Die Heidelerche kommt in Bayern kaum mehr vor – in der Hallertau gibt es aber noch einige Brutpaare. Damit das so bleibt, greift der Kreis Pfaffenhofen in die Kasse
(ty/zel) Die Heidelerche steht bayernweit kurz vor dem Aussterben. Umso bemerkenswerter ist es deshalb, dass diese seltene Vogelart ausgerechnet die Hopfenlandschaft im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen als einen ihrer letzten Rückzugsorte besiedelt. Die Experten gehen davon aus, dass die Heidelerche, deren ursprüngliche Lebensräume weitgehend verlorengegangen sind, die Hopfengärten für sich als „lichten Wald“ entdeckt hat und folglich die Hopfenstangen als Singwarte nutzt.
Dass diese im höchste Maße gefährdete Vogelart in der Hallertau vorkommt, war im Jahr 1996 von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Pfaffenhofener Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) im Rahmen einer Kartierung für den bayerischen Brutvogel-Atlas entdeckt worden, wie heute im Umweltausschuss des Pfaffenhofener Kreistags erklärt wurde. Ja, die Heidelerche beschäftigt die Politik. Denn ihr Aussterben soll verhindert werden – dafür hat man in den vergangenen Jahren bereits einiges getan. Und man will auch in den kommenden Jahren etwas tun, weshalb das Gremium heute die entsprechenden Gelder freigegeben hat.
Die jüngsten Bemühungen hatten Erfolg, war heute zu erfahren. Nach der überraschenden Entdeckung des hiesigen Bestands war damals eine Diplom-Arbeit zu der Erkenntnis gelangt, dass es im südlichen Feilenforst 37 Brutpaare gab. Damals. Denn im Jahr 2011 stand die Heidelerche im Kreis Pfaffenhofen dann vor dem Aus – nur mehr neun Brutpaare wurde registriert. Seither wurden ein Projekt gestartet und mehrere Maßnahmen umgesetzt. Das Bemühen greift offenbar. Jedenfalls gibt es aktuell wieder 16 Brutpaare, wurde heute erklärt.
Bereits im Jahr 2010 war im Rahmen der Umsetzung der bayerischen Biodiversitäts-Strategie von der Regierung von Oberbayern das „Bayern-Netz Natur“-Projekt „Heidelerche im nördlichen Landkreis Pfaffenhofen“ ins Leben gerufen worden. Es wurde bis 2013 von der LBV-Kreisgruppe betreut. In dem Kerngebiet nördlich von Rohrbach wurden Flächen angepachtet sowie Maßnahmen zur Sicherung, Optimierung und Pflege der Bruthabitate organisiert und umgesetzt. Im Jahr 2014 wurde das Projekt-Management dann an das Büro FNL-Landschaftsplanung aus München übergeben.
Aufbauend auf den vorliegenden Erfahrungen wurde das Projektgebiet zur Neuschaffung geeigneter Bruthabitate und Vernetzungsstrukturen ausgedehnt. Arbeitsschwerpunkte waren im Wesentlichen die Sicherung von geeigneten Brut- und Nahrungshabitaten für die Heidelerche durch Anpacht, Erwerb, Flächentausch und Ökokontoflächen sowie freiwillige Vereinbarungen mit den Grundstücks-Eigentümern. Außerdem sollten Landschaftspflegemaßnahmen konzeptioniert, organisiert und von Landwirten umgesetzt werden. Zudem erfolgte eine fachliche Beratung der Gemeinden und Landwirte.
Im Rahmen des Projekts hat der Landkreis vor knapp einem Jahr sogar eine Heidelerchen-Broschüre mit Handlungsempfehlungen sowie einem Förderleitfaden für Hopfenbauern, Landwirte und Grundeigentümer erstellen lassen. Sie zeigt, wie jeder einzelne Landnutzer der Heidelerche helfen kann. In der Broschüre findet man den optimalen Lebensraum für den Vogel beschrieben sowie die günstigsten Bewirtschaftungsformen für Hopfengärten, Wiesen, Äcker und Brachen erläutert. Nicht vergessen wurden die Agrarumweltförderungen, die ein Landnutzer für die angepasste Bewirtschaftung in Anspruch nehmen kann.
Während es die Broschüre – und auch die Heidelerche – noch immer gibt, läuft das Projekt nun Ende November aus. Heute ging es deshalb im Umweltausschuss um eine Fortführung des Engagements für den arg bedrohten Vogel. „Die Fortführung des Projekts ist auch deshalb so wichtig, weil durch das Büro FNL zahlreiche Kontakte vor Ort geknüpft wurden“, heißt es aus dem Landratsamt. „Die Landwirte haben Vertrauen gefasst und wirken bei vielen Maßnahmen mit.“
Gemeinsam mit dem LBV und dem Büro FNL sei es gelungen, wichtige Flächen langfristig zu pachten oder zu kaufen beziehungsweise viele Flächen im Sinne der Heidelerche zu pflegen. Damit die angestoßenen Bemühungen nicht ins Leere laufen sowie weitere Maßnahmen umgesetzt werden können, hat die Untere Naturschutzbehörde bei der Regierung eine weitere Unterstützung beantragt.
„Bayern-Netz Natur“-Projekte setzen aber immer auch auf die Mitwirkung des jeweiligen Landkreises, wurde den Kommunalpolitikern heute erklärt. Will sagen: Der Kreis muss auch selbst finanziell mit anpacken und sich an den jährlichen Pflegekosten von zirka 25 000 Euro mit zehn Prozent beteiligen. Macht also 2500 Euro per anno. Weitere Kosten fallen für das Projekt-Management an. Die Ausgaben hierfür werden auf insgesamt gut 3300 Euro pro Jahr geschätzt – wobei der Kreis hier eventuell die Hälfte vom Bezirk erstattet bekommt. Der Umweltausschuss hat jedenfalls heute einhellig beschlossen, diese bis zu 5800 Euro per anno für die Jahre 2017 bis 2019 bereitzustellen.
Weitere Infos zur Heidelerche gibt es übrigens im Internet auf der eigens eingerichteten Seite www.holledauer-heidelerche.de. Dort ist auch der einprägsame Gesang des Vogels zu hören.
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