OB-Kandidatin Veronika Peters und Aktion-Innenstadt-Chef Alois Finkenzeller aus Ingolstadt ließen sich heute in Pfaffenhofen inspirieren
Von Tobias Zell
Nein, diesmal hatte es nichts Konspiratives. Alois Finkenzeller sprühte keinen einzigen Buchstaben auf die Straße. Und Veronika Peters legte keinem Blumentrog ein Baströckchen um. Aber gut, die zwei hatten ja diesmal auch kein Heimspiel. Die beiden, Aktion-Innenstadt-Chef Finkenzeller und SPD-OB-Kandidatin Peters, waren heute einer Einladung nach Pfaffenhofen gefolgt, um sich dort in der lebenswertesten Kommune der Welt und der in Sachen Nachhaltigkeit ausgezeichneten Stadt zu informieren.
„Ich wollte hier mal herschauen, weil man hier viele Ideen ausbrütet“, meinte Peters. Und deswegen sei man gerne der Einladung von Fabian Stahl, dem Präsidenten des Pfaffenhofener Vereins „Lebendige Innenstadt“, gefolgt. Der nahm den Besuch auf dem Hauptplatz ebenso erfreut in Empfang, wie der hiesige SPD-Chef Markus Käser. Letzteren sieht Peters dieser Tage aber ohnehin ziemlich oft, weil sie bekanntlich von ihm im OB-Wahlkampf unterstützt wird.
Alois Finkenzeller, polarisierender Streiter für die Schanzer Innenstadt, gab sich vorweihnachtlich-versöhnlich. Er konzentrierte sich ganz auf Pfaffenhofen und saugte Ideen und Eindrücke auf, weshalb es kein böses Wort über Versäumnisse in Ingolstadt gab, die er ja sonst bei jeder Gelegenheit anzuprangern pflegt. Bei seinem Fazit am Ende der Visite befand er bei einem Glühwein auf dem Christkindlmarkt: „Gute Verbindungen und gute Nachbarschaft sind wichtig.“ Und fast schon mochte man wirklich glauben, er habe jetzt, kurz vor dem Fest der Liebe, seine ganze Bissigkeit gegen grenzenloses Harmoniebedürfnis eingetauscht, da meinte er zumindest noch: „Wir in Ingolstadt können uns von Pfaffenhofen so einiges abschauen – und sollten uns da auch nicht zu schade sein, abzuschauen, was die kleineren Städte reißen.“
Abzuschauen, das weiß man, gibt es in Pfaffenhofen so einiges. Wenn es um das Wasserspiel auf dem Paradeplatz geht, das Pfaffenhofen nicht nur längst vorher hatte, sondern viel größer. Wenn es um das freie WLAN in der City geht, in dem die Pfaffenhofener schon surften, während die Ingolstädter noch rechtliche Fragen klärten. Wenn es um die Live-Übertragung von Stadtrat-Sitzungen im Internet geht, die Pfaffenhofen schon hatte, als man in Ingolstadt anfing darüber zu debattieren, um sie letztlich abzulehnen. Oder wenn es um die – zumindest grundsätzliche – Übernahme des Studio-Projekts aus Pfaffenhofen geht, das Leerstände reduzieren und Existenzgründern den Sprung in die Selbstständigkeit erleichtern soll.
Engelchen und OB-Kandidatin: Veronika Peters auf dem Pfaffenhofener Christkindlmarkt.
Letzteres Projekt hat im September bekanntlich schon Christian Lösel, den OB-Kandidaten der CSU, in Begleitung von Arthur Korndörfer und Christian Ose von den Innenstadtfreunden nach Pfaffenhofen gezogen. Und auch Peters wurde heute noch einmal von Innenstadt-Präsident Stahl über dieses Konzept informiert, das auf der Schanz in größerer Dimension unter „Cityfreiraum“ firmiert. Nicht zuletzt interessierten sich Peters und Finkenzeller auch für die Ausführungen des Pfaffenhofener Stadtbaumeisters Gerald Baumann, der übrigens in Ingolstadt lebt und einst auch zehn Jahre lang im Stadtplanungsamt auf der Schanz gearbeitet hat.
„Die Stadt muss immer die Oberhand behalten“, erklärte Baumann, worauf es den Pfaffenhofenern bei der Entwicklung ankommt. „Die Stadt entwickelt und legt die Ziele fest – nicht ein Investor.“ Natürlich sei man auf Investoren angewiesen, aber die müssten sich an die Ziele halten, die die Stadt vorgebe. „Wir versuchen mit allen Mitteln, das Zentrum zu stärken und nichts in der Peripherie zuzulassen, was der Innenstadt schaden würde“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Diese Worte dürften Wasser auf die Mühlen all derer sein, die den Entscheidern gerne vorwerfen, eben das nicht beherzigt zu haben.
Was Baumann da über die Pfaffenhofener Innenstadt berichtete, ging auch bei Peters und Finkenzeller ohrentief rein. Und die OB-Kandidatin nutzte die Gelegenheit in Pfaffenhofen, um aus ihrer Sicht den Finger in die Ingolstädter Wunde zu legen. In Richtung der dortigen CSU-Regierung monierte sie: „Die haben ja auch erkannt, dass sie die Industrie unterstützen müssen. Und jetzt müssten sie halt auch den Handel und die Innenstadt ebenso unterstützen.“ So weit soll es aber ja, wenn es nach Peters geht, im Grunde gar nicht kommen. Denn ab März möchte sie auf dem Chefsessel im Rathaus sitzen und die Sache selbst in die Hand nehmen.
Stahl, der Chef von „Lebendige Innenstadt“, berichtete aus seiner Erfahrung zwischen Stadt(rat) und seinem Verein und meinte: „Es geht nur mit der Politik zusammen – und zwar einer Politik, die offen ist und nicht verhindert.“
Peters nimmt indes noch eine ganz konkrete Idee mit nach Hause. Mit Blick auf das Kaufhaus Urban am Pfaffenhofener Hauptplatz sagt sie: „Wir müssen es in Ingolstadt schaffen, auch einen Vollsortimenter in die Innenstadt zu bekommen.“ Und überhaupt: Die Pfaffenhofener könnten ihre Leerstände an einer Hand abzählen. Und die wenigen seien auch nur deshalb Leerstände, weil dort gerade renoviert oder umgebaut werde.
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