Bürgermeister Herbert Nerb (FW) rührt schon einmal kräftig die Werbetrommel – Unterstützung erhält er von den Freien Wählern aus Ingolstadt und dem Kreis Pfaffenhofen, auch von der CSU kommen positive Signale
Von Tobias Zell
Eine Rückkehr zum G9 im Freistaat Bayern könnte dem Kreis Pfaffenhofen ein drittes Gymnasium bescheren. Mit freundlicher Unterstützung aus Ingolstadt, wo man „inzwischen verstanden“ habe, dass man „nicht alles an sich ziehen“ dürfe – sagt Herbert Nerb (FW), der Bürgermeister von Manching. Der träumt nicht nur vom dritten Gymnasium im Landkreis, sondern sieht seine Kommune dafür als idealen Standort. „Wir haben ein hervorragendes Grundstück und die Infrastruktur“, betont er.
Am Montagabend, als die Freien Wähler ihre Delegierten aus dem Kreis Pfaffenhofen in Wolnzach zusammengerufen hatten, um keinen Landrats-Kandidaten aufzustellen, warb Nerb ausdrücklich für ein weiteres Gymnasium im Kreis und brachte Manching als Standort in Stellung. Dann hätte man je ein Gymnasium im südlichen (Pfaffenhofen), mittleren (Wolnzach) und nördlichen (Manching) Landkreis.
In Manching herrschen seiner Meinung nach beste Voraussetzungen für eine Gymnasium-Gründung. Wegen der bestehenden Realschule müsse man das Rad hier nicht neu erfinden, „das läuft alles“. Das ins Auge gefasste Areal befinde sich „in Wurfweite zur Realschule und nahe am Kreishallenbad“, die Anbindung an das Linienbus-Netz sei obendrein gegeben. Nerb rührt jedenfalls schon einmal fleißig die Werbetrommel – und macht auch gar keinen Hehl daraus.
Der Unterstützung der Freien Wähler kann er sich schon mal gewiss sein. Ein drittes Gymnasium im Kreis Pfaffenhofen in Kooperation mit Ingolstadt stehe im Wahlprogramm, betonte der hiesige FW-Kreischef Albert Gürtner. Die Freien Wähler pflegen bekanntlich im Kreistag eine Kooperation mit der CSU. Ähnlich sieht es in Ingolstadt aus, wo die Christsozialen im Stadtrat mit den Freien Wählern gemeinsame Sache machen. Auf der Schanz war es denn auch FW-Fraktionschef Peter Springl, der kürzlich das Thema wieder ins Bewusstsein gerückt hat.
Die Ingolstädter FW-Fraktion forderte bekanntlich im Februar, dass „möglichst bald“ Verhandlungen mit dem Kreis Pfaffenhofen aufgenommen werden, „um die planerischen Voraussetzungen für ein Zweckverbands-Gymnasium in Manching zu schaffen“. Denn die fünf Ingolstädter Gymnasien seien „seit Jahren an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit“. Und da mit einem weiterhin starken Bevölkerungswachstum in Ingolstadt zu rechnen sei – nicht nur durch Zuzug, sondern auch wegen steigender Geburtenzahlen – sowie im Hinblick auf eine mögliche Rückkehr zum G9 werde ein weiteres Gymnasium notwendig.
Das „muss aber nicht in Ingolstadt entstehen“, unterstrich Springl, „sondern es macht Sinn, dieses im Süden der Stadt, also in Manching, zu errichten“. Da rennt er bei Nerb freilich offene Türen ein. Froh zeigt sich der Manchinger Rathauschef, dass man in Ingolstadt inzwischen verstanden habe, dass man nicht alles an sich ziehen dürfe. Nicht zuletzt wegen der Verkehrsproblematik, die sich daraus ergebe. Außerdem sei die Zeit der „Monsterschulen“ vorbei. Gewünscht seien heutzutage doch Schulen mit 600 bis 650 Schülern.
Springl & Co. drücken jedenfalls schon mal auf die Tube. Wir müssen jetzt planen, damit wir dann rasch handeln können, wenn der Bedarf besteht“, mahnte er. Auch der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass noch heuer eine Entscheidung darüber fallen dürfte, ob man im Freistaat wieder zum neunstufigen Gymnasium (G9) zurückkehrt. „Sollte dies der Fall sein, ist davon auszugehen, dass auch in Ingolstadt und der Region mehr Kapazitäten für Schüler benötigt werden.“ Auch für Lösel wäre dann ein gemeinsames Gymnasium von Stadt Ingolstadt und Landkreis Pfaffenhofen in Manching eine interessante Option.
„Wenn die Entscheidung pro G9 fällt, werden wir überprüfen, was das für die Entwicklung der Schülerzahlen bedeuten könnte“, sagte Lösel und kündigte an: „Sollten diese Prognosen nach zusätzlichen Kapazitäten verlangen, werden wir umgehend kooperative Gespräche mit dem Landkreis Pfaffenhofen führen und prüfen, ob wir ein gemeinsames Gymnasium auf Manchinger Flur verwirklichen können.“
Manching präferiert
Pfaffenhofens Landrat Martin Wolf (CSU) zeigte sich ebenfalls bereits aufgeschlossen und erklärte, man stehe in dieser Angelegenheit schon in Kontakt mit Ingolstadt. „Sollten sich diesbezüglich veränderte Verhältnisse abzeichnen, werden nach entsprechender Behandlung der Thematik in den Kreisgremien offiziell Verhandlungen mit der Stadt Ingolstadt als Kooperationspartner aufgenommen und die Planungen konkretisiert.“
Von Seiten der CSU-FW-Kooperation im Pfaffenhofener Kreistag wird ebenfalls der Standort Manching präferiert. Politisch scheinen also die Mehrheiten sowohl in Ingolstadt als auch im Kreis Pfaffenhofen schon mal gesichert.
Springl wie Nerb haben sich zudem bereits ausdrücklich für die Gründung eines Zweckverbands ausgesprochen. Ein „Paradebeispiel“ dafür, wie das gelingen könne, sei das Gymnasium in Gaimersheim, das von einem Zweckverband getragen werde, der aus der Stadt Ingolstadt und dem Kreis Eichstätt bestehe. „Das läuft bestens“, sagt Nerb. Die Kosten würden im Verhältnis der Schülerzahlen getragen.
Neu ist jedenfalls auch die Idee zur Schaffung eines solchen Zweckverbands nicht. „Aufgrund der Situation des Schyren-Gymnasiums in Pfaffenhofen und des Hallertau-Gymnasiums in Wolnzach sowie der Entwicklung der Schülerzahlen wurde die Angelegenheit bei der erstmaligen Diskussion im Herbst 2014/Frühjahr 2015 nicht weiterverfolgt“, erinnerte Wolf. „Insbesondere aufgrund der Schülerzahlen war zunächst die konkrete Aufnahme von Gesprächen zur Gründung eines Zweckverbands und zu einer konkreten Standort-Beurteilung nicht gerechtfertigt.“
"Schullandschaft nicht genug ausgeprägt"
Doch die jetzt möglicherweise bevorstehende Rückkehr zum G9 sowie steigende Schülerzahlen befeuern den Wunsch nach dem dritten Gymnasium im Kreis Pfaffenhofen neu. Nerb verweist außerdem auf eine dieser Tage veröffentlichte Studie, die alle vier Kommunen im Kreis Pfaffenhofen mit mehr als 10 000 Einwohnern (Pfaffenhofen, Geisenfeld, Wolnzach und Manching) als „kleinstädtische Gewinner“ sieht, aber noch Verbesserungspotenzial bei den Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen attestiert. „Die Schullandschaft ist noch nicht genug ausgeprägt“, lautet seine Erkenntnis aus der Untersuchung.
Nach Angaben des Pfaffenhofener Landratsamts besuchen aktuell rund 1160 Schüler das Schyren-Gymnasium in der Kreisstadt sowie 815 das Hallertau-Gymnasium in Wolnzach. Weitere 650 Schüler aus dem Kreis Pfaffenhofen gehen derzeit auf ein Gymnasium in Ingolstadt.
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