Im Rahmen eines großen Projekts in der Region haben sich erstmals Waldbesitzer und Landwirte über die inzwischen sehr seltene Gelbbauchunke informiert.
(ty) Um die Ansiedlung der Gelbbauchunke im Landkreis Freising weiter voran zu bringen, haben sich erstmals interessierte Waldbesitzer und Landwirte über die mittlerweile sehr seltene Tierart bei den Unken-Experten Wolfang Gerlach und Jonathan Kroier in Nandlstadt informiert. Der Termin fand im Rahmen des Projekts „Allen Unkenrufen zum Trotz“ statt, an dem der Landkreis und der Bund Naturschutz gemeinsam arbeiten. Projekt-Koordinatorin Miriam Hansbauer hatte den Termin nach Feierabend organisiert. Ziel des Projekts ist es, neue Lebensräume für die Gelbbauchunke zu schaffen, zu verbessern und zu vernetzen. Und dazu braucht es, so wird betont, dringend weitere engagierte Grundeigentümer und engagierte Ehrenamtliche.
Gerlach und sein junger Helfer, der neunjährige Jonathan Kroier, konnten die regionale Initiative dabei auf eine große Besonderheit aufmerksam machen: In diesem Jahr hatten die Gelbbauchunken in den von Gerlach speziell angelegten Kleingewässern ein zweites Mal abgelaicht. Gewöhnlich geschieht dies nur zwischen Ende April bis Anfang Juli. Die Grundeigentümer, die sich für eine Wiederausbreitung einsetzen, konnten deshalb vom erwachsenen Tier bis zur gerade geschlüpften Kaulquappe alle Entwicklungs-Stadien beobachten.
Der ehrenamtliche Einsatz der beiden Experten ist dabei so wichtig wie nie zuvor: Vor allem durch das jahrzehntelange Engagement von Gerlach konnten hier kleine, noch verbliebene Populationen der Gelbbauchunke im Freisinger Land erhalten und sogar wieder vermehrt werden. Um den Erhalt der Art zu unterstützen, können auch Waldbesitzer und Landwirte einen wichtigen Beitrag leisten. Im Wald mögen die Amphibien am liebsten sonnige, flache Gewässer, die solange Wasser halten, bis aus den Larven Hüpferlinge geworden sind.
Ein besonderes Anliegen der Unken-Trägergemeinschaft ist es, weitere interessierte Landwirte und private Waldbesitzer für das Projekt zu gewinnen, denen der Grundbesitz im Landkreis zum weit überwiegenden Teil gehört. Einen weiteren Fokus legt das Vorhaben auf mögliche Umweltbildungsprojekte zusammen mit Schulen.
Das groß angelegte Projekt zum Erhalt der Gelbbauchunke, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, findet – wie berichtet – in sechs oberbayerischen Landkreisen statt, darunter auch im Kreis Pfaffenhofen. Gefördert wird es durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ und durch den bayerischen Naturschutzfonds (biologischevielfalt.bfn.de/26163.html). Insgesamt fließen in fünf Jahren 670 000 Euro in verschiedene Maßnahmen – mit dem Ziel, die Bestände der Gelbbauchunke bis zum Ende der Laufzeit am 30. Juni 2021 zu erhöhen.
Da ein großer Teil der Weltpopulation von „Bombina variegata“ in Deutschland vorkommt, hat Deutschland für dieses Tier eine ganz besondere Verantwortung. Kleine Gewässer, Quelltümpel, Viehweiden, aber auch Pfützen und wassergefüllte Fahrspuren: Hier fühlt sich die Gelbbauchunke wohl, hier legt sie ihre Eier ab. Doch durch Trockenlegungen und Straßenbauten sind diese Laichgewässer immer weniger geworden, und in der Folge auch die Tiere.
Ziel ist es nun, neue Lebensräume zu schaffen, Biotope aufzubessern und zu vernetzen, um die Unkenwanderung wieder zu ermöglichen. Dazu braucht es auch engagierte Grundeigentümer und Kiesabbau-Unternehmer sowie Privatpersonen, die die Laichgewässer freiwillig erhalten und pflegen. Forst-, Land- und Wasserwirtschaft sollen ebenso eingebunden werden wie Gemeinden und Schulen. Mit einbezogen in das Unken-Netzwerk wird auch das Wissenschaftszentrum Weihenstephan mit der TU München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die mit ihrem Fachwissen zum Gelingen beitragen sollen.
Träger des Projekts „Allen Unkenrufen zum Trotz“ sind die Landkreise Altötting, Freising und Neuburg-Schrobenhausen sowie der Bund Naturschutz in Bayern mit seinen Kreisgruppen Altötting, Erding, Freising, Mühldorf/Inn, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Die beteiligten Landkreise und der Bund Naturschutz haben zur Umsetzung eine Trägergemeinschaft gebildet, für die der Landkreis Freising die Geschäftsführung übernommen hat.
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