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"Das Ausmaß ist gravierend", sagt ein Experte. Besonders pikant: Es geht um das letzte Refugium der Malven-Langhornbiene in Bayern.

Von Alfred Raths

Mit einem hohen Bußgeld rechnen müssen jene Motocross-Fahrer, die im vergangenen Jahr mit ihren Maschinen das Brut-Areal der seltenen Malven-Langhornbiene im Naturschutzgebiet Windsberg bei Freinhausen teilweise regelrecht durchpflügt haben. Derzeit befasst sich die Untere Naturschutzbehörde am Pfaffenhofener Landratsamt mit dem Fall. Der in Bayern nur mehr in diesem Bereich vorkommenden Bienenart droht indes hier das Aussterben.

Die Malven-Langhornbiene zählt zu einer der seltensten Tierarten in ganz Deutschland. In Bayern gibt es einen kleinen Restbestand nur im Naturschutzgebiet Windsberg. Die Tiere überwintern im Sand in Brutzellen in etwa 20 Zentimetern Tiefe. Ausgerechnet dort tobten sich allerdings im November vergangenen Jahres fünf jugendliche und erwachsene Motorrad-Fahrer aus und missbrauchten das Gelände als Motocross-Arena. Anwohner hatten damals die Polizei verständigt und eine angerückte Streife konnte den Tätern im Alter zwischen 17 und 31 Jahren noch vor Ort habhaft werden.

Der renommierte Wildbienen-Experte Erwin Scheuchl erstellte wenige Wochen nach dem Vorfall im Auftrag der Naturschutzbehörde ein Gutachten, welches das Ausmaß des Schadens deutlich macht. Kürzlich war er als Referent zu Gast bei der Jahresversammlung der Reichertshofener Ortsgruppe im Bund Naturschutz (BN) und sagte dort: "Das Ausmaß ist gravierend!"

Auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern sei der Boden stellenweise so sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dass er dort wie durchpflügt aussehe. Den Anteil der zerstörten Malven-Langhornbienen-Nester schätzt der Fachmann auf bis zu 50 Prozent. Erst zur Flugzeit der Tiere im Sommer wird sich herausstellen, ob die Windsberger Population nach den erlittenen Verlusten überhaupt noch weiter existieren kann.

Unterschreitet die Population nämlich eine bestimmte Größe, ist das nämlich nicht mehr der Fall. Dann wäre diese äußerst seltene Bienenart im Freistaat ausgestorben. Eine Wiederbesiedelung ist nicht zu erwarten, da die Malven-Langhornbiene in Deutschland nur noch an drei weiteren Standorten vorkommt: in der Nähe von Frankfurt im Oberrheingraben und im Odertal sowie im Kyffhäuserkreis.

„Ob die Windsberger Population diesen Verlust überstehen wird, kann noch nicht abgeschätzt werden“, sagt auch eine Sprecherin der Kreisbehörde gegenüber unserer Zeitung. Diese befasst sich aktuell mit dem Fall, nachdem die Staatsanwaltschaft von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgesehen hat. Das Bußgeld-Verfahren wird eingeleitet, wenn die Fahrer angehört worden sind und sich zu dem ihnen vorgeworfenen Sachverhalt geäußert haben. "Erst anschließend wird das Bußgeld festgesetzt", heißt es aus dem Landratsamt. Aussagen zur Höhe der drohenden Geldbuße seien zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Allerdings: "Der Bußgeldrahmen geht bis zu 50 000 Euro."


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