Er brachte seinen Cousin zum ICE, stieg mit ein und bemerkte die Abfahrt nicht: Daraufhin löste er eine Notbremsung aus und machte sich über die Gleise davon. Der Zugverkehr stand daraufhin erst einmal still.
(ty) Rund zehn Minuten stand der Zugverkehr am gestrigen Abend nach Sperrung aller Ein- und Ausfahrgleise am Münchner Hauptbahnhof still. Ein 40-Jähriger, der einen Verwandten zum Zug gebracht hatte und in einen ICE eingestiegen war, hatte – nachdem er die Abfahrt dann nicht rechtzeitig bemerkt hatte – die Tür des ausfahrenden Zuges per Not-Entriegelung geöffnet und sich über die Gleise davongemacht.
Der 40 Jahre alte Mann kasachischer Herkunft hatte nach Angaben der Bundespolizei seinen Cousin gegen 18.45 Uhr zum ICE 524 (München – Dortmund) begleitet und war dann auch mit dem Verwandten in den Zug eingestiegen. „Als sich die Türen des ICE schlossen und der Zug sich in Bewegung setzte, befand er sich noch im Zug“, so ein Polizei-Sprecher.
Der 40-Jährige wollte aber aussteigen – "da er kein Ticket hatte und am nächsten Morgen in Trostberg zur Arbeit musste", wie ein Polizei-Sprecher unter Berufung auf die Aussage des Mannes erklärte. Und da der unfreiwillige Passagier keinen Bahn-Mitarbeiter gesehen habe, habe er die Notentriegelung des zu diesem Zeitpunkt 40 km/h schnellen ICE betätigt. Nachdem der Zug zum Stehen gekommen war, sei der Kasache ausgestiegen und – zunächst unerkannt – über die Gleise davongelaufen.
Ein in dem Zug mitfahrender Bundespolizist konnte im ICE – Dank des Zugbegleiters – den besagten Verwandten des 40-Jährigen ausfindig machen. Über den Cousin wiederum konnte der 40-Jährige ausfindig gemacht sowie noch am Abend von der Polizei in Trostberg vernommen werden. Dabei habe er geschildert, in Panik geraten zu sei. Er habe seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass durch die Schnellbremsung niemand im Zug verletzt worden sei, und entschuldigte sich zudem für sein Verhalten".
Nach dem Ausstieg aus dem ICE war er über die Gleise zum Hauptbahnhof zurückmarschiert und dann mit seinem Pkw zurück nach Trostberg gefahren. „Nach dem Öffnen der ICE-Tür sowie dem anschließenden Aussteigen mit dem Entfernen über die Gleise wurde der gesamte Ein- und Ausfahrbereich des Münchner Hauptbahnhofes gesperrt“, berichtet ein Polizei-Sprecher zu den Folgen der Aktion.
Für rund zehn Minuten habe der Zugverkehr stillgestanden. Gegen den 40-Jährigen wird nun von der Bundespolizei wegen des Missbrauchs von Nothilfe-Einrichtungen ermittelt. Verletzt worden sei durch die eingeleitete Schnellbremsung niemand. Es kam allerdings zu erheblichen Beeinträchtigungen im Zugverkehr von und nach München.