Unbekannter töte damals im Kreis Traunstein ein holländisches Ehepaar – Der Fall wird heute in einer TV-Sendung auf VOX aufbereitet, die Kripo hofft auf Hinweise
(ty) Eines der brutalsten Verbrechen, das je im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei Traunstein begangen wurde, ist auch nach fast 20 Jahren noch ungeklärt. Ein unbekannter Täter tötete im Frühjahr 1997 bei Litzlwalchen im Landkreis Traunstein ein holländisches Ehepaar. Der Mordfall wird am heutigen Samstag, 7. Januar, auf dem TV-Sender „VOX“ aufbereitet und um 22.30 Uhr in der Dokumentation „Mörderjagd – Wie Profiler ermitteln“ ausgestrahlt. Die Kripo schaltet begleitend zur der TV-Sendung unter der Telefonnummer (08 61) 98 73-4 44 ein Hinweistelefon.
Anlässlich des 20. Jahrestages des grausamen und noch immer nicht aufgeklärten Verbrechens am Stadtrand von Traunstein geht die Kriminalpolizei in die Offensive. „Der Fall ruhte über die Jahre nie und wurde als so genannter Cold Case immer wieder weiterentwickelt“, so ein Polizei-Sprecher. „Die Ermittler stützten sich dabei zum einen auf neue Möglichkeiten der Kriminaltechnik, Forensik sowie Spurensicherung und Spurenauswertung und suchten zum anderen intensiv die Kontakte in das immer weiter zusammenwachsende europäische Ausland.“ Sie wurden dabei auch von den Profilern der operativen Fallanalyse (OFA) des Polizeipräsidiums München unterstützt.
Das Wohnmobil des getöteten Ehepaars.
Auf einem Waldparkplatz an der Staatsstraße Nürnberg–Altenfurt/Feucht wurden in der Nacht zum Sonntag, 8. Juni 1997, in einem ausgebrannten Wohnmobil die Leichen der holländischen Staatsangehörigen Truus und Harry Langendonk gefunden. Das Ehepaar war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Ermittlungen ergaben, dass der Tatort des Doppelmords am nördlichen Waldrand neben der Bundesstraße 304 bei Litzlwalchen (Gemeinde Nußdorf im Kreis Traunstein) liegt. Tatzeit dürfte am 7. Juni 1997, gegen 18 Uhr, gewesen sein. Erst gegen 20 Uhr fuhren der oder die Täter mit dem Wohnmobil vom Tatort weg.
Am Sonntag, 8. Juni 1997, gegen 2 Uhr nachts, nahm ein Taxifahrer unweit des Brandorts in Nürnberg-Altenfurt (Löwenberger Straße) einen männlichen Fahrgast auf, der am Hauptbahnhof in Nürnberg ausstieg. Von dort aus fuhr diese Person mit einem weiteren Taxi in den Landkreis Traunstein und ließ sich kurz nach 5 Uhr an der Bundesstraße 304 zwischen Aiging und Matzing in der Nähe des Tatorts absetzen. Dort verliert sich seine Spur. Die Polizei und die Hinterbliebenen haben gemeinsam eine Summe von insgesamt 51 000 Euro zur Belohnung ausgesetzt.
Die Beamten der Kriminalpolizei Traunstein, die trotz jahrelanger intensiver Anstrengungen den Täter bisher nicht identifizieren konnten, schalten begleitend zur Ausstrahlung der Dokumentation ein Hinweistelefon. Unter der Telefonnummer (08 61 98 73 – 4 44 werden Anrufe entgegen genommen, die vor allem nachfolgende Fragen beantworten sollen.
Aus dem Verhalten des Täters lassen sich laut Polizei Rückschlüsse auf dessen Ortskenntnis in unmittelbarer Tatortnähe schließen. Es muss davon ausgegangen werden, dass der Täter einen Ortsbezug hat oder hatte. Wer, insbesondere Anwohner oder Personen aus dem regionalen Umfeld des Tatorts kann eine Person benennen, die zur fraglichen Tatzeit auf die Täterbeschreibung oder das Phantombild passen?
Phantombild des mutmaßlichen Täters.
Wichtig ist: Alle Beschreibungen zu dem tatverdächtigen Taxifahrgast beziehen sich auf das Jahr 1997. Der Mann sieht heute möglicherweise ganz anders aus. Auch könnte er bereits nach der Tat sein Aussehen deutlich verändert haben. Damals wurde er wie folgt beschrieben: Etwa 180 bis 185 Zentimeter groß, damals etwa 30 Jahre alt, schlanke Figur, blonde bis dunkelblonde Haare, nackenlang mit gleicher Länge auch über die Ohren reichend; er sprach deutsch mit bayerischem oder österreichischem Dialekt. Während der Taxifahrt von Nürnberg zurück in die Nähe des Tatorts war der Unbekannte bekleidet mit dunklem (eventuell braunem) Sakko, Hemd und Krawatte.
„Derart schwere Delikte können den Täter über Jahre psychisch belasten“, so ein Polizei-Sprecher. Dies führe oft dazu, dass sich dieser gegenüber Freunden und Bekannten anvertraut oder mit der Tat prahlt. Die Frage der Ermittler: Wer kann sich möglicherweise an ein solches Gespräch erinnern?
Pistole Tokarev T33: Mit solch einer Waffe (oder einer baugleichen der Hersteller Zastava oder Norinco) wurde das Ehepaar getötet, das ergaben die Untersuchungen.
Die letzten Tage und Stunden vor dem Gewaltverbrechen können recht genau nachvollzogen werden. Demzufolge dürften sich die Langendonks am Freitag, 6. Juni 1997, auf der Insel Herrenchiemsee aufgehalten haben. Dort wurden sie zwischen 9 und 11 Uhr am Bootsanlegesteg gesehen. Am Samstag, 7. Juni 1997, befand sich das Ehepaar zwischen 12.30 und 14 Uhr im Wirtshaus zum Schlossberg in Marquartstein, gegen 14.30 Uhr erfolgte ein Telefonat aus einer Telefonzelle in Siegsdorf (Bahnhofstraße). Anschließend fuhren sie nach Litzlwalchen und hielten sich zur Rast am Waldrand auf. Dort wurde gegen 18 Uhr ihr Leben gewaltsam beendet
Die Kripo fragt: Wer konnte das kontaktfreudige Ehepaar am Freitag, 6. Juni, oder Samstag, 7. Juni, zusammen mit anderen Personen beobachten? Wer ist am Freitag, 6. Juni, oder Samstag, 7. Juni, möglicherweise selbst mit dem kontaktfreudigen Ehepaar ins Gespräch gekommen? Das Hinweistelefon, das bereits seit gestern Nachmittag geschaltet ist, ist unter der Rufnummer (08 61) 98 73 – 4 44 erreichbar.