Solar-Module auf ehemaliger Kiesabbau-Fläche könnten rund 900 Haushalte mit Strom versorgen.
(ty) Die Pfaffenhofener Bürgerenergie-Genossenschaft (BEG) plant neben ihren Windrädern ein weiteres Großprojekt: Auf einer ehemaligen Kiesabbau-Fläche bei Affalterbach soll eine Photovoltaik-Anlage entstehen, die Strom für zirka 900 Haushalte liefert. Wie die BEG heute erklärte, rechne sie mit Baukosten in Höhe von rund drei Millionen Euro. Die Solar-Panels werden den Angaben zufolge eine Fläche von ungefähr zwei Fußballfeldern beanspruchen und sollen so installiert werden, dass sie für die Anwohner nicht sichtbar sind. In Betrieb gehen könnte die Anlage bereits nächstes Jahr.
Nach erfolgreichen Gesprächen mit den örtlichen Grundstücks-Eigentümern hat die BEG für das Sonnenenergie-Projekt nun die Aufstellung eines Bebauungsplans bei der Stadt Pfaffenhofen beantragt. Bei der nächsten Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses, die am kommenden Donnerstag (ab 16 Uhr im Rathaus-Festsaal) stattfindet, steht das Thema auch bereits auf der Tagesordnung.
An der neuen Photovoltaik-Freiflächenanlage sollen sich, wie bei jedem Projekt der Bürgerenergie-Genossenschaft, wieder ausschließlich Bürger aus dem Landkreis Pfaffenhofen – vorrangig aus der Kreisstadt und den Nachbarorten – direkt beteiligen können. Auch das teilte die BEG heute mit. Viele Details zu Technik und Bauweise der anvisierten Anlage können laut BEG allerdings „erst im Laufe der weiteren Planungen“ genannt werden.
Soviel steht den Angaben zufolge aber bereits fest: Gebaut werden soll auf einer ehemaligen Kiesabbau-Fläche, einer so genannten Konversionsfläche, auf der keine Landwirtschaft mehr betrieben werden könne. „Die Anlage soll eine Leistung von drei Megawatt haben. Das bedeutet rund drei Millionen Kilowattstunden klimafreundlicher Strom für zirka 900 Privathaushalte und 1605 Tonnen CO2-Einsparung. Die Baukosten werden rund drei Millionen Euro betragen.“
Andreas Herschmann (links), und Markus Käser vor der ehemaligen Kiesabbau-Fläche, auf der der Solarpark errichtet werden soll.
Die Solar-Panels dazu werden – so heißt es weiter – eine Fläche von ungefähr zwei Fußballfeldern in Anspruch nehmen, „nicht sichtbar für die umliegenden Anwohner in die Landschaft der ehemaligen Kiesabbau-Fläche integriert“. Durch den Einsatz von so genannten Rammfundamenten bleibe der Boden unversiegelt. Das gesamte Areal umfasse eine Größe von rund fünf Hektar, es werde natürlich eingegrünt und eingezäunt.
Auf den Grünflächen unter und zwischen den Modulen der einzelnen Abschnitte des Solarparks kann, wenn es nach der Genossenschaft geht, eine biologische Schafzucht angesiedelt werden. Die Genossenschaft spricht bereits von „Affalterbacher Solar-Schafen“, für die – zusammen mit den BEG-Anteilen – auch Patenschaften erworben werden können.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. „Der nächste Schritt ist zunächst die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans“, erklärt die BEG. Diese Prozedur werde, wenn die Politik mitspiele, etwa zwölf Monate dauern, so dass man den Baubeginn und auch die Inbetriebnahme im kommenden Jahr für möglich hält.
BEG-Chef Andreas Herschmann, der zugleich für die SPD im Stadtrat sitzt, weist in Zusammenhang mit dem geplanten Solar-Park darauf hin, dass mit dieser geplanten Anlage „der letzte Baustein zu 100 Prozent sauberer Stromerzeugung im Netz der Stadt Pfaffenhofen“ installiert werde. „Wir sorgen dafür, dass Strom – 100 Prozent regional, unabhängig von Atom und Kohle und demokratisch organisiert – in Bürgerhand erzeugt wird.“ Herschmann prophezeit: „Mit unseren drei bereits in Planung befindlichen Bürgerwindrädern und dem weiteren privaten Ausbau der Photovoltaik-Flächen auf Hausdächern plus dieser Solaranlage – quasi als Schlussstein – wird Pfaffenhofen bis Ende 2018 die 100-Prozentmarke geknackt haben.“
Der jährliche Strombedarf in der Kreisstadt liegt nach Angaben der BEG bei rund 105 Gigawattstunden (GWh). Bereits heute würden 70 Prozent (73 GWh) des in Pfaffenhofen verbrauchten Stroms lokal und sauber durch rund 900 Stromerzeuger direkt im Stadtgebiet erzeugt. Durch die drei geplanten BEG-Windräder im Förnbacher Forst (27 GWh) sowie Photovoltaik-Anlagen in einer Größenordnung von rund fünf GWh werde der Strombedarf in Pfaffenhofen dann zu 100 Prozent ökologisch und lokal abgedeckt sein, rechnet die Genossenschaft vor: Bis zum Jahr 2021 plane die Stadt durch den zusätzlichen Ausbau von Speichermaßnahmen, Pfaffenhofen auch dann mit sauberem Strom versorgen zu können, wenn es mehre Tage lang wenig Sonne oder Wind gebe.
Der hiesige SPD-Vorsitzende Markus Käser, der zudem ehrenamtlich als Chef der Landesvereinigung der bayerischen Bürgerenergie-Genossenschaften fungiert, ergänzt: „Mit einer Energie-Erzeugung von rund 40 GWh aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen in Bürgerhand erzeugt die BEG Pfaffenhofen dann nicht nur fast die Hälfte des Pfaffenhofener Strombedarfs, sondern wird auch der größte Öko-Stromerzeuger in der Region in Bürgerhand.“ Das sei vorbildlich im Freistaat, lobt Käser, „und zeigt was möglich ist, wenn Kommune und Bürger miteinander anpacken“.
Hintergrund: Die BEG
Im Jahr 2012 wurde auf Initiative des hiesigen Energie- und Solarvereins (ESV) und mit Unterstützung der Stadt Pfaffenhofen die Bürgerenergie-Genossenschaft für den Landkreis Pfaffenhofen (BEG) gegründet. Sie will nach eigenen Angaben bürgerschaftliches Engagement, klimafreundliche Energie-Erzeugung und wirtschaftlichen Erfolg miteinander verbinden. Sie initiiert und finanziert deshalb Projekte zur Erzeugung, Speicherung und Verteilung erneuerbarer Energien im Landkreis. Die BEG sieht sich mit derzeit rund 650 Mitgliedern als eine der aktivsten Bürgerenergie-Genossenschaften in Bayern, zudem ist sie Gründungsmitglied der Landesvereinigung „Bürgerenergie Bayern e.V.“ . Weitere Infos findet man unter www.buergerenergie-pfaffenhofen.de.