Pfaffenhofener Feuerwehr blickt auf ereignisreiches Jahr 2017. Kommandant Seemüller beklagt "Alarmierungen aus Bequemlichkeit" als neues Phänomen.
(zel) Die Pfaffenhofener Feuerwehr hat im vergangenen Jahr 235 Einsätze absolviert und dabei 33 Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen oder Zwangslagen gerettet; fünf weitere Personen konnten nur mehr tot geborgen werden. Zudem wurden 250 Übungen abgehalten – so viele wie nie zuvor in einem Jahr. Unterm Strich leisteten die Floriansjünger aus der Kreisstadt 7600 ehrenamtliche Stunden. Ärgerlich war wieder einmal, dass es zahlreiche Fehl-Alarmierungen gab, ausgelöst durch Brandmelde-Anlagen.
Diese und viele weitere Zahlen wurden bei der Generalversammlung am Freitagabend im Pfaffenhofener Sparkassen-Casino vorgetragen und erläutert. Der Bericht des Vorsitzenden Karl-Heinz Denk illustrierte auch das rege Vereinsleben. Als Beispiele nannte er die Floriansmesse, das Familienfest oder den Tag der offenen Tür, bei dem ein neuer Besucher-Rekord verzeichnet worden war. Das Sportteam der Feuerwehr feierte einmal mehr bemerkenswerte Erfolge, vor allem bei der Aufsehen erregenden „Firefighter Combat Challenge“: Andreas Jüsche holte sich den bayerischen Titel, Adrian Schratt kämpfte sich auf Rang drei.
Der Pfaffenhofener Feuerwehr-Verein zählte zum Jahreswechsel 273 Mitglieder, darunter neben den 94 aktiven Feuerwehrlern und sieben Nachwuchskräften auch 57 passive Mitglieder, fünf Ehrenmitglieder und 110 Fördermitglieder. Der Einsatz einiger Mitglieder gehe weit über das gewöhnliche Maß hinaus, lobte Denk und hob besonders die gute Kameradschaft heraus.
Kommandant Roland Seemüller ging auf einige der 235 Einsätze des vergangenen Jahres ein, von denen rund 90 Prozent im Stadtgebiet zu Buche standen. Das Spektrum sei dabei vielfältig gewesen und mitunter herausfordernd. 146 der Einsätze bezogen sich auf technische Hilfeleistung, 87 Mal ging es um einen Brand und zwei Mal musste Sicherheitswache geleistet werden. Zu einigen der insgesamt 49 Fehl-Alarmierungen erzählte Seemüller die Geschichte dahinter: Demnach wurde die Wehr im vergangenen Jahr zu manchen Gebäuden gleich mehrfach – bis zu acht Mal – gerufen, weil die Brandmelde-Anlage Alarm geschlagen hatte, ohne dass es tatsächlich einen Ernstfall gab.
Neben Fehl-Alarmierungen beklagte Seemüller ein weiteres, neues Phänomen, das er „Alarmierungen aus Bequemlichkeit“ nannte. So sei man etwa wegen eines Baums auf der Fahrbahn gerufen worden, der sich – wie ein gezeigtes Foto bewies – als kleines Ästchen entpuppte, von dem augenscheinlich nicht der Hauch einer Gefahr ausging und das jeder mit zwei Finger hätte selbst beseitigen können. Einmal sei man gerufen worden, weil ein Eckventil tropfte. Und was als „Keller unter Wasser“ angenommen worden war, erwies sich in einem Fall als kleine Pfütze. Da fehlten einem mitunter die Worte, so Seemüller.
Helmut Repper (Zweiter von links) wurde für mehr als 30 Jahre als Zugführer geehrt. Für sein Engagement dankten ihm Kommandant Roland Seemüller (links), Vize-Kommandant Manfred Schweigard (rechts) und Vereins-Chef Karl-Heinz Denk.
Etwas im positiven Besonderes war die Beschaffung der neuen Drehleiter im vergangenen Jahr; zusammen mit Vohburg und Reichertshofen hatte es dafür eine Sammel-Bestellung gegeben. Laut Seemüller ist dieses Spezialgerät das teuerste Stück im Fuhrpark der Pfaffenhofener Wehr: Es kostete fast 600 000 Euro, dafür gab es gut 50 Prozent Zuschuss. Weitere interessante Zahlen: Das Durchschnitts-Alter der aktiven Feuerwehrler liegt in der Kreisstadt bei 38,4 Jahren, die so genannte Tagesalarmstärke beträgt 38 und es gibt aktuell 34 Atemschutzgeräte-Träger. Für die Zukunft brauche man auch mehr Maschinisten, so Seemüller. Abschließend unterstrich der Kommandant die Bedeutung der Feuerwehr: „Nach uns kommt keiner mehr und für uns gibt es keinen Ersatz.“
Wie viel Zeit und Engagement die Floriansjünger in ihr Ehrenamt investieren, veranschaulichte der Bericht von Vize-Kommandant Manfred Schweigard. Von den im vergangenen Jahr insgesamt geleisteten 7601 Stunden entfielen seinen Ausführungen zufolge rund 3069 auf Einsätze, 3351 auf Übungen, 686 auf Lehrgänge und 495 auf Öffentlichkeitsarbeit. Die Themen bei den insgesamt 250 Übungen reichten von A wie Absturz-Sicherung über M wie Maschinisten bis Z wie Zugführer. Bei insgesamt 94 Lehrgängen wurden 27 verschiedene Themen behandelt.
Jugendwart Martin Grabmair berichtete von der zahlenmäßig recht überschaubaren, aber seinen Angaben zufolge sehr engagierten Nachwuchs-Gruppe, deren Stärke sich von fünf auf sieben erhöht hat. Um die Nachwuchs-Werbung zu intensivieren, wurde ein Konzept erarbeitet: Pfaffenhofener Kinder, die ihren zwölften Geburtstag gefeiert haben, werden zu einem Abend bei der Feuerwehr eingeladen. Sie bekommen erste Einblicke in die Arbeit, besichtigen den Fuhrpark und kriegen ein kleines Geschenk.
Kassenwart Bernd Kirchhoff legte dar, dass sich im Laufe des vergangenen Jahres die Finanzlage des Feuerwehr-Vereins um gut 5000 Euro auf 20 400 Euro verbessert hat. Erstmals sei man mit einer Erbschaft bedacht worden. Ein Pfaffenhofener, der laut Kirchhoff weder aktives noch passives Mitglied war, hatte den Floriansjüngern 3000 Euro vermacht.
Zu der Generalversammlung waren neben mehreren Stadträten auch Vertreter von THW, BRK und Polizei sowie von der Kreisbrand-Inspektion und aus den Ortsteil-Feuerwehren gekommen. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) lobte mit Blick auf die aus den Berichten hervorgegangenen Informationen: „An allen entscheidenden Stellschrauben ist Bewegung“, alle Parameter stünden auf Grün. Die Stadt spare nicht bei der Feuerwehr, doch entscheidend seien der Geist der handelnden Akteure und die Kameradschaft. Die hiesige „Feuerwehr-Familie“ sei ein „funktionierendes Netzwerk“. Weitere Grußworte sprachen Kreisbrandrat Armin Wiesbeck und der örtliche Polizei-Chef Helmut Fink.
Auch diesmal wurden zum Ende der Zusammenkunft langjährige Mitglieder des Feuerwehr-Vereins gewürdigt. Hier die Namen der Geehrten: Dominik Schmid (zehn Jahre Mitgliedschaft), Martin Schöll (20 Jahre), Margot Kaindl, Brigitte Mayer, Markus Meitner, Markus Walter (je 30 Jahre), Karl Geisreiter (40 Jahre), Herrmann Fuss, Ludwig Kramer, Hans Prechter, Alois Walter (je 50 Jahre), Helmut Walter (60 Jahre), Franz Burkhart, Manfred Kanzler (65 Jahre) und Anton Bachthaler (70 Jahre).
Die Kameraden, die befördert wurden, zusammen mit Kommandant Roland Seemüller, Vereins-Chef Karl-Heinz Denk (Zweiter von rechts) und dessen Vize Quirin Axthammer (rechts).
Für mehr als 30-jährige Tätigkeit als Zugführer wurde Helmut Repper geehrt: Er bleibt der aktiven Truppe erhalten, will aber fortan etwas kürzer treten. Vize-Kommandant Manfred Schweigard wurde zum Hauptbrandmeister befördert, Roland Tretter ist jetzt Oberbrandmeister, Stefan Petz ist nun Brandmeister, Bernd Kirchhoff darf sich nun Hauptlöschmeister nennen. Zu Oberlöschmeistern wurden Johann Drittenpreis und Florian Nischwitz befördert, Torsten Sommer ist jetzt Löschmeister. Zum Feuerwehrmann ernannt wurden Florian Zimmermann und Stefanie Reisner.