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Pfaffenhofener Ratsgremium beschließt einhellig den Null-Tarif für Mai, Juni, Juli und August nächsten Jahres – Zuckerl während der Gartenschau und erhoffter Werbe-Effekt fürs Busfahren

Von Tobias Zell

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) sprach von einem „Zuckerl für die Pfaffenhofener“. Es gibt aber auch noch andere – weniger süße, sondern schlicht pragmatische – Gründe für diese Maßnahme. Jedenfalls hat der Stadtrat in seiner heutigen Sitzung einhellig beschlossen, dass im kommenden Jahr das Stadtbus-Fahren vier Monate lang für alle kostenlos ist. Konkret geht es um die Monate Mai, Juni, Juli und August. Die Stadt verzichtete damit freiwillig auf Ticket-Einnahmen in einer geschätzten Höhe von 20 000 bis 30 000 Euro. 

Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung diesen Vorschlag gemacht, dem das Gremium dann einstimmig folgte. Hintergrund: Von 24. Mai bis 20. August findet bekanntlich die kleine Landesgartenschau in Pfaffenhofen statt. Das Großereignis soll rund 300 000 Besucher in die Kreisstadt locken. Zugleich fällt aber bis Oktober das Volksfest-Gelände, auf dem normalerweise rund 600 Autos Platz haben, als wichtige Stellfläche weg, weil dieses Areal als zentraler Ausstellungsbereich für die Gartenschau genutzt sowie anschließend eben für das Volksfestfest gebraucht wird.

 

Zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie zur Verringerung des Individualverkehrs brachte deshalb die Stadtverwaltung die Idee ins Spiel, dass die Pfaffenhofener Stadtbusse von 1. Mai bis 31. August 2017 kostenlos genutzt werden könnten. So könne man „ein eventuelles Verkehrs-Chaos umschiffen“ und zugleich dem einen oder anderen „dauerhaft Lust auf den Stadtbus machen“, befand Herker in der Sitzung. Das lässt sich die Stadt sogar einiges kosten. 

Wie aus einer Aufstellung der Einnahmen aus dem Stadtbus für Mai bis einschließlich August in den vergangenen Jahren hervorgeht, werden der Stadtkasse durch den Nulltarif mindestens 20 000 Euro entgehen. Im Jahr 2013 wurden nämlich in diesem Zeitraum rund 20 400 Euro eingenommen, in den beiden Folgenjahren 22 400 und 21 900 Euro sowie heuer stolze 29 100 Euro. Zur Einordnung: Im Jahr 2014 kostete der gesamte Stadtbus-Betrieb die Kommune unterm Strich rund 560 000 Euro, im vergangenen Jahr waren es 555 000 Euro. 

 

Mit der Regierung von Oberbayern war die nun beschlossene Gratis-Idee bereits im Vorfeld abgestimmt worden. In der Regel sei ein Nulltarif über einen so langen Zeitraum nicht möglich, wurde dazu erklärt. Auf Grund des geschilderten Sachverhalts sei die Regierung aber bemüht gewesen, eine Lösung zu finden. Und die Lösung ist demnach der Abschluss eines ergänzenden Dienstleistungsvertrags mit dem beauftragten Verkehrsunternehmen, in dem festgelegt werden soll, dass in der genannten Zeit die Fahrgäste generell kostenfrei befördert werden. Die Stadt habe dies dann der Regierung anzuzeigen; eine gesonderte Genehmigung entfalle dann – und die ÖPNV-Zuschüsse würden bei dieser Vorgehensweise auch nicht gekürzt. 

Thomas Röder (CSU) sprach von einer „grundsätzlich guten Idee“ und sieht das zudem als gute Werbung für den Stadtbus. „Ich glaube, das bringt uns was“, lautete sein Fazit. Er wollte aber wissen, wie es sich – angesichts des ja dann für alle kostenlosen Zeitraums von vier Monaten – mit den Jahreskarten verhalte. Die Stadtverwaltung signalisierte, dass das kein Problem sei. Die Jahres-Tickets gelten dann eben einfach vier Monate länger. Wenn ein Kunde aber nicht 16 Monate zum Preis von zwölf Monaten wolle, dann soll er stattdessen eine anteilige Rückerstattung des Preises erhalten.

 

Der Dritte Bürgermeister Roland Dörfer (Grüne) erklärte, dass bei diesem Thema zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Diese Formulierung verwendet er als Finanzreferent eigentlich immer, wenn es ums Geld geht. Zumindest im sprichwörtlichen Sinne ist er damit ein anatomisches Wunder – und vermutlich weit und breit der Kommunalpolitiker mit den meisten Herzen in seiner Brust. Aber zur Sache: Dörfler begrüßte das Gratis-Stadtbus-Fahren letztlich doch ausdrücklich und erinnerte zugleich daran, dass seine Partei bereits in der Vergangenheit entsprechende Vorstöße gewagt hatte – die allerdings negativ beschieden worden sein. 

In seiner Funktion als Finanzreferent hob Dörfler aber – weil ja zwei Herzen in seiner Brust – zugleich den mahnenden Finger. Denn der Stadt gehen durch die fehlenden Ticket-Einnahmen in diesen vier Monaten ja 20 000 bis 30 000 Euro verloren. Er hoffe, so Dörfler, dass diese Phase des kostenlosen Angebots bewirke, dass der Stadtbus anschließend vermehrt in Anspruch genommen werde – und sich das dann in Mehreinnahmen niederschlägt. Deshalb warb er schon mal fürs Stadtbus-Fahren.

 

Die fehlenden rund 30 000 Euro werde die Stadt „hoffentlich irgendwie verschmerzen können“, meinte Herker. Er sprach von einem „Zuckerl“ für die Pfaffenhofener und kündigte zugleich eine „Charme-Offensive“ beim Stadtbus an – der Service soll demnächst weiter ausgebaut werden. 

Auch Martin Rohrmann, der Fraktionssprecher der CSU, zeigte sich der Meinung, dass die in den besagten vier Monaten der Stadt durch die Lappen gehenden Einnahmen zu verschmerzen seien. Er signalisierte deshalb volle Zustimmung von Seiten der Christsozialen. 

Franz Niedermayr (FDP) wäre gerne noch einen Schritt weitergegangen. Sein Vorschlag: Man möge doch den Stadtbus gleich für das gesamte nächste Jahr kostenlos anbieten. Herker und die Vertreter der Stadtverwaltung machten da aber wenig Hoffnung. Man habe gegenüber der Regierung von Oberbayern schon alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um den Gratis-Stadtbus für vier Monate durchzukriegen, wurde sinngemäß erklärt. So wurde einstimmig beschlossen, dass der Pfaffenhofener Stadtbus im kommenden Jahr in den Monaten Mai, Juni, Juli und August von allen Fahrgästen kostenlos genutzt werden kann.


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