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Die Pfaffenhofener Stadtwerke müssen einerseits für Sicherheit auf 250 Straßen-Kilometern Sorgen, andererseits wollen sie die Artenvielfalt bewahren.

(ty) 250 Kilometer umfasst das Straßennetz in Pfaffenhofen und seinen Ortsteilen. Die Dörfer im Umkreis liegen im ländlichen Bereich, also dort, wo es besonders grün ist. Paradoxerweise nehme allerdings die Artenvielfalt gerade auf dem Land ab. „Immer mehr Insekten- und Pflanzenarten sterben dort aus“, sagt Stadtwerke-Sprecher Heinz Hollenberger.  Sogar früher weit verbreitete Vögel wie die Feldlerche würden selten, weil immer weniger Pflanzensamen in der Natur zu finden seien – für manche Vogelarten die wichtigste Nahrungsquelle. Mit der Ausbreitung von Monokulturen in der Landwirtschaft werde dieses Problem ständig akuter. Die Stadtwerke wollen als nachhaltig orientiertes Unternehmen dieser Entwicklung entgegenwirken. Auch bei der Pflege der Straßengräben.  

Der Leiter der Abteilung Grünanlagen bei den Stadtwerken, Mario Dietrich, ist kürzlich als Repräsentant der Stadt vom „Arbeitskreis Stadtgrün“ des bayerische Städtetags aufgenommen aufgenommen. „In diesem Gremium tauschen die Gartenamtsleiter der bayerischen Städte Erfahrungen bei der Planung und dem Unterhalt der städtischen Grünflächen aus und stimmen sich ab, wie sie die Maßgaben der Bundesregierung umsetzen“, erklärt Hollenberger. Dies werde sich künftig auch positiv auf die Gestaltung von nachhaltigem Grün in Pfaffenhofen auswirken.

Dietrich erläuterte – so wird berichtet – den Vertretern der 28 bayerischen Mitgliedsstädte auch seine positiven Erfahrungen mit den nachhaltig gestalteten Trockenstaudenbeete und den seit kurzem verwendeten klimatoleranten Stadtbäumen in Pfaffenhofen. Hitzeresistente Klimabäume, die Trockenheit aushalten, seien für die Zukunft der Städte lebenswichtig – denn die Zahl der heißen Tropennächte und Hitzetage wird laut Aussagen von Klimaforschern auch im Freistaat in den kommenden Jahren zunehmen.

Um die innerstädtische Klimaerwärmung aufzufangen, bräuchten die Städte mehr Verdunstungs- und Beschattungsflächen, die aufgeheizte Straßen und Bauwerke kühlen – Bäume sollen hier wie lebendige Klimaanlagen wirken. „Experten fordern, 20 Prozent mehr Bäume in den bayerischen Städten zu pflanzen, um die erwartete Temperaturerhöhung der nächsten 30 Jahre zu kompensieren und den Klimawandel aufzufangen“, heißt es aus den Pfaffenhofener Stadtwerken.

Bei der besagten Jahrestagung in Straubing standen außerdem das Artensterben und dessen negative Folgen für die Landwirtschaft im Fokus. Mindestens 70 Prozent aller Nutzpflanzen werden nämlich von Bienen bestäubt. Fachleute wiesen bei der Tagung darauf hin, dass nicht nur innerstädtische Grünflächen, sondern auch Straßenränder wichtigen Lebensraum und Nahrungsquelle für gefährdete Vogel- und Insektenarten darstellen. Zwischen Feldern und Asphalt wachsen viele Gräser, Kräuter und Blumen, die Insekten als Nahrungsquelle brauchen.

Deswegen sollen diese Pflanzen so weit wie möglich geschont werden, wenn die Stadtwerke die Straßengräben pflegen und den Bewuchs dort mähen. „Die Gräben sind für die Entwässerung der Landschaft unverzichtbar; sie müssen freigehalten werden, damit keine Überflutungen auftreten“, sagt Hollenberger. „Die modernen Mähmaschinen lassen nichts mehr stehen, wovon sich Insekten und Vögel ernähren können – wenn man sie falsch einsetzt.“

Der Pfaffenhofener Ober-Gärtner Mario Dietrich setzt sich hier für ein ökologisches Umdenken ein. „Natürlich nur soweit es die Verkehrssicherheit zulässt“, wird betont. Wenn Pflanzenbewuchs am Straßenrand in Kurvenlagen die Sicht auf den Gegenverkehr verhindere, dürften diese Gräser und Blumen nicht stehen bleiben. „Es gilt mit Augenmaß vorzugehen, damit die Verkehrssicherheit garantiert wird, ohne das Artensterben weiter zu beschleunigen.“ 

Zwei Mal im Jahr fährt ein Team der Stadtwerke an sämtlichen Straßen innerhalb der Stadtgrenzen entlang und mäht die Gräben und Straßenränder. Dafür wird an den Unimog aus dem Fuhrpark ein spezielles Mähwerk montiert. „Diese Vorrichtung kann man bis zu acht Meter weit ausfahren, so dass sie auch in die Straßengräben hineinreicht“, erläutert Hollenberger. Der hydraulische Mulcher verfüge auch über einen variablen Neigungswinkel. Damit der Fahrer des Unimogs sehe, was er am rechten Straßenrand abmäht, könne er sein Lenkrad versetzen – je nach Bedarf nach links oder rechts.

Die Stadtwerke-Mitarbeiter Wolfgang Hermann und Wolfgang Sendel fahren den Sommer über sozusagen gern „englisch“: Sie verschieben das Lenkrad auf die rechte Seite, damit sie von ihrem Fahrersitz aus die Straßenränder und Gräben genau im Blick haben. „Im Winter schieben wir das Steuer dann wieder nach links“, sagt Hermann: „Beim Schneeräumen ist das besser.“ 


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