl muss sie sich aber noch einige Monate gedulden. Als Kandidatin ihrer Partei kann sie aber ab heute schon mal offiziell in den Wahlkampf ziehen.
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