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Der Pfaffenhofener Ortsverband wählt Christian Moser zum neuen Chef: Er hat klare Vorstellungen davon, wie sich seine Partei künftig in der Kreisstadt präsentieren muss. 

Von Tobias Zell 

Für einen CSU-Politiker ist die Oppositionsrolle ungefähr das, was für Otto Normalbürger eine Wurzelbehandlung ist: ungewohnt, unangenehm und mitunter schmerzhaft, aber es hilft halt nix. Sicher: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Aber die Pfaffenhofener Christsozialen leiden nach wie vor merklich darunter, dass sie im Stadtrat wenig zu bestellen, weil keine Mehrheit, haben. Mancher würde möglicherweise wirklich lieber Zahnweh, aber dafür bitte endlich wieder politisch mehr zu melden haben. Und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Kreisstadt-CSU in regelmäßigen Abständen, teils unausgesprochen, eine Art Neuanfang ausruft. Den Zeitpunkt, ab dem alles besser werden soll. Oder zumindest: Ab dem man wenigstens in der Opposition wieder kraftvoll zubeißen kann. 

Am Mittwochabend, Hauptversammlung, war mal wieder so ein Zeitpunkt. Beste Aussichten herrschten zumindest schon mal im Anschluss an die Veranstaltung, als man auf der Dachterrasse des Hotel Alea noch beim Weißbier-Empfang zusammenstand und Häppchen serviert wurden. Dafür, dass die Aussichten nun auch politisch wieder besser werden, soll nun der neue Vorsitzende sorgen. Christian Moser, bislang Kreisgeschäftsführer der Partei und auch JU-Kreischef, wurde mit 54 von 56 Stimmen – zwei waren ungültig – zum neuen Frontmann der Pfaffenhofener CSU gewählt. 

Stadtrat Florian Schranz, der bisherige CSU-Vorsitzende, hatte aus beruflichen Gründen nicht mehr für den Spitzenposten kandidiert. Er wurde mit 48 Stimmen aber ebenso eindeutig zum Stellvertreter gewählt, wie Co-Kreisgeschäftsführer Fabian Flössler, der 50 Stimmen erhielt. Martin Rohrmann, Sprecher der Stadtrats-Fraktion, komplettiert die Riege der Stellvertreter, musste sich aber mit 33 Stimmen zufrieden geben. In der politischen Welt nennt man ein solches Ergebnis gerne einen Denkzettel. Vielleicht bekam Rohrmann aber auch nur, stellvertretend für alle CSU-Stadträte, die Unzufriedenheit der Basis mit der aktuellen Situation besonders ab. 

Spiegel des Neuanfangs? CSU-Chef Christian Moser (Dritter von rechts), die Stellvertreter Florian Schranz (Zweiter von links), Fabian Flössler (Dritter von links) und Martin Rohrmann (rechts), Schriftführer Max Emanuel Ott (links) und Schatzmeister Matthias Streussnig.  

Moser, angehender Jurist, der gerade seine Doktorarbeit schreibt, soll nun die Pfaffenhofener Christsozialen zurück ins Rampenlicht führen. Er sei „ein hervorragender Nachfolger“, hatte Schranz bereits vor der Wahl gelobt, „wir teilen die gleichen politischen Ziele“. Die CSU stehe auf soliden Beinen. Er überlasse Moser ein „gut bestelltes Feld“, sagte der nach sechs Jahren scheidende Vorsitzende auch mit Blick auf den Mitglieder-Anstieg von 241 auf 251 binnen eines Jahres.

Wo es weiter anzusetzen gilt, stellte Schranz („Ich bin ja nicht weg“) auch klar. Die Ortsteile werden seiner Meinung nach von der bunten Stadtrats-Koalition um Bürgermeister Thomas Herker (SPD) stark vernachlässigt. Man könne gar den Eindruck gewinnen, als seien die Leute auf den Dörfern „Bürger zweiter Klasse“. Außerdem fehle es an Bauplätzen. Kritisch äußerten sich Schranz und später auch Rohrmann über den sozialen Wohnungsbau in der Stadt – nicht was die Notwendigkeit desselben anbelangt, aber ihrer Ansicht nach wird zu teuer gebaut.

Sollte die SPD tatsächlich einen komplett autofreien Hauptplatz wollen, erteilte Schranz dieser Vision schon mal vorsorglich eine Absage. „Das geht nicht“, das könne sich eine Kleinstadt wie Pfaffenhofen nicht leisten – im Sinne von: nicht erlauben. Zumindest noch nicht, darüber möge man vielleicht in 20, 30 oder 40 Jahren noch einmal reden. Und noch ein ganz konkretes Thema sprach Schranz an. Der neu geschaffene Spielplatz auf dem Hauptplatz verschandle das Stadtbild, findet er. Vor allem der Zaun drumrum missfällt ihm – er fragt sich, ob es den beim Hagebau im Angebot gegeben habe.

Moser umriss in seiner Bewerbungsrede, wie er die hiesige CSU für die Kommunalwahl 2020 aufstellen will. Eine „verlässliche und menschliche Alternative“ zur bunten Koalition wolle man sein. „Näher am Menschen.“ Die Pfaffenhofener Christsozialen sieht er als „Kraft der politischen Mitte“. Man müsse aber die CSU künftig offener gestalten und einen intensiven Austausch pflegen. „Wir werden unsere Leute positionieren“, versicherte er, attestierte seinen Farben jedoch medialen Nachholbedarf. Kein Tabu sei es für ihn, auch mit den anderen Parteien zu sprechen. „In der bunten Koalition sind ja nicht alle glücklich.“

„Pfaffenhofen muss Pfaffenhofen bleiben“, lautete ein Schlagwort von Moser. Damit will er nicht dem Stillstand das Wort reden, natürlich müsse sich die Stadt weiterentwickeln. Aber er meine damit: vom sozialen Gefüge und vom Brauchtum her. Neu-Pfaffenhofener gelte es einzubinden und zu integrieren. Der Jugendarbeit kommt seiner Ansicht nach hier eine entscheidende Rolle zu. Deshalb sei es wichtig, mehr für die Vereine zu tun. Bezahlbarer Wohnraum sei „ein Mega-Thema“, betonte er. Integrations-Verweigerung von Flüchtlingen müsse sanktioniert werden, andernfalls sei das soziale Gefüge in Gefahr.

"Verdammt schlechter Stil" vom Bürgermeister 

Die Ortsteile und die Kernstadt müssten „Hand in Hand gehen“, fordert Moser. Die Innenstadt dürfe kein Reservat für Innenstadt-Anlieger werden. Ja, man müsse auch den ÖPNV fördern – aber das gehe nicht, in dem man andere rausdränge. Bis 2020 wolle die CSU ein Ortsteil-Konzept vorlegen, für jeden Ortsteil wolle man dabei den genauen Handlungsbedarf feststellen. 

Der Bürgermeister legt nach Ansicht von Moser mitunter einen „verdammt schlechten Stil“ an den Tag. Als Beispiele nannte er Herkers Äußerungen rund um den Bürgerentscheid zur Windkraft sowie den Spielplatz in Förnbach. Die CSU dagegen wolle „menschlich und verlässlich“ sein. Ferner unterstrich Moser, dass Pfaffenhofen als Kreisstadt eine Verantwortung für den gesamten Landkreis habe. Er warb für die Zusammenarbeit mit den Nachbar-Gemeinden, die gelte es zu intensivieren, statt – Kritik an  Herker – andere zu maßregeln.

 

Martin Rohrmann, Chef der Stadtrats-Fraktion.

Stadtrats-Fraktionschef Martin Rohrmann monierte die „Schwarz-Weiß-Malerei“ der SPD in Zusammenhang mit deren Überlegungen zur lokalen Verkehrspolitik. Auch er forderte aber, dass zum Beispiel mehr für die Radfahrer getan werden müsse. Und auch seiner Ansicht nach muss mehr Wohnraum geschaffen werden.

Seine eigene Fraktion skizzierte Rohrmann als gutes und kompetentes Team, wenngleich er einräumen musste, dass es oftmals nicht gelinge, ein einheitliches Meinungsbild zu bieten. Dennoch: „Wir zeigen Kompetenz im Stadtrat.“ Außerdem erinnerte er daran, dass der Bürgermeister im Jahr 2009 gegen eine Bewerbung der Stadt für die nun kürzlich hier eröffnete Gartenschau votiert habe. Und jetzt, so Rohrmann sinngemäß, stehe Herker ganz vorne dabei. Der CSU-Fraktionschef gab sich jedoch überzeugt davon, dass sich die „solide Arbeit“ seiner Partei irgendwann auszahlen werde.

Straub über Wolf – und Käsers Zukunft

Eingangs der Veranstaltung hatte auch der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Karl Straub gesprochen. Die Gartenschau in Pfaffenhofen sei eine Idee von Altbürgermeister Hans Prechter sowie den damaligen Stadträten Martin Wolf und Theo Abenstein gewesen. Die CSU sei hier „federführend“ gewesen. Mit Blick auf den am 2. April schwer verunglückten und inzwischen wiedergewählten Landrat Martin Wolf, der an der heißen Phase des Landrats-Wahlkampfs selbst nicht aktiv teilnehmen konnte, sprach Straub von mit den schwersten Wochen, die er selbst – persönlich und politisch – erlebt habe. Er versicherte, dass man gegenüber der Öffentlichkeit bezüglich des Gesundheitszustands von Wolf nie etwas zurückgehalten sowie alles mit dessen Familie abgestimmt habe. 

 

Was die Genesung von Wolf, bei dem bekanntlich auch eine Amnesie diagnostiziert worden war, angeht, äußerte sich Straub höchst optimistisch: „Es geht rasend schnell vorwärts. Er möchte schnellstmöglich wieder da sein.“ Straub habe an Wolfs Rückkehr „nicht einmal mehr den Ansatz eines Rest-Zweifels“. Im Überschwang ließ sich Straub gar dazu hinreißen, sinngemäß zu proklamieren, dass am Dienstagabend das größte Problem von Wolf – der nach wie vor in der Klinik ist – gewesen sei, dass der TSV 1860 München das Relegationsspiel verloren und damit in die Dritte Fußball-Liga abgestiegen sei. Bekanntlich ist Wolf ein bekennender Löwen-Fan. 

Intensive Gedanken macht sich Straub offensichtlich auch über seinen ärgsten Widersacher: SPD-Kreischef Markus Käser. Der hatte bekanntlich für den Vorsitz der bayerischen Sozialdemokraten kandidiert, war aber klar unterlegen. Im partei-internen Wahlkampf hatte sich Käser mitunter sehr kritisch über die eigene Partei beziehungsweise deren führende Köpfe geäußert. Straub findet deshalb, dass sich Käser nun Gedanken machen müsse, ob er nun noch so weiter machen und seine Partei – auch im Landkreis – überhaupt noch repräsentieren könne.

Bisherige Beiträge zum Thema:

"Wir werden eine echte Alternative zur bunten Mehrheit anbieten"

Neuer Frontmann für Pfaffenhofener CSU


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