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Völlig verwahrlost seien sie gewesen, inmitten von Kot und Urin.

Von Alfred Raths

„Es ist einer der schlimmsten Fälle, die ich seit Jahrzehnten erlebt habe.“ So kommentiert Silvia Gruber das, was da in dieser Woche ans Tageslicht gekommen war. Die Vorsitzende des Dachauer Tierschutzvereins kann es noch immer nicht fassen, in welch tragischem Zustand die Tierheim-Mitarbeiter in einem Haus in Röhrmoos (Landkreis Dachau) drei Katzen und zwei Hunde vorgefunden hatten. Die Schilderungen sind schockierend. "Das ganze Haus war in einem stark hergekommen, vermüllten Zustand", heißt es aus dem Veterinäramt. "Eiter, Kot, Urin war an viel Stellen zu erkennen und das hat sich wohl über einen längeren Zeitraum schon so entwickelt."

Alarmiert eben vom Veterinäramt, das durch einen anonym gegeben Hinweis auf den Fall aufmerksam gemacht worden war, fanden die Tierschützer Katzen und Hunde in einem völlig verwahrlosten Zustand inmitten von Kot und Urin vor. „Die Tiere haben ein mindestens monatelanges Martyrium hinter sich“, sagt Gruber gegenüber unserer Zeitung. Der Besitzer habe die Tiere in besonders sträflicher Weise vernachlässigt. „Die drei Katzen sind bis auf die Knochen abgemagert sowie auch dehydriert und derzeit in der Tierklinik in Ismaning in Behandlung.“

Hund "Nico".

Vermutlich sei eine der Katzen überdies auch ernsthaft erkrankt, das müsse sich noch herausstellen. „Ob die zwei Norwegischen Waldkatzen und die Ragdoll-Katze durchkommen, bleibt fraglich, sie sind in einem kritischen Zustand und werden jetzt bestmögliche versorgt“, sagt Gruber. Die Ragdoll-Katze sei etwas besser beieinander, „wenn man das überhaupt so bezeichnen kann“. Nicht absehbar sei derzeit, wann alle drei zur weiteren Pflege zurück ins Tierheim kommen können. 

"Nico" vor der Schur.

Die Hunde, zwei Königspudel, seien zumindest so weit obenauf, dass man sich um sie im Tierheim kümmern kann. Dem zehnjährigen "Apollo" und den wohl etwa zwei bis drei Jahre alten "Nico" mussten die Tierschützer mühevoll das vollkommen verkotete Fell scheren. „Es waren etwa viereinhalb Kilo Fell, verfilzt mit dem Kot der Tiere, das wir in achtstündiger Arbeit entfernt haben“, beschreibt Gruber die aufwändige Arbeit. „Der schwarze Apollo hätte schon die kommenden Tage keinen Kot mehr absetzen können und wäre schließlich an Darmverschluss gestorben – da war es höchste Zeit.“

Apollo von der Seite.

Mehrmals mussten Apollo und Nico gebadet werden, um sie einigermaßen sauber zu bekommen – und dem angeblich schier unerträglichen Gestank Herr zu werden. Den Angaben zufolge wurden insgesamt 4,5 Kilogramm Filz mit Kot abgeschoren. Insgesamt brauchte die Pfleger acht Stunden für das Scheren der Hunde.

Gruber beschreibt das Hundepaar als ausgesprochen nett, freundlich und zutraulich. „Wir bemühen uns jetzt erst mal, sie aufzupäppeln.“ Das werde wohl noch einige Zeit dauern. 

 

Nicos Krallen, erst nach der Schur zu sehen.

„Wir haben vor Ort gesehen, dass die Tiere erheblich vernachlässigt wurden. Das ganze Haus war in einem stark hergekommen, vermüllten Zustand. Eiter, Kot, Urin war an viel Stellen zu erkennen und das hat sich wohl über einen längeren Zeitraum schon so entwickelt“, bestätigt Betina Brühl vom Dachauer Veterinäramt. Zunächst sei die anderweitige Unterbringung auf Kosten des Tierhalters verfügt worden. „Wir müssen jetzt abwarten, welche Diagnosen gestellt werden. Daraufhin wird geprüft, ob auch noch eine Strafanzeige wegen eines groben Verstoßes gegen das Tierschutz-Gesetz gestellt wird."

Apollo von hinten, am Rücken wurde die "Platte" schon aufgeschnitten.

Der Tierschutzverein will jedenfalls beim Landratsamt einen Antrag auf Tierhalteverbot stellen. „Dieser Mann darf künftig keine Tiere mehr halten“, fordert Gruber. Außerdem werde Anzeige wegen Tierquälerei erstattet. Jetzt gerade seinen alle geretteten Tiere im so genannten Verwahrstatus, deswegen werde ein Antrag auf Wegnahme der Tiere notwendig: „Bislang gehören sie ja rechtlich noch dem betreffenden Halter“, erklärt Gruber die momentane rechtliche Situation. Bis die Tiere vermittelbar sind, wird es auch deshalb noch einige Zeit dauern. 

"Apollo" und "Nico" nach der Schur und nach zweimaligen Baden. "Es wurden 4,5 Kilo Filz mit Kot abgeschoren", berichtet das Tierheim.


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