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Bundestags-Kandidaten im Interview: Kerstin Schnapp (Grüne) aus Pfaffenhofen. Das Gespräch zum Nachlesen und Anhören.

(zel) "Ohne die Grünen in der Regierung werden wir unsere selbst gesteckten Klima-Ziele nie erreichen", prophezeit Kerstin Schnapp, die hiesige Bundestags-Kandidatin ihrer Partei. Die 41-Jährige aus Pfaffenhofen, die mit ihrem Partner ein Unternehmen für Film- und Medienproduktion führt, ist Kreisvorsitzende der Grünen und Fraktionschefin im Kreistag. Sie wirbt für eine Politik, "die Menschen und Umwelt schützt". Der Verbrennungsmotor sei "keine Zukunfts-Technologie mehr", sagt sie.

 

Die deutsche Automobil-Industrie sei in den vergangenen Jahren zu wenig innovationsfreudig gewesen, kritisiert Schnapp im Interview mit pfaffenhofen-today und Radio Ilmwelle. Auf dem Weg zur umweltverträglichen Gestaltung der Mobilität sehe sie nicht nur die falschen, sondern – schlimmer – gar keine Weichen gestellt. „Wir sollten endlich mal über Weichenstellungen diskutieren und nicht darüber, wie wir das Diesel-Auto in Deutschland erhalten.“ 

Bei der aktuell für Elektro-Autos vorliegenden Infrastruktur könne man gar nicht von Infrastruktur sprechen, findet Schnapp. Wenn man als Politik aber wolle, dass sich die Leute E-Mobile kaufen, dann müsse man auch die passende Infrastruktur schaffen „und nicht nur davon reden“. Der Weltmarkt entwickle sich in Richtung E-Mobilität, vielleicht auch in Richtung Wasserstoff-Antrieb, „aber definitiv nicht in Richtung Abgase“, betont sie. „Wir müssen den Leuten ehrlich sagen: Der Verbrennungsmotor ist keine Zukunfts-Technologie.“

Hier hören Sie das Interview mit Kerstin Schnapp. 

Angela Merkel (CDU) werde zwar Klima-Kanzlerin genannt, aber ihre Bilanz sage das nicht aus, sagt Schnapp. Bei der Reduzierung der CO2-Emissionen habe in den vergangenen acht Jahren „völliger Stillstand“ geherrscht. „Warum muss ich denn für 19,90 Euro nach Malle fliegen können, mit einer umweltschädlichen Technologie, während mich eine Bahn-Karte nach Berlin das Vielfache kostet?“ Man könne doch nicht beim Auto auf E-Mobilität setzen und zugleich das Fliegen subventionieren. „Das ist widersinnig“, schimpft Schnapp und redet einer Kerosin-Steuer das Wort. Mit den daraus resultierenden Einnahmen von zehn bis 15 Milliarden Euro könne man „einen schönen ÖPNV und eine geile Infrastruktur für E-Autos schaffen“. 

Auch wenn es kein reines Bundes-Thema ist: Schnapp legt Wert darauf, dass die Grünen durch alle politischen Ebenen konsequent gegen die dritte Start- und Landebahn für den Münchner Flughafen seien. Und, ja, sagt sie: Damit sei ihre Partei auch gegen die 15 000 Arbeitsplätze, die der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) in Zusammenhang mit dieser Erweiterung verspreche. In der Region herrsche Vollbeschäftigung, betont Schnapp, man könne die nötigen Arbeitskräfte somit gar nicht bieten. Also müssten Tausende Menschen herziehen. „Wo sollen die wohnen“, fragt sie mit Verweis auf den Siedlungsdruck und die steigenden Mietpreise.

Apropos. Zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum müsse der Bund den Kommunen finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, postuliert Schnapp. Eine Spekulations-Steuer brauche es nicht nur für Aktien, sondern auch für Immobilien. Stärkere staatliche Unterstützung  sowie mehr Anerkennung fordert die Grünen-Politikerin für Start-Ups. Denn Firmengründer seien „Innovationstreiber“. 

Dass den Grünen die Erweiterung der Hähnchenmast-Anlage im Wolnzacher Ortsteil Eschelbach auf bis zu 144 600 Tiere ein Dorn im Auge ist, weiß man. „Ich suche ja immer noch den, der für diesen Stall ist. Ich kenne wirklich niemanden“, sagt Schnapp. Sie macht sich für eine grundsätzliche Wende in der deutschen Landwirtschafts-Politik stark. Gerade in diesem Bereich könne man durch Subventionen eine Menge bewegen und umsteuern. Einige ihrer Forderungen: Förderung des ökologischen Landbaus, Ausstieg aus der Massentierhaltung, Einführung einer Tierhaltungs-Kennzeichnung für Fleisch, Umsetzung eines Anbau-Verbots für genmanipulierte Pflanzen – „und keine Handels-Abkommen, die unsere Umwelt- und Verbraucherschutz-Standards gefährden“. 

Auch gegen die Bodenversiegelung kämpfen Schnapp & Co. an. Ein Bündnis aus den bayerischen Grünen und der ÖDP sowie der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ hat bekanntlich dieser Tage ein Volksbegehren wider den ausufernden Flächenverbrauch gestartet. Das Motto lautet: „Damit Bayern Heimat bleibt: Betonflut eindämmen.“ Im Freistaat verschwinden jeden Tag 13 Hektar Land unter Asphalt und Beton – das entspricht jährlich einer Fläche so groß wie der Ammersee, rechnen die Grünen vor.

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