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Jeweils bis zu 5500 Euro müssen fünf Biker für ihre Aktion bei Freinhausen blechen. 

Von Alfred Raths

Empfindliche Bußgelder hat das Pfaffenhofener Landratsamt gegen fünf Motocross-Fahrer im Alter zwischen 17 und 31 Jahren verhängt, die mit ihren Maschinen im Naturschutz-Gebiet Windsberg bei Freinhausen massiv gewütet hatten. Besonders tragisch: Sie durchpflügten dabei auch Brut-Areale der Malven-Langhornbiene. Es handelt sich um eines der letzten in Deutschland bekannten Refugien dieser äußerst seltenen Tiere. In Bayern, wo diese Insekten-Art bereits als ausgestorben galt, kommt sie nur mehr hier vor.

 

"Es wurden fünf Bußgelder zwischen 1000 und 5500 Euro verhängt. Da kein Einspruch eingegangen ist, gehen wir davon aus, dass das jeweilige Bußgeld akzeptiert wurde, die Bescheide sind rechtskräftig", sagte Karl Huber, Pressesprecher des Pfaffenhofener Landratsamts, gegenüber unserer Zeitung. Die Behörde war für das Ordnungswidrigkeiten-Verfahren gegen die wilden Biker zuständig. Die zuständige Staatsanwaltschaft hatte kein Vorliegen einer Straftat gesehen und von der Einleitung eines Ermittlungs-Verfahrens abgesehen.

 

"Daher war der Verstoß gegen die Verordnung über das Naturschutz-Gebiet nur über Bußgeld zu ahnden", erklärt Huber. "Konkret wegen des Befahrens des Naturschutz-Gebiets, der Veränderung der Bodengestalt, der Störung und nachteiligen Veränderung der Lebensbereiche der Tiere und Pflanzen sowie der Beschädigung von Brut- und Wohnstätten." Da nach Angaben des Landratsamts sämtliche fünf nun zur Kasse gebetenen Zweirad-Fahrer "im näheren Umfeld des Gebiets" wohnen, sei man bei der Kreisbehörde davon ausgegangen, dass ihnen "die Schutzbedürftigkeit des Gebiets bekannt war und Schäden billigend in Kauf genommen wurden".   

 

Wenngleich die nun verhängten Bußgelder von jeweils bis zu 5500 Euro auf den ersten Blick hoch wirken, sind die Adressaten wohl trotzdem noch einmal vergleichsweise glimpflich davongekommen. Immerhin sieht der entsprechende Bußgeld-Rahmen sogar Strafen von bis zu 50 000 Euro vor. Wie Landratsamt-Sprecher Huber dazu erläuterte, würden bei der Bemessung der Bußgeld-Höhe verschiedene Gesichtspunkte – wie Alter, Beruf und persönliche Betroffenheit – vor dem Hintergrund des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit abgewogen.

 

Wie berichtet, hatten im November vergangenen Jahres fünf jugendliche und erwachsene Motocross-Fahrer auf dem geschützte Gelände in aller Deutlichkeit ihre Zweirad-Spuren hinterlassen, als sie es quasi als Motocross-Arena missbrauchten (siehe Fotos) und stellenweise sozusagen regelrecht beackerten. Anwohner hatten damals die Polizei verständigt. Die daraufhin angerückten Gesetzeshüter konnten der fünf Biker im Alter zwischen 17 und 31 Jahren noch vor Ort habhaft werden.

 

Im Auftrag der zuständigen Naturschutzbehörde hatte Erwin Scheuchl als Wildbienen-Experte ein Gutachten erstellt. Er kam zu dem Schluss, dass das Ausmaß der angerichteten Schäden als gravierend anzusehen sei. Wie durchpflügt habe auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern der Boden ausgesehen. Bis zu 50 Prozent der Malven-Langhornbienen-Nester, so die Schätzung des Fachmanns, seien durch die Aktion zerstört worden.

 

Wie die hiesige Population der Malven-Langhornbiene die zerstörerische Aktion der Umwelt-Rowdys überstanden hat und ob sie hier überhaupt weiter existieren kann, werden wohl erst die nächsten Monate erweisen. Die Gefahr: Unterschreitet die Population eine bestimmte Größe, dann droht das Aus für die Tiere. Damit wäre diese äußerst seltene Bienenart im Freistaat ausgestorben.

Eine Wiederbesiedelung wäre indes wohl nicht mehr zu erwarten, da die Malven-Langhornbiene in Deutschland nur noch an drei weiteren Standorten vorkommt: in der Nähe von Frankfurt im Oberrheingraben und im Odertal sowie im Kyffhäuserkreis.

 

In Bayern gibt es nur mehr einen kleinen Restbestand dieser Tiere – eben in dem gut acht Hektar umfassenden Naturschutz-Gebiet Windsberg, östlich von Freinhausen (Gemeinde Hohenwart). Die Malven-Langhornbienen überwintern dort im Sand in Brutzellen in etwa 20 Zentimetern Tiefe. Sie zählen zu den seltensten Tierarten in der ganzen Bundesrepublik. 

 

Auf dem Windsberg hatte nach Angaben des Bund Naturschutz (BN) ein Münchener Insekten-Forscher vor rund 14 Jahren diese Wildbienenart entdeckt, die bis zu diesem Zeitpunkt im Freistaat bereits als ausgestorben galt.

 

Erstmeldung zum Thema:

Cross-Fahrer pflügten durchs Schutzgebiet Windsberg: Jetzt drohen hohe Bußgelder


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