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Sie retteten zahlreiche Vierbeiner aus einer "Animal Hoarding"-Situation. Doch jetzt benötigen sie neue Plätze für die halbwilden Katzen.

Von Alfred Raths

In einem Fall von so genannter Tierhortung sind die Mitarbeiter der Pfaffenhofener Tierherberge tätig geworden. Allerdings beklagen die Helfer nun selbst ein Platz-Problem und hoffen deshalb auf geeignete Orte, an denen die halbwilden Katzen untergebracht werden können. Die hiesigen Tierschützer befreiten bislang nach eigenen Angaben fast zwei Dutzend Katzen, die sich eine Frau aus dem Landkreis Pfaffenhofen im Laufe von nur wenigen Jahren teils angeschafft hatte und die sich mangels Kastration dann auch noch weiter vermehrten. Die Tiere, voll mit Parasiten, habe sie weitgehend in ihrer Wohnung gehalten. Aufgrund fehlender Katzenklos seien die Zimmer mit Urin und Kot verunreinigt gewesen. 

 

Bereits im vergangenen Jahr startete der Tierschutzverein nach eigener Darstellung eine Kastrations-Aktion auf dem Hof, im Zuge derer jedoch lediglich bei zwölf Katzen die Keimdrüsen entfernt werden konnten. Damals sei allerdings das gesamte Ausmaß des Problems nicht zu erkennen gewesen. Erst nach einer entsprechenden Mitteilung aus dem näheren Umfeld der Frau starteten die Tierschützer ab Ostern eine Fang-Aktion, die sich bis in diese Tage hinzieht. Heute konnte immerhin bereits die 22. Katze gefangen werden.

"Sechs Kätzinnen waren noch nicht kastriert und hätten definitiv diesen Frühsommer wieder geworfen", berichtet eine Sprecherin der Tierherberge. Eine Katze mit einer schweren, unbehandelten Augenverletzung sei hochtragend und werde deshalb wohl im Tierheim mehrere Junge zur Welt bringen. "Im Durchschnitt bekommen Katzen drei bis sechs Junge pro Wurf, doch bei so unterversorgten Tieren stirbt ein Großteil des Nachwuchses." Sicherlich sei für jeden vorstellbar, wie sehr die Situation eskaliert wäre, wenn niemand eingegriffen hätte.

Die bereits gefangen Katzen seien mittlerweile größtenteils in einer guten körperlichen Verfassung. "Sie waren stark verwurmt, verfloht und hatten teilweise viele Zecken. Einige Katzen haben noch Durchfall, was aber auch durch Stress ausgelöst sein kann." Große Sorge bereitet den Mitarbeitern der Tierherberge, dass die Tiere weitgehend ein halbwildes Verhalten zeigen, gegenwärtig kaum Vertrauen zu Menschen haben – aber aus Platzgründen trotzdem vermittelt werden müssen. Das gehe auch getrennt voneinander, wird aber wohl nicht ganz einfach: "Beinahe alle diese Katzen sind sehr menschenscheu und zunehmender Kontakt zu Menschen bedeutet für sie großen Stress." In geschlossenen Räumen hätten die Tiere große Angst.

Deswegen suche man nun dringend nach Plätzen, wo die Katzen zwar in Freiheit leben können, aber dennoch gut mit Futter versorgt werden. "Solche Plätze wären zum Beispiel Reiterhöfe oder weitläufige Grundstücke mit vielen Unterschlupf-Möglichkeiten außerhalb des menschlichen Hauses." Alle Katzen seien kastriert, tätowiert und mehrfach gegen Parasiten behandelt worden. Bei Futterproblemen will die Tierherberge auch gerne aushelfen. Wer die Möglichkeiten hat und gerne einen solchen Wildfang bei sich aufnehmen möchte, der kann sich montags, mittwochs und donnerstags telefonisch bei der Tierherberge in Pfaffenhofen unter der Rufnummer (0 84 41) 49 02 44 melden oder die Tiere auch zu den Öffnungszeiten zunächst einmal besuchen.

Von "Animal Hoarding" oder "Tierhortung" spricht man dann, wenn sehr viele Tiere auf engem Raum gehalten werden und eine Mindest-Anforderung an Hygiene, Nahrung sowie gesundheitliche Überwachung nicht mehr gegeben ist. Es gibt verschiedene Formen von Tierhortung. "In der Regel fängt sie harmlos und oft auch mit sehr tierlieben Menschen an", sagt die Sprecherin der Pfaffenhofener Tierherberge. "Manche retten in Not geratene Tiere, manche starten als kleine Züchter." Nicht selten eskaliere die Situation und die Anzahl der Tiere steigere sich, bis der Mensch nicht mehr dazu in der Lage sei, sie zu bewältigen. "Solche Menschen und auch die Tiere brauchen dann Hilfe." Das Problem: "Viele sehen die Problematik selbst jedoch nicht ein und glauben weiterhin, dass es ihren Tieren gut geht." Auch beim vorliegenden Fall im Landkreis Pfaffenhofen sei es so gewesen.


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