Der Kreis Eichstätt hat mit 3,71 Prozent deutschlandweit die nierigste Quote überschuldeter Menschen – Neuburg-Schrobenhausen steht kaum schlechter da. In Ingolstadt sind 7,27 Prozent überschuldet, im Kreis Pfaffenhofen 6,22 Prozent. Das geht aus dem Schuldneratlas 2013 hervor, der weitere interessante Erkenntnisse bietet.
(ty/zel) Der Landkreis Eichstätt zählt bundesweit betrachtet die wenigsten überschuldeten Bürger im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Die Quote beträgt dort gerade einmal 3,71 Prozent. Das geht aus dem Schuldneratlas 2013 hervor, der von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform veröffentlicht wurde. In Ingolstadt liegt die Quote demnach bei 7,27 Prozent, im Kreis Pfaffenhofen bei 6,22 Prozent. Im Kreis Kelheim Schrobenhausen sind 6,66 Prozent der Bürger überschuldet. In Neuburg-Schrobenhausen sind es nur 4,95 Prozent – der bundesweit vierniedrigste Wert, gefolgt von Neumarkt in der Oberpfalz (5,00 Prozent) auf Rang fünf. Auf Rang neun der Liste mit den niedrigsten Schuldnerqouten liegt Aichach-Friedberg (5,27 Prozent).
Überschuldung liegt vor, wenn ein Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen in absehbarer Zeit nicht begleichen kann und ihm weder Vermögen noch andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Diese Definition liegt dem Schuldneratlas zugrunde.
Fast jeder zehnte Deutsche ist überschuldet. Das ist das zentrale Ergebnis aus dem Schuldneratlas 2013. Im Oktober zählte Deutschland demnach 6,58 Millionen überschuldete Privatpersonen. Im Vorjahr lag die Zahl geringfügig höher (6,59 Millionen). Die Schuldnerquote betrug im Vorjahr 9,65 Prozent, jetzt sind es 9,81
Die Erhöhung der Quote kommt den Angaben zufolge durch die Revision der Einwohnerzahlen in Deutschland zustande: Das Statistische Bundesamt erkannte auf der Basis eines neuen Zensus, dass Deutschland tatsächlich weniger Einwohner zählt, als bisher angenommen. Die aktuelle Quote der Schuldner von 9,81 Prozent errechnet sich auf der Basis von 67,13 Millionen volljährigen Erwachsenen. „3,33 Millionen Haushalte sind überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört“, heißt es. Das durchschnittliche Schuldenvolumen in Deutschland betragte 33 500 Euro (Vorjahr: 33 700).
Den höchsten Anteil überschuldeter Bürger weisen aktuell Bremerhaven (19,84 Prozent), Offenbach am Main (18,61), Wuppertal (17,89), Pirmasens (17,73) sowie Halle/Saale (17,57) auf. Die wenigsten Schuldner im Verhältnis zur Einwohnerzahl registrieren Eichstätt (3,71), Erlangen-Höchstadt (4,63) und Schweinfurt (4,81).
Überschuldung ist eher ein Phänomen städtischen Lebens, wie aus dem Schuldneratlas hervorgeht. An der Spitze der Großstädte stehen Duisburg (15,36 Prozent), Dortmund (14,01) und Berlin (13,12 ). Sowohl die „negativen“ Kreise und Großstädte weisen wie die auf der positiven Seite genannten Regionen wenig Veränderung auf.
Die Hauptursachen für das wirtschaftliche Aus von Verbrauchern seien immer noch in der Arbeitslosigkeit, der familiären Situation, Krankheit, Konsum und in gescheiterter Selbstständigkeit zu finden. „Auf der Basis eines soliden Arbeitsmarkts mit steigender Beschäftigung hat die Arbeitslosigkeit in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren“, heißt es weiter. Auch eine gescheiterte Selbstständigkeit als Auslöser der Überschuldung spiele – im Zeichen einer geringeren Zahl von Neugründungen – eine untergeordnete Rolle. Dagegen hätten Krankheitsgründe sowie ein unangebrachtes Konsumverhalten in den vergangenen fünf Jahren deutlich zugenommen.
Damit zeige sich in Zeiten volkswirtschaftlicher Stabilität eine Kehrseite der Sicherheit: „Verbraucher trauen sich die Finanzierung ihres Konsums eher zu.“ Entsprechend habe der Anteil von Überschuldung mit leichter Intensität (weniger Gläubiger, geringere Forderungen und keine Eintragungen in Schuldnerverzeichnissen) gegenüber den Fällen mit harter Intensität zugenommen.
Die Schuldnerquote in den neuen Bundesländern liegt mit 9,97 Prozent zwar geringfügig über der in den alten Ländern (9,78), insgesamt haben sich aber die Schuldnerzahlen in Ost und West kaum verändert. Im Gegensatz zum Trend des vergangenen Jahres ist die Überschuldung in Ostdeutschland aktuell stabil geblieben – in Ostdeutschland waren es 2012 wie heuer jeweils 1,09 Millionen Schuldner; im Westen im vergangenen Jahr 5,51 Millionen Schuldner, heuer 5,50 Millionen.
Aktuell ist den Angaben zufolge die Zahl jugendlicher Schuldner unter 20 Jahren zwar von 216 000 Fällen (2012) auf jetzt 213 000 zurückgegangen, seit 2004 hat diese Altersgruppe jedoch mit einer Zunahme von bemerkenswerten 302 Prozent von 53 000 (2004) auf den aktuellen Wert von 213 000 am stärksten zugenommen. Eine markante Steigerung um 59,9 Prozent auf 1 581 000 Schuldner weist auch die nächste Altersgruppe der Twens zwischen 20 und 29 Jahren aus. Wenn auch auf deutlich geringerem Niveau absoluter Zahlen, stimme doch auch die Steigerung in den Jahren 2004 bis 2013 bei den Über-70-jährigen Betroffenen von 42,3 Prozent auf aktuell 111 000 überschuldeter Privatpersonen bedenklich.
Auch wenn sich die Zahl überschuldeter Frauen gegenüber dem vergangenen Jahr um 1,7 Prozent verringert habe (minus 40 000 Fälle) und die der Männer um 0,7 Prozent erhöht hat (plus 30 000), bleibe es beim langjährigen Trend. Die Schuldnerquote der Frauen habe im Vergleich der Jahre 2004 und 2013 von 6,1 Prozent auf 6,9 Prozent zugenommen, die der männlichen Schuldner von 13,6 auf rund 12,9 Prozent abgenommen. Dennoch sei Überschuldung eher Männern zuzuordnen: In Deutschland sind derzeit 4,2 Millionen Schuldner männlich, 2,4 Millionen weiblich.
Interessante Links zum Thema:
Übersicht über die Schuldnerqouten aller Landkreise und kreisfreien Städte