Der Pfaffenhofener Vize-Landrat Anton Westner (CSU) ist wegen seiner Amtsführung in die Kritik geraten. Wohl auch, weil er es eben so ganz anders angeht, als Martin Wolf (CSU), den er derzeit vertritt.
Ein Kommentar von Tobias Zell
Man darf ohne zu zögern attestieren, dass die Sitzungs-Führung von Martin Wolf und die von Anton Westner ungefähr so viel gemeinsam haben, wie Lieder von Rammstein und Songs von Helene Fischer. Man ist zwar in derselben Branche tätig, interpretiert die Rolle aber grundverschieden. Wobei, auch das sei gesagt, jeder Stil seine Fans hat –zumindest in der Musik.
Vize-Landrat Westner (CSU), der wegen der krankheitsbedingten Abwesenheit des am 2. April schwer verunglückten Kreischefs Wolf (CSU) seit 3. April die Geschäfte im Pfaffenhofener Landratsamt führt, hat bekanntlich jetzt gegen Kritik an seiner Amtsführung zur Wehr gesetzt und diese zurückgewiesen. Es kommt schon selten vor, dass ein Vize-Landrat tatsächlich über längere Zeit den Job des Ersten Landrats machen muss. Noch seltener ist, dass er – obwohl in derselben Partei wie der, den er vertritt – Schelte kassiert. Man könnte jetzt darüber fabulieren, wie viel CSU in Wolf steckt – zumindest so wenig, dass die SPD derart zufrieden mit ihm war, dass sie keinen eigenen Kandidaten in die jüngste Wahl geschickt hat. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Der von den Bürgern am 7. Mai mit fast 75 Prozent der Stimmen wiedergewählte Landrat Wolf liebt die Diskussion, auch in den Sitzungen. Ja, er provoziert sie scheinbar nicht selten sogar. Jeder soll unter seiner Regie zu Wort kommen. Keiner das Gefühl haben, er hätte nicht zumindest mitreden dürfen. Manchmal, wenn sich so gar keine rechte Debatte entwickeln will, dann scheint Wolf fast ein bisschen enttäuscht – und es wirkt dann hin und wieder so, als würde er zur Strafe so lange warten, bis sich doch noch einer zu Wort meldet.
Ganz anders Westner. Nicht von den Bürgern gewählt, sondern vom Kreistag zum Vize-Landrat erkoren, ist er wieder einmal zum amtierenden Kreischef geworden, weil sich Wolf im Krankenstand befindet. Nun darf man Westner, dem einstigen Rathauschef von Reichertshofen, nicht unterstellen, dass er nichts für Debatten übrig hat. Nein, das greift wohl zu kurz. Er vermittelt mitunter eher den Eindruck, als gäbe es überhaupt nichts zu diskutieren. Folgerichtig verliert er auch keine Zeit, wenn es darum geht, möglichst flott zur Abstimmung zu schreiten und zum nächsten Tagesordnungspunkt zu gelangen. In seinem augenscheinlichen Bestreben, eine Sitzung schnellstmöglich über die Bühne zu bringen, übersprang er – sich quasi selbst überholend – kürzlich sogar einen Punkt.
Während Wolf mit der Einfühlsamkeit eines Seelsorgers und in der Rolle eines Moderators die Stimmung sondiert und keinesfalls den Anschein erwecken mag, er würde etwas durchpeitschen wollen, rast Westner mit der Stringenz eines ICE, der nur an ganz wenigen Punkten Halt macht und auch keine Umwege fährt, durch die Tagesordnung. Und während man unter Wolf manchmal fast befürchten könnte, dass die Kreisräte mehr Parkgebühren bezahlen als sie Sitzungsgeld kriegen, kann man es bei Westner-Sitzungen vermutlich durchaus riskieren, wegen der paar Minuten gar kein Billet zu lösen. „Wir haben jetzt genug diskutiert“ – diese oder ähnliche Worte sind aus dem Munde des Vize-Landrats nicht selten zu hören, wenn er das Zepter schwingt.
In der jüngsten Sitzung des Kreistags hat es Westner wohl übertrieben. Thomas Stockmaier (FDP) wurde von ihm wie ein Schulbub behandelt. Dabei geht es gar nicht um die Frage, ob das, was der Liberale thematisieren wollte, in den öffentlichen Teil gehört oder nicht. Sondern darum, ob man mit Kollegen in dem Gremium so umspringen muss. Kollegen übrigens, die Westner ohne Gegenstimme – weil er ja derzeit praktisch den vollen Job macht – das Salär auf 90 Prozent des Landrats-Gehalts erhöht haben. Kollegen, die aus allen Ecken des Landkreises zu einer Sitzung zusammenkommen, um sich dann das Wort abschneiden zu lassen. Kollegen, die – sobald Wolf wieder zurück ist – nicht mehr oder weniger sind, als Westner selbst: Mitglieder des Kreistags.
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