Heute begann am Landgericht Ingolstadt der Prozess gegen den wegen Totschlags an einem Rentner angeklagte Heinz Josef M. – doch der schweigt beharrlich
(ty) „Du feige Sau, jetzt sag’ endlich was“, hallte es durch den Saal des Landgerichtes, als heute gegen 9.15 Uhr der Prozess gegen Heinz Josef M. eröffnet wurde. Er soll den Rentner Helmut P. am 13. August vergangenen Jahres mit einer Flasche brutal geschlagen und anschließend erwürgt haben. Der Zwischenruf eines Neffen des Toten indes änderte auch nichts an der Situation, dass Heinz Josef M. zur Tat beharrlich schweigt.
Es dürfte ziemlich emotional werden im Laufe des Verfahrens, das auf immerhin elf Verhandlungstage angesetzt ist. Besagten Neffen jedenfalls musste seine Begleiterin mit Gewalt daran hindern, dass er nach vorne an die Anklagebank stürmt, um Heinz Josef M. zu attackieren. Was ihm natürlich eine ernste Ermahnung von Richter Paul Weingartner einbrachte.
Weingartner kam am ersten Prozesstag mit wenigen Minuten Verhandlungsdauer zurecht. Denn mehr als die Aufnahme der Personalien und Lebensumstände von Heinz Josef M. – dazu immerhin machte er Angaben – und die Verlesung der Anklage durch Staatsanwalt Christian Veh war für den ersten Verhandlungstag nicht vorgesehen.
Demnach hat der 1943 in Eichstätt geborene Heinz Josef M. mit einem Verfahren wegen Totschlags zu rechnen, was ihm die Staatsanwaltschaft ob des beharrlichen Schweigens wohl mittels Zeugenaussagen und einer Reihe von Indizien nachweisen muss.
Die Verlesung der Anklage nahm Heinz Josef M., der in dunklem Hemd, Jeans und weißen Turnschuhen einen ziemlich unbeteiligten Eindruck hinterließ, wort- und regungslos entgegen. Nach den Worten von Staatsanwalt Veh soll der Angeklagte an besagtem 13. August nach einem gemeinsamen Essen in der Wohnung des getöteten Helmut P., bei dem er zuvor schon des Öfteren genächtigt hatte, zunächst zweimal mit einer umgedrehten Limoflasche auf den Kopf seines Opfers eingedroschen haben. Als der dann am Boden lag, soll Heinz Josef M. weiter auf den wehrlosen Helmut P. eingeschlagen und eingetreten haben. Als der um Hilfe rief, was zwei Nachbarn gehört haben, soll er ihm den Mund zugehalten und weiter zugeschlagen haben. Insgesamt 20 Schläge – so Veh – habe er dem Opfer an Kopf und Brust beigebracht, bevor ihr ihm schließlich entweder mit den Händen oder dem Knie den Kehlkopf abschnürte und ihn so erwürgte. Zahlreiche Verletzungen im Kehlkopfbereich belegten diese Vorgehensweise.
Danach habe er die Wohnung verlassen und einem Zeugen, der ob der Hilfeschreie gerade nach rechten sehen wollte auf dem Flur noch gesagt, es sei alles in Ordnung. Der Streit sei nur Spaß gewesen.
Die Schilderungen ließen Heinz Josef M. ungerührt. Jedenfalls ließ er seine Anwältin Anna Kremer lediglich verkünden, dass das Gericht wohl vergeblich auf Angaben zum Tathergang warten würde. Was dann eben dazu führte, dass einer der Verwandten des Opfers von seinen Emotionen überwältigt wurde.
Das Verfahren wird am 4. und 7. November jeweils um 9.15 Uhr fortgesetzt. Dann kommen Kripo, Nachbarn und die Gerichtsmedizin zu Wort, während am 18. und 21. November weitere Zeugen zur Person von Heinz Josef M. vernommen werden und ein Beamter des Landeskriminalamtes eine 3-D-Animation vom Tathergang vorführen wird.